Massage auf Rezept

Wellness

Massagen

Die Massage gilt als eines der ältesten und unmittelbarsten Heilverfahren, die die Menschen kennen. Massagen lindern Schmerzen und wirken direkt auf das Gewebe. Sie können heilen – oder einfach nur entspannen.

Von Barbara Garde

Massagen im alten China

Die Menschen im alten China wussten bereits um die heilende Wirkung von Massagen. Eine erste Anleitung entstand etwa 2400 vor Christus. Sie findet sich in dem Buch von Kaiser Huang Di aus China, das eine der ältesten Quellen für die Traditionelle Chinesische Medizin ist.

Im Laufe der folgenden Jahrhunderte eroberten die Massagetechniken aus China den gesamten asiatischen Raum.

Auch in Ägypten war die Massage sehr früh bekannt, wie etwa Reliefdarstellungen zeigen, die vermutlich 2300 vor Christus entstanden sind. Von hier aus kam die Massage nach Europa: Der griechische Arzt Hippokrates, der als Vater der westlichen Medizin gilt, empfahl seinen Schülern die Anwendung von Massagen als therapeutisches Mittel.

Die Römer entwickelten in den Gladiatorenschulen eine Sportmassage und genossen in ihren Bädern eine frühe Form von Wellness. Nach dem Untergang des Römischen Reichs geriet die Massage in Europa jedoch in Vergessenheit.

Hippokrates zur Zeit der Pest, Holzstich von Hermann Goell.

Hippokrates empfahl seinen Schülern Massagen

Erst im 16. Jahrhundert propagierte der Arzt Paracelsus wieder Massagen als medizinisches Mittel. Doch wirklich wiederentdeckt und weiterentwickelt wurde die Massage in Europa erst drei Jahrhunderte später, vor allem durch den Schweden Pehr Henrik Ling. Er schuf die klassische (oder auch schwedische) Massage, indem er die bekannten Massagegriffe systematisch unterteilte.

Im 20. Jahrhundert gab es schließlich einen wahren Massageboom mit neuartigen Methoden wie der Reflexzonentherapie, der Bindegewebs- und der Periostmassage. Die Nachfrage nach Massagen stieg. Es bildeten sich neue Berufszweige – und statt der Ärzte massierten schon bald Physiotherapeuten und Masseure.

Direkte Massagetechniken

Manche Massagen wirken direkt an der betroffenen Stelle, andere indirekt durch Reflexe. Die klassische Massage nach Ling verfolgt den direkten Ansatz, sie wirkt vor allem auf die Muskeln.

Der Masseur verschiebt die einzelnen Faserbündel gegeneinander. Das lockert die Verspannungen im Gewebe und erhöht die Beweglichkeit. Die Massage fördert die Durchblutung und regt den Stoffwechsel an.

Die klassische Massage kann bei Muskelverspannungen, Spasmen, Lähmungen und rheumatischen Erkrankungen helfen. Sie wird auch nach Verletzungen und Operationen am Bewegungsapparat angewandt. Physiotherapeuten behandeln sogar Atemstörungen und chronische Entzündungen der Bronchialschleimhaut mit Massagen.

Eine weitere direkte Massageform ist die Lymphdrainage: Der Masseur streicht hierbei eingelagertes Gewebewasser über die Lymphbahnen aus dem Körper. Diese Technik wird bei Ödemen, Venenleiden und Erkrankungen der Lymphgefäße eingesetzt.

Die Wirkung von vielen direkten Massagen ist wissenschaftlich nachgewiesen. Die Krankenkasse übernimmt daher oft die Kosten bei einer entsprechenden Diagnose. Ob indirekte Massagen einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben, ist nicht eindeutig belegt. Daher werden die Kosten für diese auch nicht immer übernommen.

Indirekte Massagetechniken

Doch trotz des Mangels an medizinischen Beweisen vertrauen viele Menschen weltweit auf die indirekten, reflektorischen Massagen. Die bekannteste indirekte Massagetechnik ist die Fußreflexzonenmassage.

Das grundlegende Konzept dahinter: Den gesamten Körper durchziehen Energieleitbahnen, die in der Traditionellen Chinesischen Medizin "Meridiane" heißen, in Indien "Nadis". Durch diese fließt die Lebensenergie.

Verschiedene Punkte auf der Haut sollen mit bestimmten Organen verbunden sein – so die Theorie. Dies ermöglicht es dem Therapeuten, durch die Massage Körperteile zu behandeln, die im Körperinneren liegen und damit eigentlich unzugänglich sind.

Viele Massagetechniken aus dem asiatischen Raum berücksichtigen die reflektorische Wirkung. Die Massagen werden hier oft als Teil eines ganzheitlichen Systems betrachtet, das auch andere Aspekte wie Ernährung und Entgiftung beinhaltet. Die asiatischen Massagen, die in Deutschland angeboten werden, sind oft mehr Wellness – und weniger ein Heilverfahren.

