Eine Klapperschlange mit weit aufgerissenem Maul

Tierwelt

Gift als Waffe

Zu den wirkungsvollsten Waffen der Tierwelt zählt Gift. Sein Einsatz endet nicht immer tödlich, Schmerzen verursachen aber die meisten giftigen Substanzen. Sogar Krankheiten können mit den tierischen Giften geheilt werden.

Von Susanne Wagner

Chemische Waffen

Es gibt zwei Arten von Gifttieren: zum einen Tiere, die ihre Gifte zum Nahrungserwerb oder zur Verteidigung einsetzen und zum anderen Tiere, deren Körper giftige Stoffe enthalten und die Vergiftungen hervorrufen, wenn sie gefressen werden.

Die meisten Tiere produzieren die giftigen Substanzen in speziellen Drüsen und Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Blut. Mithilfe von Stacheln, Zähnen und Klauen oder ausgeklügelter Techniken – durch Spucken und Sprühen – werden die Gifte dann an den Feind oder an das Opfer gebracht.

Da Schlangen ihre Beute nicht zerkleinern können, müssen sie diese auf einmal verschlingen, mit Haut und Haar. Damit sie während des Schluckvorgangs vom Beutetier nicht verletzt werden, lähmen es die Giftschlangen mit ihrem Gift.

Die lebensgefährliche Substanz ist in Drüsen gespeichert und wird durch sogenannte Fänge, nadelspitze Zähne, in den Körper des Opfers eingespritzt.

Auch Spinnen produzieren Stoffe in Giftdrüsen. Ihr Gift tropft aus einer Öffnung am Ende der Klauen.

Gift zur Selbstverteidigung

Mit spitzen Stacheln injizieren Steinfische ihr Gift. Sie zählen zu den giftigsten Fischen. Ihre Waffe dient allerdings mehr der Selbstverteidigung als dem Beutefang.

In der Regel graben sie sich für lange Zeit im Meeresboden ein. Ihre braunen Stacheln sind hervorragend an den Untergrund angepasst. Erst wenn sie ein ahnungsloser Badeurlauber mit Füßen tritt, wird eine Giftpumpe in Gang gesetzt.

Das Steinfischgift wirkt schnell und stark, Todesfälle kommen jedoch nur selten vor.

Steinfisch

Steinfische sind extrem gut getarnt, das macht eine Begegnung mit ihnen gefährlich

Tödliche Leckerbissen

Bei manchen Tieren sind Toxine nur in der Haut oder im Fleisch enthalten. Erst wenn sie gefressen werden, sind sie schädlich.

So enthalten etwa viele Kugelfische tödliches Gift. In Japan gilt das rohe, in dünne Scheiben geschnittene Fleisch jedoch als Leckerbissen. Nur ein lizenzierter Koch darf die Delikatesse zubereiten, sorgfältig müssen Innereien und Haut entfernt werden.

Auch einige Krabbenarten sollten besser nicht in den Kochtopf wandern. Vor allem im südostasiatischen Raum haben sich schon viele Menschen an Krabbensuppen den Magen verdorben. Schock und Atemlähmung sowie Todesfälle sind dabei nicht selten.

Die Giftstoffe der Krabben werden beim Kochen herausgezogen und schwimmen dann in der Suppe. Vermutlich nehmen die Krabben das Gift durch ihre Nahrung auf.

Froschgift gegen Schmerzen

Das Gift von Schlangen und Spinnen, Fischen oder Fröschen soll töten oder abschrecken. Gleichzeitig erfüllt es eine äußerst wichtige Voraussetzung, die ein wirksames Arzneimittel ausmachen: Tierische Toxine wirken nämlich äußerst präzise und selektiv, andere Gewebe oder Organe bleiben verschont.

Ein Beispiel für ein Tiergift, das sich in der Medizin einsetzen lässt, ist das Gift der Pfeilgiftfrösche. Normalerweise führt ihr Hautsekret zu Krämpfen und Lähmungen. In Tierversuchen zeigte es aber auch eine schmerzlindernde Wirkung, die um ein Vielfaches wirksamer war als die von Morphin. Positive Nebenwirkung: Die Substanz scheint nicht – wie andere Opiate – abhängig zu machen.

Ein Pfeilgiftfrosch sitzt auf Moos vor einem Blatt

Mit ihrer bunten Farbe warnen Pfeilgiftfrösche ihre Fressfeinde

Quelle: SWR | Stand: 22.07.2019, 14:40 Uhr

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