Lithographie: der preußische Beamte Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein

Wiener Kongress

Freiherr vom Stein

Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein war ein preußischer Politiker. Er verfasste einen umfassenden Reformplan für das Preußische Königreich und nahm später am Wiener Kongress teil.

Von Cordula Weinzierl

Im Jahr 1806 besiegte der französische Kaiser Napoleon die Preußen vernichtend. Danach musste Preußen einen Großteil seines Staatsgebietes an Frankreich abgeben, verlor seine Stellung als Großmacht in Europa und musste hohe Entschädigungs-Zahlungen an Frankreich leisten.

Dadurch war Preußen bald in einem erbärmlichen Zustand. Es zeichnete sich ab, dass das Land grundlegend modernisiert werden musste. Deshalb suchte der preußische König Friedrich Wilhelm III. nach einem Mann, der solche Modernisierungs-Maßnahmen (Reformen) auf den Weg bringen konnte. Seine Wahl fiel 1807 auf einen preußischen Beamten: Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein.

Vom Stein war damals 51 Jahre alt und stammte aus einer Adelsfamilie im heutigen Rheinland-Pfalz. Gemeinsam mit dem preußischen Politiker Karl August Fürst von Hardenberg entwickelte er einen Reformplan in mehreren Schritten. Dazu gehörte zum Beispiel die Befreiung der Bauern aus der Leibeigenschaft – die Bauern bekamen also mehr Rechte und waren nicht mehr die Untertanen und Diener ihres Grundherrn.

Holzschnitt: Bauern liefern Abgaben an ein Kloster

Jahrhundertelang waren die Bauern zu hohen Abgaben verpflichtet gewesen

Ein weiterer Reformschritt war die Einführung der so genannten Gewerbefreiheit. Vorher hatte es viele Jahrhunderte lang keine freie Berufswahl in Deutschland gegeben – man durfte also nicht einfach auf eigenen Wunsch Handwerker werden oder ein Geschäft eröffnen. Stattdessen musste man erst Mitglied in einem Berufsverband (einer "Zunft") werden und von der Zunft die Genehmigung bekommen, diesen Beruf auch auszuüben. Die Preußischen Reformen unter Führung des Freiherrn vom Stein schafften nun diesen so genannten Zunftzwang ab.

Weitreichende Änderungen bewirkte die Reform auch in der preußischen Armee. Die Prügelstrafe wurde abgeschafft und die Wehrpflicht eingeführt – nun mussten alle jungen preußischen Männer zum Militär, unabhängig vom sozialen Stand oder vom Beruf. Die Armee wurde somit im Volk verankert und stützte sich fortan auf den Patriotismus, also die Liebe zum Vaterland.

Lithografie: Uniformen der preußischen Garde-Kavallerie Ende des 19. Jahrhunderts

Nach der Reform mussten alle jungen Preußen zum Militär

Außerdem gab Freiherr vom Stein den Anstoß zu einer grundsätzlichen Reform des preußischen Bildungswesens. Die Schulbildung wurde verstaatlicht, grundlegend modernisiert und die Schulpflicht eingeführt. Umsetzen sollte die Reformen der preußische Gelehrte und Schriftsteller Wilhelm von Humboldt. Er entwickelte das Schulsystem mit Volksschule und Gymnasium und gründete 1809 die Berliner Universität, die seit 1949 auch seinen Namen trägt.

Ab 1814 nahm Freiherr vom Stein für kurze Zeit als Berater und Beobachter am Wiener Kongress teil, auf dem die Staaten Europas ab 1814 eine neue Friedens- und Machtordnung für Europa verhandelten. Doch seine Vorschläge wurden von den Adligen Europas abgelehnt. "Alles, was ich erhofft habe, hat sich zerschlagen", soll er später enttäuscht geschrieben haben. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er auf Schloss Cappenberg in Westfalen und starb 1831 im Alter 73 Jahren.

Eine rote 20-Pfennig-Briefmarke mit Freiherr vom Stein

Briefmarke der Bundespost mit Porträt des Freiherrn vom Stein

Dennoch: Die "Stein-Hardenbergschen" Reformen schufen die Voraussetzungen für einen leistungsstarken Staat und die Industrialisierung Preußens. Sie legten auch den Grundstein für den Wiederaufstieg Preußens in den Kreis der europäischen Großmächte.  Bis heute gehört Freiherr vom Stein daher zu den bekanntesten Deutschen. Seinen Namen tragen viele wissenschaftliche Einrichtungen und Schulen, Plätze und Straßen.

(Erstveröffentlichung: 2024. Letzte Aktualisierung 16.02.2024)

Quelle: WDR

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