Die Hanse Kogge (Deutschland) mit dem Bremer Stadtwappen auf dem Segel

Hanse

Die Kogge

Die Kogge (eigentlich "der Koggen") ist ein einmastiges Segelschiff. Sie ließ sich früher relativ schnell und kostengünstig bauen und konnte mit kleiner Besatzung große Mengen Frachtgut transportieren.

Von Gregor Delvaux de Fenffe

Wehrhafter Frachter

Die Kogge war etwa 20 bis 30 Meter lang und fünf bis acht Meter breit und lange Zeit der bedeutendste Schiffstyp der Hanse – einem Interessenverband für seefahrende Kaufleute. Eine 1962 von Archäologen in Bremerhaven gefundene Kogge hatte eine Tragfähigkeit von umgerechnet 90 Tonnen.

Koggen waren nur in beschwertem Zustand seetüchtig, das heißt, wenn sie mit Lasten oder Ballast beladen waren. Die Kogge war ein Einmaster und unterhalb der Mastspitze mit einem Ausguck versehen, einem sogenannten Krähennest.

Hinten ("achtern") war sie mit einer Plattform ausgerüstet, dem Achternkastell. Auch vorne, am Bug, hatte die Kogge manchmal ein Kastell ("Bugkastell"). Von den Kastellen aus konnten Schiffer und Mannschaft gut das Schiff und das Meer überblicken, bei einem Überfall durch Piraten das Entern des Feindes abwehren und das Schiff verteidigen.

Die Kogge war ein reines breites Transportschiff und besaß kaum Kiel. Dadurch konnte sie bei Ebbe trockenfallen ohne umzukippen und Schaden zu nehmen. Sie war mit einem großen Segel ausgestattet, dem Rahsegel. Allerdings war man sehr eingeschränkt in der Navigation: Man konnte nur mit dem Wind und nie dagegen fahren.

Die Kogge konnte also nicht kreuzen. Dadurch, dass sie keinen Kiel hatte, konnte sie auch nicht den Kurs gegen den Wind durchs Wasser schneiden. Sie wurde dann wie eine Wanne vom Wind über die Wasseroberfläche geschoben.

Schwarzweißfotografie: Die nach dem Fund zusammengesetzte Bremer Hansekogge. (Bremerhaven, Deutsches Schiffahrtsmuseum)

Die Hansekogge wurde aus über 2000 Einzelteilen wieder zusammengesetzt

Vom Baumstamm zur Kogge

Schiffsbauer waren im Mittelalter hoch spezialisierte und gefragte Techniker. Dennoch war das Bauverfahren der Kogge im Vergleich zu anderen Schiffstypen der damaligen Zeit eher einfach.

Dafür wurden Baumstämme mithilfe einer Säge in Streifen geschnitten und zu Planken weiterverarbeitet. Durch den Einsatz der Säge – die Kogge wurde nicht mehr nur mit der Axt bearbeitet – konnte der Großteil des wertvollen Rohholzes verbaut werden.

Nur wenig Holzmüll fiel an. Dadurch waren die Koggen wirtschaftlich rentable Lastentransporter, weil sie schnell und verhältnismäßig kostengünstig gebaut werden konnten. Koggen waren bis zum Ende des 14. Jahrhunderts der wichtigste Schiffstyp der Hanse. Eine Kogge konnte mit vergleichsweise kleiner Besatzung große Mengen Fracht transportieren.

Modellbau einer Kogge.

Für eine Kogge konnte fast der ganze Baumstamm verarbeitet werden

An Bord der Kogge

Meist gehörte eine Kogge mehreren Kaufleuten gemeinsam. Sie ließen sie bauen, sie unterhielten sie und schickten sie auf Handelsreisen.

Auf einer Handelsreise kam es vor, dass der Kaufmann oder einer seiner Vertrauensmänner die Kogge begleiteten. Meist gab es an Bord einen Schreiber mit Buchhalterfunktion, der genau über die Wirtschaftsgüter Buch führte und kontrollierte, welche Teile der Ladung welchem Anteilseigner der Kogge zustanden.

Navigiert wurde die Kogge vom Schiffer und seiner Mannschaft. Daneben konnten Soldaten die Kogge eskortieren, ein Schiffsgeistlicher konnte an Bord sein oder auch Pilger, die die Kogge als Verkehrsmittel nutzten.

Wenn eine Kogge mit voller Ladung einen Handelsplatz erreichte, wurden die Güter ausgeladen ("die Ladung gelöscht"). Dann nahm sie am selben Umschlagplatz gleich wieder Waren auf. Denn Leerfahrten sollten aus Kostengründen vermieden werden. Eine Kogge ohne Fracht auf eine lange Reise zu schicken, ergab wirtschaftlich keinen Sinn.

Gemälde: Eine Kogge mit Besatzung auf See

Die Besatzung einer Kogge war eher klein

Kogge in rauer See

Im ausgehenden 14. Jahrhundert wurde die universelle Kogge schließlich von anderen Transportschiffen abgelöst. In erster Linie war es der breite und flachbödig gebaute Holk, der nun den Standard der Hanseflotte bestimmte. Der Koggen-Experte des deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven, Dr. Albrecht Sauer, macht für den Wechsel des Schiffstyps eine Veränderung des Klimas verantwortlich.

Die Historiker gehen dabei von einer generellen Klimaverschlechterung aus, einer sogenannten kleinen Eiszeit, die sich zwischen Ende des 14. und Mitte des 15. Jahrhunderts abspielte. Die allgemeine Wetterlage wurde rauer, das Klima kälter.

Die Koggen waren diesen veränderten Wetterbedingungen wohl nicht länger gewachsen – man benötigte von nun an Schwerwetterschiffe, die auch bei rauer See sicher fahren konnten.

(Erstveröffentlichung: 2005. Letzte Aktualisierung: 20.04.2020)

Quelle: WDR

Darstellung: