Kurz vor dem Wiener Kongress treffen sich die siegreichen Verbündeten der "Völkerschlacht bei Leipzig": die Kaiser von Österreich, Russland, der König von Preußen und der Kronprinz von Schweden

Wiener Kongress

Neuordnung der Diplomatie auf dem Wiener Kongress

Auf dem Wiener Kongress von 1814/15 wurden zum ersten Mal die Verhandlungen in kleinen Gruppen geführt. Auch das Prinzip des "runden Tisches" wurde hier eingeführt.

Von Cordula Weinzierl

Auf dem so genannten "Wiener Kongress" verhandelten die Staaten Europas ab 1814 über eine neue Friedens- und Machtordnung für Europa. Dabei hatten die Abgeordneten ein riesiges Arbeitspensum zu absolvieren. Die Verhandlungen wurden in kleinen Gruppen mit sechs bis acht Teilnehmern geführt, die im Verlauf des Kongresses zu den zahlreichen Sachfragen eingerichtet wurden.

Einige davon behandelten Fragen, die uns heute eher unwichtig erscheinen. So befasste sich zum Beispiel die Gruppe der "Wiener Rangkommission" mit der Festlegung diplomatischer Rangstufen.

Früher war es häufig unter den europäischen Staaten wegen der diplomatischen Rangordnung ihrer Vertreter zum Eklat gekommen und immer wieder auch zu blutigen Auseinandersetzungen. Wie zwischen französischen und spanischen Diplomaten 1661 in London: Damals war es zu Toten und Verletzten gekommen, als jede Seite für sich reklamierte, nach der diplomatischen Rangordnung mit der Staatskutsche zuerst vor der schwedischen Botschaft vorfahren zu dürfen.

Beim Wiener Kongress wurden deshalb von Anfang an solche Streitigkeiten um Etikette und die protokollarische Rangordnung der Delegierten unterbunden. Denn man hatte erkannt, dass man diese Art von Konflikten vermeiden musste, wenn man eine neue Friedensordnung schaffen wollte. Konflikte sollten in Zukunft gewaltfrei durch ein Beratungssystem (Konsultationssystem) gelöst werden.

Ein runder, langer Tisch mit vielen Stühlen in einem prachtvoll geschmückten Saal mit Kronleuchtern

Verhandelt wurde in kleinen Gruppen

Dafür war es wichtig, dass alle damit einverstanden waren, dass es nur noch drei Stufen diplomatischer Vertretung gab, die diese Konsultationen anführten. In nur wenigen Sitzungen einigte man sich verbindlich auf dieses System: Den Botschaftern wurde der erste Rang zugeordnet, auf der zweiten Stufe standen die Gesandten und  auf der dritten die Geschäftsführer.

Damit schuf die "Rangkommission" die Grundlagen der modernen Konferenzdiplomatie und ein System, mit dem sich Konflikte der Etikette gewaltfrei regeln ließen. Auch das Prinzip des "runden Tisches" wurde eingeführt, um protokollarische Streitigkeiten der Rangordnung zu vermeiden.

(Erstveröffentlichung: 2024. Letzte Aktualisierung 16.02.2024)

Quelle: WDR

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