Lage und Größe
Im November 2013 beschloss die baden-württembergische Landesregierung das sogenannte Nationalpark-Gesetz. Darin steht unter anderem, dass der neue Nationalpark im Nordschwarzwald aus Waldflächen der Landkreise Freudenstadt und Ortenaukreis sowie des Stadtkreises Baden-Baden gebildet werden soll.
Der Nationalpark Schwarzwald existiert seit Januar 2014. Er hat eine Fläche von rund 10.000 Hektar und ist damit im Vergleich zu vielen anderen Nationalparkflächen in Deutschland relativ klein. So ist zum Beispiel der Nationalpark Bayerischer Wald mehr als doppelt so groß.
Der Nationalpark besteht aus zwei Gebieten – dem nördlicher gelegenen Hohen Ochsenkopf und dem südlicher gelegenen Ruhestein. Die beiden Teilbereiche sind jeweils in drei Zonen untergliedert: in eine sogenannte Kernzone, in eine Entwicklungszone und in eine Managementzone.
In der Kernzone greift der Mensch nicht ein, außer zum Erhalt von Wegen und Besuchereinrichtungen.
In der Entwicklungszone soll die Natur auf die Kernzone vorbereitet werden. Das heißt, die positive Entwicklung der Natur wird entsprechend gelenkt und unterstützt.
In der Managementzone, die rund 25 Prozent des Parks ausmacht, wird nach wie vor durch den Menschen in die Natur eingegriffen – zum Beispiel um die Waldflächen außerhalb des Nationalparks vor einer Borkenkäferplage zu schützen.
Sinn und Zweck
Das Eingreifen des Menschen in die Natur hat zur Zerstörung vieler Lebensräume und zum Aussterben vieler Arten geführt. Ziel des Nationalparks ist es nun, die natürlichen Prozesse in Fauna und Flora zu schützen.
Dafür ist es wichtig, die Natur sich selbst zu überlassen, in der Hoffnung, dass sich die noch bestehenden Bestände erholen und dass die Artenvielfalt gefördert wird.
An manchen Stellen des Parks, insbesondere in der sogenannten Entwicklungszone, ist es allerdings auch notwendig, der Natur auf die Sprünge zu helfen, indem der "menschliche Einfluss der Vergangenheit ausgeglichen wird", wie es von Seiten des Nationalparks heißt – zum Beispiel bei entwässerten Mooren.
Zugleich ist der Nationalpark aber auch für die Wissenschaft wichtig, und zwar gleich in zwei Disziplinen: Für die Naturwissenschaften geht es um den Artenschutz und beispielsweise um die Frage, wie sich der Wald verändert, wenn er sich selbst überlassen wird. Die Sozialwissenschaften dagegen schauen auf die Menschen, unter anderem verbunden mit der Frage, wie die naturbelassene Landschaft auf sie wirkt.
Ebenfalls wichtig sind die Impulse, die man sich ausgehend vom Nationalpark Schwarzwald für bestimmte Wirtschaftszweige wie den Tourismus verspricht.
Tiere und Pflanzen
Der Wald im Nationalpark Schwarzwald wird sich im Laufe der Jahre deutlich verändern, da es sich anders als früher um keinen aufgeräumten Wirtschaftswald mehr handelt.
Die Nationalpark-Forscher nennen das den sogenannten Mosaik-Zyklus. In der Wissenschaft wird damit die langfristige Raum-Zeit-Dynamik von Ökosystemen beschrieben.
Konkret bedeutet das, dass eine neue Waldstruktur entsteht, eine Mischung von totem Holz und jungen, nachwachsenden Bäumen. Diese Struktur bildet die optimale Lebensgrundlage, auf der sich die unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten, aber auch Pilzarten in einer besonders großen Vielfalt entwickeln können.
Baumpilze
Von Nicola Wettmarshausen (SWR)
Vielfalt im Wald
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Das Team des Nationalparks Schwarzwald möchte möglichst viele Menschen in diese Entwicklung einbinden und berichtet ausführlich auf der Homepage.
Hier wird auch eine Reihe von Tieren erwähnt, deren Existenz durch den Nationalpark Schwarzwald gefördert wird und die der Besucher mit etwas Glück im Nationalpark entdecken kann.
Das sind zum Beispiel der Dreizehenspecht, der Raufuß- und der Sperlingskauz oder das Auerhuhn, das auf eine ganz besondere Waldstruktur angewiesen und eines der Schwarzwaldtiere schlechthin ist.
Auch für viele Pilz- und Flechtenarten ist der Park wichtig. Kleine Teile des Nationalparks sind bereits jetzt seit Jahrhunderten weitgehend unberührt.
Dort gelang einem Pilzforscher 2014 die Entdeckung eines echten Urwaldpilzes, der zitronengelben Tramete. Es war die erste Entdeckung dieses Pilzes in Baden-Württemberg überhaupt und fand eine entsprechend große Beachtung in Wissenschaft und Medien.
Totholz gehört zur natürlichen Waldstruktur
Gegner und Befürworter
Den Nationalpark Schwarzwald auszurufen, war ein hartes Stück Arbeit und mit vielen Diskussionen verbunden. Dabei reichen die ersten Ideen für einen Nationalpark bis in den Anfang der 1990er Jahre zurück.
Aber erst mit der grün-roten Landesregierung wurde ab 2011 die Einrichtung eines Nationalparks Schwarzwald wirklich forciert. In den Folgejahren wurde nach einem geeigneten Ort gesucht, Gutachten wurden erstellt, Arbeitskreise gebildet.
Insbesondere die Kritik fiel teilweise sehr heftig aus. Viele hatten Angst vor einer Borkenkäferplage oder fürchteten, dass Arbeitsplätze in der Holzindustrie und im Tourismus verloren gehen. Manchen gefiel der Anblick eines naturbelassenen Waldes nicht. Sie empfanden es als Zumutung, dass Bäume sich selbst überlassen und nicht für den Menschen direkt nutzbar gemacht werden.
Die Befürworter hielten dagegen: Sie erklärten die großen Chancen für den Tourismus und die Natur. Beide Lager standen sich zeitweise unversöhnlich gegenüber.
Nach der Eröffnung des Parks 2014 legte sich die Wucht der Kritik. Viele Kritiker haben den Nationalpark angenommen und versuchen das aus ihrer Sicht Beste daraus zu machen. Eventuell aufkeimende Konflikte, wie die Sorge um eine Borkenkäferplage, wurden entschärft.
Im Fall des Borkenkäfers wurde eine 500 Meter breite Pufferzone entlang der Grenzen des Nationalparks eingerichtet, in der befallene Bäume entfernt werden. Damit soll verhindert werden, dass der Borkenkäfer auch benachbarte Wirtschaftswälder befällt.
Die Nationalpark-Pläne stießen teilweise auf massive Kritik
Quelle: SWR | Stand: 07.07.2020, 10:40 Uhr