Die Meridiane im Körper des Menschen.

Die Meridiane im Körper des Menschen

Verschiedene Massagen aus Asien

Tuina ist eine medizinische Massage der Traditionellen Chinesischen Medizin. Im bevölkerungsreichsten Land der Erde hat diese Technik einen hohen Stellenwert. Die Massage wirkt nicht bloß direkt auf die Muskeln, die Bänder und die Gelenke, sondern auch reflektorisch über die Meridiane auf die inneren Organe.

Die Thai-Massage beinhaltet viele Elemente, die vom Yoga herrühren. Der Masseur streckt, dehnt und drückt die verschiedenen Körperteile. Die zehn ausgewählten Energielinien bearbeitet er intensiv mit den Handballen, Daumen, Knien, Ellenbogen und Füßen.

Die Akupressur ist eine Fingerdruck-Massage, die auf der Traditionellen Chinesischen Medizin beruht. Sie ist verwandt mit dem Shiatsu, das aus Japan stammt. Die Grundidee dahinter ist es, die Lebensenergie, das Chi, frei und harmonisch fließen zu lassen. Der Druck, den der Masseur mit den Fingern ausübt, soll Blockaden lösen, die durch Stress oder Krankheit entstanden sind. Die Akupressur wird auch bei Schmerzen, Nervosität und Erschöpfungszuständen angewandt. Sie wird auch "Akupunktur ohne Nadeln" genannt.

Massagetechniken aus aller Welt

Lomi Lomi stammt aus Hawaii und bedeutet in etwa so viel wie: "drücken, kneten, reiben". Es ist eine sehr intensive Massage, die der Masseur vorwiegend mit dem Ellbogen und den Fingerknochen ausführt. Das soll den Körper von Stress, Angst und Verspannungen befreien.

Die Hot Stone Massage ist auf eine Tradition zurückzuführen, die unter den indigenen Völkern Nordamerikas verbreitet war. Der Masseur erhitzt glatte schwarze Lavasteine auf 50 Grad und legt diese auf besondere Energiepunkte des Körpers. Die Hitze soll Verhärtungen lösen. Anschließend werden die Verspannungen durch Drücken und Kneten gelockert – teilweise werden dazu die Steine genutzt.

Die Klangschalenmassage: Der Therapeut setzt indische Klangschalen auf die Staupunkte des Körpers. Er schlägt die Schalen an. Die Schwingungen, die dadurch entstehen, sollen den Körper entspannen. Die kleinen Schalen erzeugen hohe Klänge, sie werden im Kopf- und Halsbereich eingesetzt; die großen Klangschalen haben einen tieferen Klang und werden etwa auf den Bauch gelegt.

Eine Klangschale auf dem Rücken eines Patienten.

Eine Klangschale auf dem Rücken eines Patienten

Selbstmassage im Alltag

Für eine Massage braucht man in der Regel einen Masseur oder eine Masseurin. Es geht aber auch ohne:

Die Verspannungen im Kopfbereich lassen sich durch druckvolle, kreisende Bewegungen der Finger auf der Kopfhaut – wie beim Haare waschen – lösen. Eine Massage der Schläfen kann Kopfschmerzen lindern.

Die Augen sind müde und schwer. Doch es gibt einen Trick, der helfen soll, wach zu bleiben: Dafür streicht man sechsmal langsam und mit Druck unterhalb der Brauen von der Nasenwurzel bis zur Schläfe.

Ist der Nacken verspannt, so kann folgende Selbstmassage helfen: Die Hände um den Hals legen, sodass sich die Fingerspitzen an der Wirbelsäule berühren. Die Finger ziehen anschließend während des Ausatmens mit etwas Druck nach vorne zum Schlüsselbein. Zum Einatmen ziehen die Finger wieder nach hinten zurück zum Nacken. Die Übung sollte sechsmal wiederholt werden.

Wer gestresst ist, könnte es mit Akupressur versuchen. So geht es: Der Daumen der rechten Hand drückt neben das Gelenk des Daumens der anderen Hand. Alle zehn Sekunden den Druck verringern – und wieder erneut drücken. Auch diese Übung sollte sechsmal an jeder Hand wiederholt werden.

Wenn der Kreislauf im Keller ist: eine halbe Minute mit dem rechten Daumennagel seitlich gegen das Nagelbett des kleinen Fingers der linken Hand.

Eine Frau massiert sich die Schultern.

Eine Frau massiert sich die Schultern

(Erstveröffentlichung: 2012. Letzte Aktualisierung: 14.08.2018)

Quelle: WDR

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