Tauchender Eisbär hinter einer dicken Glasscheibe im Zoo Hannover, davor steht ein Mädchen und presst die Hand an die Scheibe

Tier und Mensch

Zoos

Früher war der Zoobesuch reine Volksbelustigung. Heute sollen Zoologische Gärten mehr leisten: Sie sind auch Orte der Bildung, wissenschaftliche Forschungsstätten und ein Schutzraum für bedrohte Tiere.

Von Susanne Wagner

Zuchtprogramme statt Wildfang

Als ältester noch bestehender Zoo der Welt gilt der Tiergarten Schönbrunn in Österreichs Haupstadt Wien. Er wurde 1752 von Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen gegründet und ist damit mehr als 270 Jahre alt.

1844 wurde der erste Zoo in Deutschland eröffnet, und zwar in Berlin. Es folgten der Zoologische Garten von Frankfurt am Main (1858), Köln (1860) und Dresden (1861).

Lange Zeit stammten die Tiere im Zoo ursprünglich aus der Wildnis. Sie wurden in ihren Heimatländern gefangengenommen, nach Deutschland gebracht und an die Zoos verkauft.

Zwei Tierjäger aus Europa fangen in Indien einen Babyelefanten für einen britischen Zoo (1938)

Zwei Tierjäger fangen einen Babyelefanten für einen britischen Zoo (1938)

Heute ist das anders. Die meisten Zootiere stammen aus kontrollierten Zuchten, oft aus anderen Zoos. Außerdem gibt es internationale Übereinkommen, die bedrohte Tierarten unter strengen Schutz stellen und den Handel mit Wildtieren kontrollieren.

Deshalb bemühen sich zoologische Gärten, so das Argument vieler Zoofreunde, sich selbst erhaltende Populationen aufzubauen und mit der Zucht einen Beitrag zur Erhaltung bedrohter Arten zu leisten.

Artgerechte Haltung?

Ob die Haltung von Tieren in Zoos erlaubt sein sollte oder nicht, dazu gibt es unterschiedliche Standpunkte. Nach Meinung von Tierschützern verkümmern die Tiere in Gefangenschaft. Zoobefürworter dagegen loben die artgerechte und naturnahe Haltung heutiger Zoos.

Das moderne Zoomanagement kann dabei auf die Erfahrungen zurückgreifen, die in fast 200 Jahren Zoogeschichte gesammelt wurden.

Während früher vor allem die körperliche Gesundheit der Tiere im Vordergrund stand, so wird heute auch die Psyche der Tiere berücksichtigt. Statt winziger Käfige werden die natürlichen Lebensräume der Tiere nachgebildet. Die Gehege für Eisbären erinnern an polare Eislandschaften, Affenkäfige an den Dschungel.

In freier Wildbahn verbringen Tiere viel Zeit mit der Suche nach Nahrung oder der Flucht vor Feinden. Diese Mühe bleibt ihnen im Zoo erspart, aber dadurch können sich Langeweile und Verhaltensstörungen einstellen.

Viele Zoos bemühen sich daher, den Tieren abwechslungsreiche Lebensbedingungen zu bieten, etwa durch Fütterung, Spielzeuge und andere spezielle Ausstattungen. Diese Maßnahmen werden auch "Verhaltensanreicherung" ("Behavioural Enrichment") genannt und sollen den Tieren ein artgerechtes Verhalten ermöglichen und ihre freie Zeit füllen.

Letzte Zuflucht für bedrohte Tierarten

Zoologische Gärten sehen sich heute als letzte Zuflucht vieler bedrohter Arten. Die Tiere, die in den Zoos gezüchtet werden, können später in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet ausgewildert werden und dazu beitragen, dass die Zahl der wildlebenden Tiere wieder steigt.

Viele Wissenschaftler sind der Ansicht, dass solche Projekte der Wiederansiedlung und Bestandsaufstockung zum Überleben von Tierarten beitragen können.

Um die Vermehrung von Zoo-Tieren zu intensivieren, haben Forscher im Zoo von San Diego in Kalifornien den so genannten "Eingefrorenen Zoo" ("Frozen Zoo") eingerichtet. Es ist die größte Tier-Gen-Bibliothek der Welt: Bei minus 195 Grad Celsius sind hier Gewebeproben von 370 Tierarten eingefroren, die vom Aussterben bedroht sind.

Genanalysen klären den Verwandtschaftsgrad, vermeiden Inzucht und helfen bei der Erforschung von Krankheiten. Die gefrorenen Gewebeproben sollen helfen, die genetische Vielfalt zu bewahren.

(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 07.03.2024)

Quelle: SWR

Darstellung: