Hölzernes Hinweisschild des Nationalparks Schwarzwald mit dem typischen Logo.

Schwarzwald

Nationalpark Schwarzwald

Ursprüngliche Wildnis und eine unberührte Natur gibt es in Deutschland in den 15 Nationalparks. Einer davon liegt in Baden-Württemberg: der Nationalpark Schwarzwald. Hier kann sich die Natur ungestört mit all ihrem Artenreichtum entfalten.

Von Christian Jakob

Lage und Größe

Im November 2013 beschloss die baden-württembergische Landesregierung das sogenannte Nationalpark-Gesetz. Darin steht unter anderem, dass der neue Nationalpark im Nordschwarzwald aus Waldflächen der Landkreise Freudenstadt und Ortenaukreis sowie des Stadtkreises Baden-Baden gebildet werden soll.

Der Nationalpark Schwarzwald existiert seit Januar 2014. Er hat eine Fläche von rund 10.000 Hektar und ist damit im Vergleich zu vielen anderen Nationalparkflächen in Deutschland relativ klein. So ist zum Beispiel der Nationalpark Bayerischer Wald mehr als doppelt so groß.

Der Nationalpark besteht aus zwei Gebieten – dem nördlicher gelegenen Hohen Ochsenkopf und dem südlicher gelegenen Ruhestein. Die beiden Teilbereiche sind jeweils in drei Zonen untergliedert: in eine sogenannte Kernzone, in eine Entwicklungszone und in eine Managementzone.

In der Kernzone greift der Mensch nicht ein, außer zum Erhalt von Wegen und Besuchereinrichtungen.

In der Entwicklungszone soll die Natur auf die Kernzone vorbereitet werden. Das heißt, die positive Entwicklung der Natur wird entsprechend gelenkt und unterstützt.

In der Managementzone, die rund 25 Prozent des Parks ausmacht, wird nach wie vor durch den Menschen in die Natur eingegriffen – zum Beispiel um die Waldflächen außerhalb des Nationalparks vor einer Borkenkäferplage zu schützen.

Sinn und Zweck

Das Eingreifen des Menschen in die Natur hat zur Zerstörung vieler Lebensräume und zum Aussterben vieler Arten geführt. Ziel des Nationalparks ist es nun, die natürlichen Prozesse in Fauna und Flora zu schützen.

Dafür ist es wichtig, die Natur sich selbst zu überlassen, in der Hoffnung, dass sich die noch bestehenden Bestände erholen und dass die Artenvielfalt gefördert wird.

An manchen Stellen des Parks, insbesondere in der sogenannten Entwicklungszone, ist es allerdings auch notwendig, der Natur auf die Sprünge zu helfen, indem der "menschliche Einfluss der Vergangenheit ausgeglichen wird", wie es von Seiten des Nationalparks heißt – zum Beispiel bei entwässerten Mooren.

Zugleich ist der Nationalpark aber auch für die Wissenschaft wichtig, und zwar gleich in zwei Disziplinen: Für die Naturwissenschaften geht es um den Artenschutz und beispielsweise um die Frage, wie sich der Wald verändert, wenn er sich selbst überlassen wird. Die Sozialwissenschaften dagegen schauen auf die Menschen, unter anderem verbunden mit der Frage, wie die naturbelassene Landschaft auf sie wirkt.

Ebenfalls wichtig sind die Impulse, die man sich ausgehend vom Nationalpark Schwarzwald für bestimmte Wirtschaftszweige wie den Tourismus verspricht.

Tiere und Pflanzen

Der Wald im Nationalpark Schwarzwald wird sich im Laufe der Jahre deutlich verändern, da es sich anders als früher um keinen aufgeräumten Wirtschaftswald mehr handelt.

Die Nationalpark-Forscher nennen das den sogenannten Mosaik-Zyklus. In der Wissenschaft wird damit die langfristige Raum-Zeit-Dynamik von Ökosystemen beschrieben.

Konkret bedeutet das, dass eine neue Waldstruktur entsteht, eine Mischung von totem Holz und jungen, nachwachsenden Bäumen. Diese Struktur bildet die optimale Lebensgrundlage, auf der sich die unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten, aber auch Pilzarten in einer besonders großen Vielfalt entwickeln können.

Baumpilze

Von Nicola Wettmarshausen (SWR)

Vielfalt im Wald

Schuppiger Porling

Ein Baumpilz besteht aus einem Fruchtkörper und dem Myzel, dem Pilzgeflecht. Jeder hat es schon einmal gesehen, dieses meist weiß-flaumige Gebilde, das faulende Holzstämme im Wald durchzieht oder unter feuchtem Laub entsteht. Das Myzel ist der eigentliche Pilz! Das, was wir als "Pilz" bezeichnen, ist nur der Fruchtkörper des Baumpilzes. Er verstreut die Sporen und wird ausschließlich zur Fortpflanzung gebildet.

Ein Baumpilz besteht aus einem Fruchtkörper und dem Myzel, dem Pilzgeflecht. Jeder hat es schon einmal gesehen, dieses meist weiß-flaumige Gebilde, das faulende Holzstämme im Wald durchzieht oder unter feuchtem Laub entsteht. Das Myzel ist der eigentliche Pilz! Das, was wir als "Pilz" bezeichnen, ist nur der Fruchtkörper des Baumpilzes. Er verstreut die Sporen und wird ausschließlich zur Fortpflanzung gebildet.

Ein Pilzbefall im Baum kann schon Jahrzehnte andauern, bevor sich erste Pilzfruchtkörper bilden. Ein Baum kann also schon lange, bevor man es ihm ansieht, seine Stabilität verlieren, weil das Myzel das Holz nach und nach von innen zersetzt. Das Foto zeigt einen Dunklen Hallimasch.

Baumpilze haben eine große Bedeutung für die Statik der Bäume. Das Pilzgeflecht wächst oft jahrelang im Verborgenen – von den Wurzeln des Baumes hoch in den Stamm oder vom Ast in den Stamm herunter. Erst wenn dieses Myzel mit Luft in Berührung kommt, etwa durch eine Verletzung der Rinde, entsteht der Fruchtkörper des Pilzes, den wir sehen können.

Ob der Pilzbefall für die Statik des Baumes gefährlich werden kann, hängt von vielen Faktoren ab: von der Pilzart, dem Befalls-Stadium, dem Ort des Auftretens, der Baumart, dem Verhältnis der Windangriffsfläche zur Stammdicke und der Baumform. Aber nicht jeder Pilz im Wald baut Holz ab. Es gibt Pilze am Stammfuß der Bäume, die für seine Statik völlig ungefährlich sind: Trüffel beispielsweise.

Der junge Fruchtkörper des Schwefelporlings hat eine leuchtend-schwefelgelbe Farbe und duftet aromatisch; im Alter färbt er sich braun und verströmt einen urinartigen Geruch. Der aggressive Pilz befällt Eichen und andere Laubbäume und macht aus ihrem Kernholz im Inneren des Stammes schon in relativ kurzer Zeit braune, würfelige Brocken, Braunfäule genannt.

Hallimasche sind gefürchtete Holzzersetzer. Sie wachsen an der Unterseite der Wurzeln und ihr weißes Fächermyzel zerstört die Wachstumsschicht des Holzes direkt unter der Rinde. Im Inneren verursachen die Pilze Weißfäule. Hallimasche bilden wurzelähnliche Gebilde, in denen Nährstoffe transportiert werden. Diese sogenannten Rhizomorphen können bis zu drei Meter pro Jahr wachsen und breiten sich dadurch stark aus. Übrigens: Aus dem einjährigen Hallimasch-Fruchtkörper lassen sich leckere Pilzgerichte kochen, roh sind sie aber giftig.

Baumpilze entziehen dem Holz seine Nährstoffe, indem sie es durch spezifische Enzyme abbauen. Die Auswirkungen sind unterschiedlich: Grob wird zwischen Braunfäule und Weißfäule erzeugenden Pilzen unterschieden.

Pilze, die Braunfäule erzeugen, zersetzen unter anderem die Zellulose und zerstören damit die Faserstrukturen im Holz. Es wird brüchig, trocken und verfärbt sich braun. Zu den Braunfäulepilzen gehören der Birkenporling, Eichen-Wirrling, Schwefelporling, der Rotrandige Baumschwamm und der Zaunblättling.

Baumpilze, die Weißfäule erzeugen, bauen neben anderen Stoffen auch den Holzklebstoff Lignin ab. Das Holz färbt sich weiß und zerfasert. Übrig bleibt die Zellulose. Der Echte Zunderschwamm ist einer der Pilze, die Weißfäule im Holz verursachen.

Wie Schmetterlinge beim Sonnenbad wachsen die rosettenförmigen Fruchtkörper der Schmetterlingstramete auf dem Stamm. Die Zonen, in denen der Pilz wächst, sind weiß. Der Hutrand ist flatterig-wellig geformt und etwas eingekerbt. Die Schmetterlingstramete liebt Laubbäume, verschmäht aber auch Nadelbäume nicht.

Der Hut des Echten Zunderschwamms kann bis zu 50 Zentimetern groß werden. Damit hat dieser Baumpilz nicht nur einen der größten Pilzfruchtkörper, er ist auch einer der häufigsten Holzzersetzer im Wald. Besonders oft wächst der Echte Zunderschwamm in Buchenwäldern. Je nach Nahrungsangebot bildet er große, breite oder dünne Zuwachsringe aus, die das Alter des Pilzfruchtkörpers zeigen. Die Zuwachsringe sind aber keine Jahresringe, da innerhalb eines Jahres mehrere Wachstumsphasen auftreten können. Dünne Ringe an einem älteren Pilz bedeuten, dass er nicht mehr viel Nahrung findet, weil er schon viel Holz zersetzt hat.

Der Echte Zunderschwamm hatte in früheren Zeiten eine große wirtschaftliche Bedeutung. Vor der Erfindung von Streichhölzern und Feuerzeugen war es recht aufwendig, Feuer zu machen. Das größte Problem dabei war, mit einem erzeugten Funken ein geeignetes Material zu entzünden. Seit der Steinzeit verwendeten Menschen dazu das wildlederartige, zähe Fruchtfleisch des "Zunder"-Schwamms. Eine Nutzung, die ihm seinen Namen gab.

Der Eichen-Feuerschwamm bildet das ganze Jahr über mehrjährige Fruchtkörper aus, die als holzig-harte, muschelförmige Scheiben aus der Rinde des befallenen Baumes ragen. Ihre Oberseite ist von einer dunklen, oft rissigen Kruste bedeckt. Der Pilz erzeugt Weißfäule und tötet befallene Bäume sehr langsam im Laufe von Jahrzehnten ab.

Der Rotrandige Baumschwamm kommt oft zusammen mit dem Zunderschwamm auf demselben Baum vor. Das macht die Unterscheidung manchmal schwierig. Aber ein Test kann helfen: Wird der Fruchtkörper erhitzt, klebt der Rotrandige Baumschwamm und schmilzt, der Zunderschwamm hingegen nicht. Außerdem ist der Rotrandige Baumschwamm der farbenfrohere Pilz von beiden Arten: Die Färbung seines Fruchtkörpers reicht von dunkelbraun-orange bis weiß.

Befällt ein Riesenporling einen Baum, ist dies anfangs schwer zu erkennen. Denn der Pilz siedelt sich gerne an den Unterseiten der Wurzeln an. Der Riesenporling verursacht Weiß- und Moderfäule im Holz. Sein Fruchtkörper wächst chaotisch neben- und übereinander in Büscheln.

