Man sieht den unter einem Mikroskop vergrößerten Kopf einer Tsetse-Fliege.

Tropenkrankheiten

Vernachlässigte Krankheiten

In den Tropen gibt es außer Malaria und Tuberkulose viele Krankheiten, durch die Menschen sterben, die sogenannten "Neglected diseases".

Von Sine Maier-Bode und Tobias Aufmkolk

Die Schlafkrankheit

Viele Menschen halten die Schlafkrankheit (Afrikanische Trypanosomiasis) für eine eigenartige, kaum ernst zu nehmende Erscheinung, bei der die Menschen einfach müde werden. Tatsächlich aber ist ihr Verlauf sehr ernst zu nehmen. Unbehandelt führt sie zu schweren Nebenwirkungen, die oft mit dem Tod enden.

Der Erreger ist ein Parasit namens "Trypanosoma brucei", sein Überträger ist die Tsetsefliege. Man findet sie in fast ganz Afrika, an Flüssen und Seen nördlich von Südafrika bis südlich der Sahara.

Die Infektion erfolgt durch Stiche. Zunächst leiden die erkrankten Personen unter Fieberschüben. Zu diesem Zeitpunkt ist die Krankheit noch gut heilbar. Doch Fieber ist eine häufige Erkrankung in den Tropen und die richtige Diagnose kostet viel Geld. Wird die Krankheit nicht erkannt oder nicht behandelt, dringen die Erreger in die Lymphknoten ein.

Etwa vier bis sechs Monate nach der Infektion, manchmal auch schneller, bricht die Krankheit richtig aus. Es kommt zu nervösen Erscheinungen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schwindelgefühl. Manchmal treten Lähmungen und Sprachstörungen auf. Häufig ändert sich der Charakter der Patienten: einige neigen zur Gewalttätigkeit.

In vielen Fällen ziehen sich diese Symptome über Jahre hinweg. Erst dann befällt den Kranken eine regelrechte Schlafsucht. Er ist so müde, dass man ihn sogar zum Essen zwingen muss. Der Erkrankte stirbt schließlich an Entkräftung, oft auch an Meningitis (Hirnhautentzündung) oder Herzschwäche.

Die Medikamente, die helfen können, sind fast alle veraltet und haben starke Nebenwirkungen. Neuere Medikamente sind noch in der Erprobungsphase. Die Weltgesundheitsorganisation geht von mehr als 500.000 Betroffenen aus.

Drei schwarzafrikanische Mütter sitzen mit ihren kranken Kleinkindern im Krankenhaus von Kenema, Sierra Leone.

Krankenstation in Sierra Leone

Das Dengue-Fieber

Das Dengue-Fieber ist eine Virus-Erkrankung, die durch Mücken übertragen wird. Meist genügt ein Stich nicht, um zu erkranken – deshalb sind vor allem Menschen gefährdet, die sich für längere Zeit in einer Region aufhalten, wo die gefährlichen Aedes-Mücken vorkommen.

Es gibt verschiedene Virus-Typen, die unterschiedliche Auswirkungen auf den Verlauf der Krankheit haben. Der normale Verlauf ähnelt dem einer starken Grippe.

Ein schwerer Krankheitsverlauf kann hingegen zu einem sogenannten hämorrhagischen Fieber führen, das mit inneren Blutungen einhergeht. Es gibt kein Medikament gegen das Dengue-Fieber, so dass der einzige Schutz im Schutz vor Mücken besteht.

Das Dengue-Fieber kommt in allen tropischen und subtropischen Regionen vor. In den vergangenen Jahrzehnten hat es sich rasant ausgebreitet. Schätzungen zufolge infizieren sich jährlich mehrere hundert Millionen Menschen mit dem Fieber.

Nur bei einem Bruchteil der Infizierten nimmt die Krankheit jedoch einen schweren Verlauf. Davon endet wiederum nur ein geringer Prozentsatz tödlich. Aufgrund der zunehmenden Krankheitsfälle arbeiten mehrere Pharmaunternehmen an Impfstoffen gegen das Dengue-Fieber.

2018 wurde in der Europäischen Union der erste Impfstoff zugelassen. Er ist jedoch bisher nur für wenige Personen vorgesehen. Dies sind Menschen, die in Endemiegebieten leben, im Alter von neun bis 45 Jahren sind und bereits eine nachgewiesene Infektion durchgemacht haben.

Bild einer schwarzen Mücke mit weißen Streifen, die einen Menschen sticht.

Vorsicht vor der Aedes-Mücke

Leishmaniose

"Kala Azar", also Schwarzes Fieber, nennen die Hindi die gefährlichste, die innere Form der Leishmaniose, bei der die Organe angegriffen werden. Eine Sandfliege ist die Überträgerin der Krankheit, an der jährlich geschätzt zwei Millionen Menschen erkranken.

Die Fliege überträgt den Erreger, einen winzigen Parasiten, vom Tier auf den Menschen und von Mensch zu Mensch. Die Kranken leiden unter hohem Fieber, Gelenkschmerzen und einem starken Gewichtsverlust. Werden sie nicht behandelt, so müssen sie in den meisten Fällen sterben.

Bei der leichteren Form der Leishmaniose bilden sich Geschwüre an der Haut, die große Narben oder Verstümmelungen hervorrufen können. Verbreitet ist die Krankheit vor allem in Indien und Ostafrika.

In den vergangenen Jahren haben die Infektionen auch in Südeuropa zugenommen. Vor allem Straßenhunde, die aus südeuropäischen Ländern eingeführt werden, sollten auf Leishmaniose getestet werden.

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 31.03.2020)

Quelle: WDR

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