Thermalbad in Budapest mit kunstvoll verzierten Säulen und Glasdach.

Wellness

Thermalbäder

Wo heißes Wasser aus der Erde sprudelt, sind an vielen Orten Bäder und Kurorte entstanden. Schon die Badefreunde der Antike wussten, dass ein Bad im Thermalwasser wohltuend ist und gegen Alltagsstress, Verspannungen und Stimmungstiefs wirkt.

Von Gregor Delvaux de Fenffe

Badevergnügen in der Antike

Die Römer wussten sehr genau, dass Wasser nicht nur zum Waschen, Putzen und Trinken da ist. So ist der Name des belgische Kur- und Bäderorts Spa das Kürzel für das lateinische "sanus per aquam" – gesund durch Wasser. Ein Motto, das die Römer mit raffinierten und beeindruckenden Bäderbauten beherzigten.

Im antiken Rom gab es eine Vorstellung vom Gleichgewicht zwischen Körper und Geist. Die öffentlichen Badehäuser, die Thermen, sollten eine Möglichkeit zur Entspannung, Regeneration und Heilung bieten. Darüber hinaus waren sie ein wichtiger Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens.

Gegen eine geringe Eintrittsgebühr – die Betriebskosten fielen meist der römischen Staatskasse zur Last – konnten die Erholung suchenden Bürger in den gewaltigen Anlagen, die teilweise bis zu 1000 Menschen fassten, entspannen.

Wurden die ersten Thermalbauten noch durch große Feuerbecken erwärmt, verfeinerte sich die Art der Befeuerung und die Konstruktion der Heizanlagen 89 vor Christus. In diesem Jahr wurde die antike Luftheizung ("Hypokaustum") erfunden. Dabei wurden durch ein System von Hohlräumen in Wänden und Böden die Räume mit heißer Luft erwärmt.

Nun war es möglich, die Raumtemperatur im Dampf- und Heißluftbad auf 55 Grad Celsius zu steigern. Auch die Badetemperatur der Römer war hoch, sie lag bei etwa 40 Grad Celsius.

Nicht immer musste das Wasser der Thermen künstlich erhitzt werden. An manchen berühmt gewordenen Orten wie zum Beispiel der Kurstadt Aachen sprudeln heiße Quellen direkt aus der Erde. Sie sind bis heute nicht versiegt und dienen nach wie vor als Bade-, Kur- und Erholungsort.

Gäste baden in der Thermalquelle in der Toskana

Schon bei den Römern und noch heute sind Thermalquellen beliebt

Jungbrunnen der Natur

An der Wellness-Idee der Römer hat sich nicht viel verändert. Auch in unserer Zeit haben Thermalbäder und Bäderkuren Hochkonjunktur. Denn die heißen Quellen haben oft weit mehr zu bieten als Entspannung und Erholung.

Viele der Thermalwässer sind staatlich anerkannte Heilwässer, deren heilende Wirkung zu therapeutischen Zwecken eingesetzt wird. So hat sich in der Medizin ein Forschungszweig der Bäderkunde etabliert: die Balneologie. Sie weist anhand wissenschaftlicher Untersuchungen die Heilwirkung der Thermalwasseranwendungen nach.

In Deutschland wird streng unterschieden zwischen Mineral- und Heilwasser. So wird Mineral- wie Trinkwasser als Lebensmittel angesehen und juristisch als solches behandelt.

Heilwasser hingegen gilt als Fertig-Arzneimittel und wird vom Bundesgesundheitsministerium strengen Tests unterzogen. Die heilende, lindernde oder vorbeugende Wirkung eines Mineralwassers muss wissenschaftlich zweifelsfrei erwiesen sein, bevor es sich Heilwasser nennen darf.

Wasserstrahl fließt in geöffnete Hände.

Wasser wird in Deutschland streng kontrolliert

Heißes Wasser aus den Tiefen der Erde

Thermalwasser war ursprünglich einmal Niederschlagswasser. Über viele Jahrhunderte versickerte es in der Erde, durchdrang durchlässige Gesteinsschichten und erwärmte sich durch die zunehmende Nähe zum heißen Erdinneren.

Im Normalfall steigt die Temperatur des so erhitzten Wassers alle 33 Meter um ein Grad Celsius. Ab einer Wassertemperatur von 20 Grad Celsius wird es Thermalwasser genannt.

Auf dem Weg in die kilometerweiten Tiefen des Erdinneren reichert sich das Thermalwasser im Laufe der Zeit mit Spurenelementen und Mineralien an. In manchen Fällen laugt das Wasser Salzlagerstätten – sogenannte Solen – aus, aber auch Kalkgestein und Gipslager spielen für die Mineralanreicherung eine Rolle.

Natriumchlorid (Kochsalz), Kohlensäure, Schwefel, Jod, Kalzium, Eisen, Magnesium, Kalium und Fluor gehören zu den Bestandteilen, die sich im Thermalwasser wiederfinden.

An manchen Stellen gelangt das Thermalwasser aus großen Tiefen als natürliche Quelle an die Erdoberfläche. Mineral- und Thermalwässer werden aber auch künstlich erschlossen, indem wasserführende Schichten durch den Bau eines Brunnens angezapft werden.

Steinige Landschaft auf Island mit heißen, blauen Wasserflächen über denen Dampf aufsteigt.

Auf Island sind heiße Quellen allgegenwärtig

Baden gehen für die Gesundheit

Thermalwässer und -bäder unterscheiden sich oft sowohl in der Höhe der Temperatur als auch im Hinblick auf die mineralischen Inhaltsstoffe des Wassers erheblich.

So lindern Kohlensäurebäder durch den reichen Gehalt an Kohlendioxid Bluthochdruck und Herz-Kreislaufbeschwerden und regen spürbar eine bessere Durchblutung an.

Die übel riechenden Schwefelquellen werden bei Haut- und Gelenkleiden in Anspruch genommen, etwa bei Schuppenflechte, Neurodermitis, Akne oder rheumatischen Beschwerden. Schon Karl der Große nutzte es gegen seine Gicht.

Auch die Solebäder mit ihrem hohen Kochsalzgehalt werden gerne gegen rheumatische Beschwerden und Schmerzen im Bewegungsapparat eingesetzt.

Thermalwasser wird aber nicht nur äußerlich als Bad angewendet, auch Inhalationen lassen sich vornehmen. Zudem wird Mineral- und Heilwasser in kosmetischen Präparaten verarbeitet. Dosierte Heilwasser-Trinkkuren können bei Stoffwechselerkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes, lindernd wirken.

Beleuchtetes Außenbecken der Claudius-Therme in Köln.

Ob drinnen oder draußen: Thermalbäder liegen im Trend

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 14.08.2018)

Quelle: SWR

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