Naturschutzgeschichte
Schutzgebietskategorien im Überblick
Deutschland besitzt viele unterschiedliche Schutzgebiete. Sie sollen die Schönheit, Eigenart und Vielfalt der Natur des Landes sichern. In Status und Ziel können sich Schutzgebiete jedoch erheblich unterscheiden, genauso wie in der Größe.
Von Lena Ganschow
Was zählt dazu?
Zu den bundeseinheitlich streng geschützten Gebieten gehören zum Beispiel Naturschutzgebiete, die Teile von Nationalparks, die so streng geschützt sind wie Naturschutzgebiete, und Kernzonen von Biosphärengebieten.
Weniger geschützt sind etwa Naturparks und Landschaftsschutzgebiete. Den rechtlichen Rahmen bilden zum einen das Bundesnaturschutzgesetz, zum anderen die Landesnaturschutzgesetze. Für Nationalparks und Biosphärenreservate gelten außerdem noch internationale Richtlinien, was Schutz und erlaubte Eingriffe betrifft.
Schutzgebiete und ihre Bedeutung
Planet Wissen. 07.04.2023. 04:51 Min.. Verfügbar bis 22.09.2025. SWR.
Naturschutzgebiete – oft (zu) klein
Naturschutzgebiete gehören neben den Nationalparks zu den am strengsten geschützten Gebieten. Beispiele sind die Pommersche Bucht, die Lüneburger Heide und die Allgäuer Hochalpen. Naturschutzgebiete zielen auf den Schutz einer wenig vom Menschen überprägten Landschaft ab. Um Lebensräume und die darin wildlebenden Pflanzen- und Tierarten zu schützen, dürfen solche Areale nicht verändert oder zerstört werden.
Genutzt werden dürfen sie nur dann, wenn das dem Schutzziel nicht entgegensteht. Die einzelnen Naturschutzgebiete sind oft eher klein und entsprechend stark von ihrer Umgebung beeinflusst, machen aber zusammengenommen in Deutschland etwa 6,3 Prozent der Landesfläche aus.
Wildnis fördern im Nationalpark
Nationalparks sind die wichtigsten Großschutzgebiete in Deutschland, von denen es 16 Stück gibt. Am längsten besteht der Nationalpark Bayerischer Wald (seit 1970), am kürzesten der Nationalpark Hunsrück-Hochwald (seit 2015). Insgesamt machen Nationalparks etwa 0,6 Prozent der Landesfläche aus. Hinzu kommen Gebiete in Watt und Meer.
Das Motto der Nationalparks ist "Natur Natur sein lassen", und abgeleitet aus den weltweit geltenden Regeln sollen sie in einem vom Menschen eher unberührten Zustand sein – in einem Land wie Deutschland keine leichte Aufgabe. Die meisten der bestehenden deutschen Nationalparks sind momentan noch "Entwicklungs-Nationalparks". Sie erfüllen also erst in Teilen die Kriterien für eine großflächige, ungestörte Naturentwicklung.
Biosphärenreservate als Modellregionen
Biosphärenreservate wie etwa der Spreewald oder die Schwäbische Alb sehen sich wiederum weniger der Wildnis als dem Erhalt einer artenreichen Kulturlandschaft verpflichtet. Ihre Kerngebiete werden wie Naturschutzgebiete, die Pflege- und Entwicklungszonen überwiegend wie Landschaftsschutzgebiete geschützt. Alle Biosphärenreservate zusammen nehmen in Deutschland etwa vier Prozent der Fläche ein.
Naturpark – viel Raum für Vieles
Auf 28 Prozent der Landfläche gibt es in Deutschland Naturparks. Naturschutz ist hier jedoch nur ein Ziel von vier gleichrangigen. Die anderen sind Umweltbildung, Erholung und nachhaltige Regionalentwicklung. Entsprechend wichtig ist es, die Interessen von Landschafts- und Naturschutz einerseits und Erholungssuchenden andererseits aufeinander abzustimmen.
Auch Landschaftsschutzgebiete nehmen mit 26 Prozent der Fläche Deutschlands viel Raum ein. Sie dienen jedoch vor allem dem Schutz vor Zersiedlung. Außerdem können mit ihnen Gebiete besonderer Bedeutung für die Erholung gesichert sowie Pufferzonen zu Naturschutzgebieten geschaffen werden.
Landschaftsschutzgebiete sollen kultivierte, vom Menschen genutzte Natur schützen. Entsprechend ist die Zugänglichkeit ein wesentliches Merkmal und die Schutzintensität eher gering. Außerdem gibt es noch nationale Naturmonumente wie das Kluterthöhlensystem, Naturdenkmale oder besonders geschützte Biotope wie subalpine Lärchenwälder.
Schutzgebiete können sich überlagern
Was die Sache mit den Schutzgebieten in Deutschland zudem verkompliziert: Sie können sich überlappen oder gar mehrere Titel tragen. Einige Nationalparks etwa sind gleichzeitig Biosphärenreservat, Teile davon wiederum zusätzlich als Naturschutzgebiet ausgewiesen, außerdem Landschaftsschutzgebiet und vielleicht auch noch von einem ähnlich lautenden Naturpark umgeben.
Und dann ist da noch die Naturschutz-Gesetzgebung der Europäischen Union, die uns weitere Schutzgebiete beschert. Zum einen geht es dabei um den Vogelschutz (Vogelschutz-Richtlinie), zum anderen um weitere Arten und Lebensräume (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie). Das aus diesen beiden Kategorien entstehende europaweite System aus Schutzgebieten heißt "Natura 2000". In Deutschland sind rund 15 Prozent der Landfläche durch entsprechende Schutzgebiete abgedeckt.
Quelle: SWR | Stand: 16.09.2020, 12:47 Uhr