Beinhaus und Sodatenfriedhof bei Verdun

Erster Weltkrieg

Kampfschauplätze rund um Verdun heute

Auch heute noch sieht man der Landschaft die grausamen Auseinandersetzungen der Kämpfe von Verdun an. Längst hat die Natur die ehemaligen Gefechtsstätten überwuchert, doch die Spuren der monatelangen Kampfhandlungen sind auch heute noch unübersehbar.

Von Gregor Delvaux de Fenffe

Die Rote Zone

Die "Nationale Gesellschaft zum Andenken an die Schlacht von Verdun" pflegt die Erinnerung an das große Blutvergießen im Ersten Weltkrieg. Weite Teile der Schlachtfelder sind in französischem Staatsbesitz und zur sogenannten "zone rouge", zur "roten Zone" erklärt worden.

Die "rote Zone" hat den Charakter einer Gedenkstätte, hier darf keine Landwirtschaft betrieben und nicht gebaut werden. Ziel ist es, die Landstriche weitgehend unverändert zu lassen.

Einerseits soll dadurch den Toten und Vermissten Respekt gezollt werden. Denn die Schlachtfelder von Verdun sind ein riesiges Grab, auf dem viele Tausende französischer und deutscher Soldaten nicht einmal mehr identifiziert werden konnten.

Andererseits war das Terrain der Front nach dem Ersten Weltkrieg buchstäblich tot und glich einem Sondermülldepot: Metertief war der Boden umgepflügt, verbrannt und vergiftet worden. Millionen von Granaten hatten sich in die Erde gebohrt, Sprengstoff und Gasmunition die Erde verseucht. Überall lagen Utensilien und Gegenstände des Frontalltags herum, dazwischen verwesten die Leichen der Gefallenen.

Ein Schwarzweiß-Foto zeigt einen Granattrichter

Granattrichter im Feld

"Freilichtmuseum" Verdun

Die vernarbte Landschaft vor Verdun ist eine Art Freilichtmuseum, ein inzwischen touristisch erschlossenes Gelände, das täglich von interessierten Besuchern aufgesucht wird – von Schulklassen und Lehrgängen, aber auch von Schaulustigen und vielleicht sogar Abenteurern.

Gleichwohl sind die Schlachtfelder von Verdun nicht pietätlos einem Gruseltourismus freigegeben. Es gibt keine Hotels, keine Restaurants oder Buden. Neben Museen und vielen Denkmälern prägen besonders die vielen Soldatenfriedhöfe das Gelände. Sie führen eindringlich die Schrecken des Ersten Weltkrieges und das Ausmaß der Materialschlachten vor Augen.

Verhaltensregeln für Besucher

Die "Nationale Gesellschaft zum Andenken an die Schlacht von Verdun" hat gut beschilderte Wanderwege angelegt, die dem Besucher einen Eindruck der Weite und Stellungen der Schlachtfelder vermitteln.

Wer die Schlachtfelder von Verdun besichtigen will, sollte über gutes Schuhwerk verfügen, da das Gelände an vielen Stellen uneben und teils auch morastig ist. Auch an gutes Kartenmaterial und ausreichend Verpflegung sollte gedacht werden, denn auf dem Gelände selbst gibt es nichts zu kaufen.

Da am Ende des Krieges an vielen Stellen mehr Stahl als Erde im Boden zu finden war, ist auch heute die Wahrscheinlichkeit groß, dass Besucher auf Granatsplitter und Munition stoßen. Es ist strikt untersagt, Gegenstände, Munitionsreste und immer wieder zutage tretende Knochen aufzuheben und mitzunehmen.

Das Bild zeigt tausende Kriegsgräber in Verdun

Mehr als 200.000 Soldaten sind in Verdun begraben

Die Schlachtfelder sind französischer Staatsbesitz und die Polizei führt oft rigide Kontrollen durch, die sich besonders gegen so manchen "Schatzsucher" richten.

Das geschieht aber in erster Linie zum Schutz der Besucher selbst: Nicht selten sind Granaten und Munitionsreste noch scharf und haben bis heute nichts von ihrer Gefährlichkeit eingebüßt. Es empfiehlt sich also, auf den markierten Wegen zu bleiben und nichts aufzuheben.

Darüber hinaus weist das Gelände eine Menge Tücken auf. Schlecht einsehbarer Stacheldraht, spitze Kanten und Ecken von Beton und Stahl sowie einsturzgefährdete Decken und Räume in Forts und Bunkeranlagen sind nicht zu unterschätzen.

Neben der Wanderung über die Schlachtfelder lohnt besonders der Besuch des Beinhauses sowie der zugänglichen Forts Douaumont und Vaux.

Das Beinhaus

Das Ossuaire de Douaumont, das sogenannte Beinhaus, ist wohl das denkwürdigste Mahnmal der Schlacht. Im Beinhaus ruhen die Gebeine von schätzungsweise 130.000 nicht identifizierbaren Toten auf französischer und deutscher Seite. Durch Glasfenster können die Besucher einen Blick auf die gestapelten Gebeine der Soldaten werfen – ein schauerlicher und bewegender Anblick.

Vor dem Ossuaire befindet sich ein französischer Soldatenfriedhof mit 15.000 identifizierten Gefallenen. Rund um Verdun gibt es darüber hinaus 29 deutsche Soldatenfriedhöfe, auf denen etwa 74.000 Tote bestattet wurden.

Eine Gruppe Menschen geht am Eingang des Beinhauses der Kriegs-Gedenkstätte Douaumont vorbei

Stilles Gedenken statt Gruseltourismus

Was vom Kriege übrig bleibt

Tausende deutsche Kriegsgefangene mussten nach der Kapitulation 1918 die Schlachtfelder vor Verdun säubern. Abertausende Tonnen Stahl wurden aus der Erde geholt, Blindgänger entschärft und die Erde entgiftet. Straßen und Wege wurden wieder hergestellt und neu angelegt, Eisenbahnlinien instand gesetzt und Stellungsgräben aufgefüllt.

Was vom Krieg übrig bleibt, ist eine vernarbte Landschaft, unter der sich die Wüste des Niemandslandes nur noch erahnen lässt. Zahlreiche Granattrichter und Gräben überziehen auch heute noch das Land. Moosbewachsene Ruinen und Trümmer, rostiger Stacheldraht, zerborstener Beton und unzählige Bunkerbauten säumen die Schlachtfeldzone vor Verdun.

Durch das monatelange Artilleriefeuer wurden damals ganze Dörfer ausgelöscht, Kirchen weggesprengt und Straßenzüge eingeebnet.

Auch wenn die Generation der Frontkämpfer inzwischen nicht mehr lebt, ist Frankreich bemüht, das Andenken an die blutige und sinnlose Schlacht von Verdun aufrechtzuerhalten.

Zerborstene Geschütztürme, eingefallene Forts, zerschossene Bunkeranlagen und Batteriestellungen, Tausende von Granattrichtern, rostige Stacheldrahtreste und kilometerlange Schützengräben sind stumme Zeitzeugen, die nicht beseitigt werden sollen.

Ein früheres Schlachtfeld, das inzwischen von Moos und Bäumen überwachsen ist

Zurück bleibt eine vernarbte Landschaft voller Kriegsreste

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 28.06.2021)

Quelle: WDR

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