Schachbrett mit Figuren, schachmatt

Schach

Wer war der erste Schachweltmeister?

Das erste offizielle Weltturnier fand 1886 in den USA statt. Nach insgesamt 20 Partien hatte sich Wilhelm Steinitz aus Österreich den Titel gesichert.

Von Claudia Kracht

Bereits 1851 hatten sich in London 16 europäische Schach-Großmeister zu einem inoffiziellen Turnier getroffen. Es gewann der Breslauer Mathematiker und Professor Adolf Anderssen. In den Jahrzehnten danach wurden zumeist in London immer wieder Zweikämpfe oder kleinere inoffizielle Turniere veranstaltet. Eine Zeit lang konnte Anderssen seinen Vorsprung halten, bis 1866 in London der Stern eines neuen Triumphators aufging: Der erst 30-jährige Wilhelm Steinitz schlug Anderssen mit 8:6.

Wie viele Schachgenies hatte auch Steinitz den Ruf, ein schwieriger Zeitgenosse zu sein. Der in Prag geborene Österreicher war nur gut 1,50 Meter groß, gehbehindert, kurzsichtig und wurde von Arthritis geplagt. Die schlimmen Schmerzen mögen zu seiner Reizbarkeit beigetragen haben. Steinitz musste wegen Geldmangels das Mathematik-Studium in Wien aufgeben und widmete sein ganzes Leben dem Schach.

Nach dem Sieg gegen Anderssen 1866 betrachtete er sich als besten Spieler der Welt, zumal er in den folgenden Jahren die Konkurrenz auf Distanz halten konnte. Aber war er es wirklich? Noch gab es keine weltweite Schach-Dachorganisation, keine zentrale Instanz, die unabhängig urteilen konnte. Um den wirklich besten Spieler der Welt zu finden, musste man eine Weltmeisterschaft organisieren.

Zwischen Gehirntraining und Zeitvertreib

Das erste offizielle Weltturnier fand 1886 statt

Die meisten Schachhistoriker sind sich einig: Das erste offizielle Weltturnier fand schließlich von Januar bis März 1886 in den USA statt und wurde in New York, St. Louis und New Orleans ausgetragen. In insgesamt 20 Partien traf Wilhelm Steinitz auf seinen Herausforderer, den Polen Jan Zukertort.

Tatsächlich konnte der Pole zunächst vier der ersten fünf Partien für sich entscheiden. Erst dann erwies sich Steinitz als überlegen und gewann insgesamt zehn Partien. Fünfmal trennte man sich remis. Das Endergebnis lautete 12,5:7,5 – Steinitz war der erste offizielle Weltmeister der Schachgeschichte und blieb es acht Jahre lang, bis er sich 1894 Emanuel Lasker beugen musste.

Er selbst war aber überzeugt, 28 Jahre Weltmeister gewesen zu sein, "weil ich meiner Zeit um 20 Jahre voraus war", schrieb Steinitz 1899. "Ich spielte nach bestimmten Grundsätzen, die weder Zukertort noch irgendeiner seiner Zeitgenossen verstand." Eine Äußerung, die mit zu seinem Ruf beitrug, größenwahnsinnig gewesen zu sein.

Wilhelm Steinitz starb völlig verarmt im Jahre 1900 in New York. Im Weltschach wurde er zur Legende – wie auch seine Nachfolger: Emanuel Lasker, der die Schachkrone nicht weniger als 27 Jahre lang (1894-1921) trug, der Kubaner José Raul Capablanca (1921-1927) sowie der Russe Alexander Aljechin (1927-1937, mit kurzer Unterbrechung).

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 08.10.2018)

Quelle: WDR

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