Pippi Langstrumpf mit dem Affen Herr Nilsson auf ihrer Schulter.

Astrid Lindgren

Pippi Langstrumpf

Sie ist ehrlich, lustig, mutig, spontan und großzügig. Sie ist lieb, hilfsbereit und fürsorglich. Sie ist die berühmteste Figur Astrid Lindgrens und sorgte auch für hitzige pädagogische Debatten über die Gefahren von Kinderbüchern.

Von Claudia Belemann

Piratentochter und Lügenbaronin

Die rothaarige Pippi ist neun Jahre alt und heißt mit vollem Namen Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf. Sie ist die Tochter von Kapitän Efraim Langstrumpf, früher der Schrecken der Meere, jetzt Südseekönig.

Sie lebt allein in der Villa Kunterbunt, da ihre Mutter gestorben und ihr Vater auf See ist. Pippi ist märchenhaft reich, weil ihr Vater ihr eine Tasche mit Goldstücken überlassen hat. Und sie steckt voller Ideen.

Sie erfindet neue Worte ("Spunk") und neue Spiele, zum Beispiel "Nicht-auf-den-Boden-treten" und "Sachensucher". Sie spielt Fangen mit der Polizei, lacht sich schief über Diebe und ärgert Lehrerinnen.

Pippis engste Vertraute sind ein Affe namens Herr Nilsson und ein Pferd, das Kleiner Onkel heißt. Ihre Freunde sind die braven Nachbarskinder Tommy und Annika, denen sie ständig schillernde Lügengeschichten auftischt. Mit und bei Pippi ist immer etwas los.

Pippi mit einem Schimmel auf einer Wiese vor ihrem Haus

Pippi und ihr Pferd Kleiner Onkel

Aufbruch ins Taka-Tuka-Land

Insgesamt gibt es drei Pippi-Bücher: "Pippi Langstrumpf", "Pippi Langstrumpf geht an Bord" und "Pippi in Taka-Tuka-Land". Im ersten Band zieht die fröhliche und hinreißende Kinderbuchgestalt in die Villa Kunterbunt ein und lernt die Nachbarskinder Tommy und Annika kennen.

Sie muss sich gegen zwei Diebe und eine Dame der Fürsorge wehren, von der Pippi ins Kinderheim gebracht werden soll. Gegen Ende des Bandes kommt ihr Vater, Kapitän Langstrumpf, zu Besuch.

Pippi veranstaltet ein großes Abschieds-Kinderfest und will dann mit ihrem Vater in See stechen. Doch der Abschiedsschmerz von Tommy und Annika stimmt sie in letzter Sekunde um.

Im zweiten Band erleben Pippi, Tommy und Annika weitere Abenteuer: beim Einkaufen, bei Ausflügen und auf dem Jahrmarkt. Im dritten Band schließlich geht Pippi tatsächlich an Bord, aber diesmal nimmt sie Tommy und Annika gleich mit nach Taka-Tuka-Land, wo ihr Vater König ist.

Filmszene aus Pippi Lamgstrumpf. Pippi, Annika und Tommi sitzen in einem Ballonkorb.

Tommy und Annika erleben mit Pippi viele Abenteuer

Ein Buch als Geburtstagsgeschenk

Die Schriftstellerin und Pippi-Erfinderin Astrid Lindgren schenkte das erste Pippi-Manuskript 1944 ihrer Tochter Karin zum zehnten Geburtstag. Inzwischen wird das Dokument, die sogenannte "Ur-Pippi", in der Königlichen Bibliothek in Stockholm verwahrt.

In der "Ur-Pippi" ist die Heldin wesentlich ungehobelter und bei weitem nicht so gutmütig wie in der späteren Fassung. Überarbeitungen dieser Fassung schienen notwendig, da Astrid Lindgren zunächst keinen Verleger für ihr Manuskript fand.

Der Verlag "Raben Sjörgen" nahm schließlich das Manuskript an. Auch wenn der Verleger zunächst enttäuscht darüber war, dass die fast schon brisante Erzählung nicht von einer bekannten Autorin, sondern von einer schwedischen Hausfrau stammte. Der Verlag forderte denn auch die Änderungen zu der "Pippi", wie wir sie heute kennen.

Pippi Langstrumpf, Erstveröffentlichung (am 26.11.1945)

WDR ZeitZeichen 26.11.2020 14:33 Min. Verfügbar bis 27.11.2090 WDR 5


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Schädlich oder köstlich?

Nicht nur die schwedischen Verleger taten sich schwer mit "Pippi Langstrumpf", sondern auch die deutschen. Wo Pippi auftauchte, entstand eine engagierte Debatte über den Sinn und Unsinn, den sie mache und den Schaden, den sie möglicherweise anrichte.

"Mit der Originalität ist es nicht weit her und hinter die psychologische Grundhaltung setzen wir ein großes Fragezeichen", schrieben zum Beispiel die Mitglieder der Musterbibliothek des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Auch die Tageszeitung "Die Welt" hielt den Erfolg des ersten "Pippi"-Bandes für unbegründet und falsch. Die Tageszeitung "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hingegen war von Anfang an verzaubert von diesem "köstlichen" Kinderbuch und sagte "Pippi Langstrumpf Unsterblichkeit und Weltruhm voraus".

Astrid Lindgren und Inger Nilsson auf einem Sofa. Beide lächeln.

Astrid Lindgren mit der "Pippi"-Darstellerin Inger Nilsson

(Erstveröffentlichung: 2002. Letzte Aktualisierung: 10.08.2020)

Quelle: WDR

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