Der Wulstige Lackporling ist an seinen dicken weißen Wülsten an der Unterseite der Fruchtkörper gut zu erkennen. Diese weißen Poren bilden sich aber nur, wenn der Pilz viel Holz zersetzen kann und dadurch gut genährt ist. Weil der Pilz den Holzklebstoff Lignin abbaut, wird das Holz weich und faserig – Weißfäule entsteht. Der Baum kann dann am Stammfuß oder an den Wurzeln brechen. Der Wulstige Lackporling kommt in Deutschland vor allem an warmen, sonnigen Standorten in Parks, auf Friedhöfen und an Straßenbäumen vor.

Das Team des Nationalparks Schwarzwald möchte möglichst viele Menschen in diese Entwicklung einbinden und berichtet ausführlich auf der Homepage.

Hier wird auch eine Reihe von Tieren erwähnt, deren Existenz durch den Nationalpark Schwarzwald gefördert wird und die der Besucher mit etwas Glück im Nationalpark entdecken kann.

Das sind zum Beispiel der Dreizehenspecht, der Raufuß- und der Sperlingskauz oder das Auerhuhn, das auf eine ganz besondere Waldstruktur angewiesen und eines der Schwarzwaldtiere schlechthin ist. 

Auch für viele Pilz- und Flechtenarten ist der Park wichtig. Kleine Teile des Nationalparks sind bereits jetzt seit Jahrhunderten weitgehend unberührt.

Dort gelang einem Pilzforscher 2014 die Entdeckung eines echten Urwaldpilzes, der zitronengelben Tramete. Es war die erste Entdeckung dieses Pilzes in Baden-Württemberg überhaupt und fand eine entsprechend große Beachtung in Wissenschaft und Medien.

Ein abgestrobener Baum der mit Flechten behangen ist, im Hintegrund sind man junge Birken.

Totholz gehört zur natürlichen Waldstruktur

Gegner und Befürworter

Den Nationalpark Schwarzwald auszurufen, war ein hartes Stück Arbeit und mit vielen Diskussionen verbunden. Dabei reichen die ersten Ideen für einen Nationalpark bis in den Anfang der 1990er Jahre zurück.

Aber erst mit der grün-roten Landesregierung wurde ab 2011 die Einrichtung eines Nationalparks Schwarzwald wirklich forciert. In den Folgejahren wurde nach einem geeigneten Ort gesucht, Gutachten wurden erstellt, Arbeitskreise gebildet.

Insbesondere die Kritik fiel teilweise sehr heftig aus. Viele hatten Angst vor einer Borkenkäferplage oder fürchteten, dass Arbeitsplätze in der Holzindustrie und im Tourismus verloren gehen. Manchen gefiel der Anblick eines naturbelassenen Waldes nicht. Sie empfanden es als Zumutung, dass Bäume sich selbst überlassen und nicht für den Menschen direkt nutzbar gemacht werden.

Die Befürworter hielten dagegen: Sie erklärten die großen Chancen für den Tourismus und die Natur. Beide Lager standen sich zeitweise unversöhnlich gegenüber.

Nach der Eröffnung des Parks 2014 legte sich die Wucht der Kritik. Viele Kritiker haben den Nationalpark angenommen und versuchen das aus ihrer Sicht Beste daraus zu machen. Eventuell aufkeimende Konflikte, wie die Sorge um eine Borkenkäferplage, wurden entschärft.

Im Fall des Borkenkäfers wurde eine 500 Meter breite Pufferzone entlang der Grenzen des Nationalparks eingerichtet, in der befallene Bäume entfernt werden. Damit soll verhindert werden, dass der Borkenkäfer auch benachbarte Wirtschaftswälder befällt.

Protest: Ein grünes Plakat mit der Aufschrift 'Nationalpark', welche mit einem roten Balken durchgestrichen ist.

Die Nationalpark-Pläne stießen teilweise auf massive Kritik

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Quelle: SWR | Stand: 07.07.2020, 10:40 Uhr

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