Szene aus dem Film "2001: Odyssee im Weltraum" von 1968.

Universum

Wie klingt das Universum?

Von Siegfried Klaschka und Harald Brenner

In Stanley Kubricks "2001 – Odyssee im Weltraum" klingt der Weltraum nach Johann Strauß, nach Walzer – irdisch eben. Klar, dass Filmregisseure zu solchen Stilmitteln greifen, denn akustisch ist zwischen Planeten, Sternen und Galaxien nicht gerade viel geboten. Im All herrscht Stille. Keine Luft, keine Schallausbreitung, keine Geräusche – wirklich nichts?

Stimmt nicht so ganz. Der amerikanische Astro-Physiker Donald Gurnett von der University of Iowa zum Beispiel nimmt seit über 40 Jahren die von Gasen im interplanetarischen Raum ausgestrahlten Radiowellen auf. Er verlangsamt die extrem hohen Frequenzen der Wellen, bis sie innerhalb des für Menschen hörbaren Spektrums liegen. Damit kann er "Gewitter" auf dem Jupiter, Polarlichter auf der Erde und kosmische Strahlung hörbar machen.

Instrumente auf Voyager, Galileo, Cassini und mehr als zwei Dutzend weiteren Nasa-Raumsonden nahmen die Radio-Emissionen auf, die das dünne elektrisch aufgeladene Gas zwischen den Himmelskörpern durchschwingen. Gurnett hat Tausende dieser Aufzeichnungen gesammelt und in Töne umgewandelt.

Der Wissenschaftler vergleicht sein Verfahren mit einem Radiogerät, das die empfangenen Radiowellen in Töne umsetzt. Hört man sich die Soundfiles an, klingt es nach abgefahrener moderner Musik, nach Pfeiftönen, Chorgesängen und dumpfem Grollen.

Da die Nasa viele Wege geht, um die Öffentlichkeit für die Erforschung des Alls zu begeistern, beschloss die Weltraumorganisation auf der Basis dieser "Space-Music" eine Komposition in Auftrag zu geben.

Die Nasa kontaktierte David Harrington, den künstlerischen Direktor des weltberühmten Kronos Quartet und schlug ihm das Projekt vor. Harrington beauftragte den minimalistischen Komponisten Terry Riley, die Partitur zu schreiben.

Mit der Outerspace-Music aus der Umgebung von Jupiter, Venus und anderer Planeten komponierte Riley die Melodie und nannte das Werk "Sun Rings" – Sonnenringe. Interpretiert wurde das Stück vom berühmten Kronos Quartet.

Quelle: SWR | Stand: 15.07.2020, 10:09 Uhr

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