Ein Finger drückt auf eine Computertaste mit der Aufschrift "Liebe"

Liebe

Partnersuche

"Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann!" heißt es in einem alten Schlager. Nicht alle haben das Glück, den Partner fürs Leben selbst zu finden: Elf Millionen Singles sind in Deutschland auf Partnersuche – ein gutes Geschäft, vor allem für die Internetbörsen.

Von Christiane Gorse

Ehe als Macht- und Wirtschaftsfaktor

Früher war die Ehe und die Familie vor allem eine Wirtschaftsgemeinschaft. Die Verbindung wurde oft von den Eltern arrangiert und nicht nach heutigen Maßstäben ausgewählt. Ob die Partner zusammen passten, spielte zum Beispiel eine untergeordnete Rolle.

Viel wichtiger war die Mitgift. Das Vermögen, das die Frau mit in die Ehe brachte, sollte in der Regel so hoch sein, dass die Frau durch ihre eigene Familie finanziert war und, ohne die Familie des Mannes zu belasten, standesgemäß dort lebte. Bei reichen Herrschaften konnten das mehrere Jahresverdienste der Familie sein. Je höher die Mitgift, desto besser konnten die Eltern ihre Tochter also verheiraten.

In Adelskreisen war die Ehe ein echter Machtfaktor, um das Herrschaftsgebiet zu vergrößern. Einfachen Leute nutzen zum Beispiel Tanzfeste für die Brautschau, der Adel fand potenzielle Partner auf Bällen.

Der Einzug der romantischen Liebe

Dass Gefühle über so eine wichtige Sache wie die Ehe bestimmen sollten, war früher undenkbar – schließlich ging es ums Überleben. Erst als sich materieller Reichtum auch jenseits des Adels breitmachte und sich im 18. Jahrhundert das Bürgertum entwickelte, änderte sich die Einstellung zur Liebe in der Ehe. Die Töchter konnten nun stärker mitreden, wen sie heiraten wollten.

Durch diesen Akt der Selbstbestimmung löste die Liebesheirat nach und nach die Vernunftehe ab. Doch damit kamen auch die Probleme, denn kann man leidenschaftliche Gefühle in einer Ehe institutionalisieren? Enttäuschungen sind an der Tagesordnung und schlagen sich heute in hohen Scheidungsraten und Singlezahlen nieder.

Ölgemälde von 1750 zeigt Robert Dashwood und seine Frau Anne Lewes.

Mit dem Bürgertum änderte sich die Einstellung zur Ehe

Die Heiratsannonce

Für jeden Topf gibt es einen Deckel – doch manche finden ihn nicht über die konventionellen Wege. Schon im späten 17. Jahrhundert bediente man sich der Anzeigenblätter. Die erste überlieferte Heiratsanzeige stammt aus dem Jahr 1695. "Ein Herr von etwa 30 Jahren mit ansehnlichem Besitz sucht für die Ehe eine junge Dame mit einem Vermögen von ca. 3000 Pfund", schrieb ein Mann in einem Londoner Wochenblatt.

Die Mitgift genau zu beziffern gehörte dazu – bis ins 20. Jahrhundert hinein. Der Erste Weltkrieg und die folgende Inflation zwangen das Bürgertum wirtschaftlich in die Knie, und die Mitgift wurde von der Aussteuer abgelöst, die vor allem aus Sachwerten für den neuen Haushalt bestand.

Nun suchten auch Frauen per Heiratsannonce nach neuen Partnern, denn viele hatten ihre Männer im Krieg verloren.

Heiratsanzeige in einer Zeitung.

Der traditionelle Weg

Staatsbeamter sucht junge Frau

Einer Heiratsannonce verdanken wir einen bedeutenden Deutschen. Sie war im "Altgöttinger Liebfrauenboten" erschienen. Dort las im Sommer 1920 Maria Rieger folgende Anzeige: "Mittlerer Staatsbeamter, led., kath., 43 J. a. tadellose Vergangenheit, auf dem Lande, sucht sich m.e. gut kath., reinl. Mädchen, das gut kochen u. alle Hausarb. kann, auch im Nähen bewandert ist und Einrichtung besitzt, bald. zu verehelichen. Verm. erw., jedoch nicht Bedingung. Angebote wenn mögl. m. Bild a.d. Erp. d. Bl. (734)"

Drei Monate später war Maria Rieger mit dem Suchenden verlobt: Es war der Gendarm Joseph Ratzinger. Als drittes Kind kam Joseph Ratzinger zur Welt, der spätere Papst Benedikt XVI. .

Auch andere prominente Paare fanden über eine Annonce zueinander – beispielsweise die ZDF-Moderatorin Petra Gerster. Sie meldete sich Anfang der 1980er-Jahre auf eine Anzeige in der "Zeit".

Der Autor Christian Nürnberger hatte die Anzeige geschrieben und dafür 1000 DM bezahlt, wie er in einem Interview berichtete. Die beiden schrieben sich viele Wochen lang Briefe und trafen sich dann in Paris das erste Mal.

ZDF heute Moderatorin Petra Gerster im Fernsehstudio von der Sendung "Kölner Treff".

Berühmtes Beispiel: Petra Gerster

Das Internet revolutioniert die Partnersuche

Inzwischen sind die seitenlangen Kontaktanzeigen in den Zeitungen auf wenige Spalten geschrumpft. Grund dafür ist das Internet, das seit der Mitte der 1990er-Jahre auch die Partnersuche revolutioniert hat.

Heute gibt es Partnerbörsen im Internet für jeden Geschmack: regional orientierte, auf Akademiker oder Katholiken spezialisierte, für Landwirte, Homosexuelle – Börsen, die viel kosten, Börsen die wenig oder gar nichts kosten, Börsen für Leute, die eine lange Beziehung suchen oder nur einen Seitensprung.

Bei den größten Internetportalen wird zunächst ein Persönlichkeitstest gemacht, der gut 30 Minuten dauern kann. Auf dieser Grundlage wird ein Persönlichkeitsprofil erstellt und mit anderen Bewerbern auf Übereinstimmung geprüft. Je besser zwei zusammenpassen könnten, desto mehr "Matching"-Punkte hat der andere.

Kontakt aufzunehmen könnte sehr interessant sein, versprechen die Partneragenturen. Und manche finden so tatsächlich ihr Glück. Andere dagegen sind jahrelang im Netz, ohne sich für jemanden entscheiden zu können.

Speeddating

Forscher haben herausgefunden, dass das Unterbewusstsein nur wenige Minuten braucht, um zu entscheiden: Finde ich mein Gegenüber attraktiv?

Dem trägt eine neuere Mode der Partnersuche Rechnung: das "Speeddating". Zu so einem Abend können sich eine bestimmte Anzahl von Männern und Frauen anmelden, die sich dann rotierend nacheinander kennenlernen und zwar in nur sieben Minuten.

Danach macht man ein Kreuzchen, ob man denjenigen interessant fand und wieder treffen möchte oder nicht. Mit der Methode kann man an einem Abend viele potenzielle Partner kennenlernen.

Allerdings ist diese kommerzialisierte Form der Partnersuche gar nicht so neu. Erfunden wurde sie nämlich in den 1990er-Jahren von einem Rabbi aus Los Angeles, der damit die Eheschließungen in seiner Gemeinde erhöhen wollte.

Mann und Frau sitzen sich mit verbundenen Augen in einem Club gegenüber und unterhalten sich

Immer mehr Ideen: "Dark Dating" in Berlin

Quelle: SWR | Stand: 11.11.2019, 09:52 Uhr

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