Kathrine Virginia Switzer

Marathon

Welche Frau lief als erste beim Boston-Marathon mit?

Kathrine Switzer ging in die Geschichte ein als erste offiziell gemeldete Läuferin beim Boston-Marathon. Dabei waren Frauen damals eigentlich gar nicht zugelassen. Ein Jahr vorher war schon Roberta Gibb mitgelaufen – allerdings ohne Anmeldung und Startnummer.

Von Susanne Decker

K. V. Switzer – so stand es im Anmeldeformular zum Boston-Marathon im Jahr 1967. Die Veranstalter wiesen dieser Anmeldung die Startnummer 261 zu. 740 weitere Läufer meldeten sich an. Männer, denn Frauen waren nicht zugelassen.

Offizielle Begründung: Für Frauen sei es gesundheitlich bedenklich, einen Marathon zu laufen. Startnummer 261 bewies bei diesem Lauf allerdings das Gegenteil. Denn der vermeintliche Er war eine Sie: Kathrine Virginia Switzer.

Einfach ihre Initialen bei der Anmeldung zu verwenden, war so simpel wie wirkungsvoll und eigentlich gar kein Trick. Kathrine unterschrieb wie immer mit ihren Initialen, nach Art der Schriftsteller, die sie bewunderte. Und in den Anmeldebedingungen fand sich kein Hinweis, der das Rennen ausschließlich für Männer freigab. Man rechnete einfach nicht damit, dass eine Frau auf die Idee kommen könnte, mitzulaufen.

So war Kathrine offiziell mit dabei. Sie ging zusammen mit ihrem Trainer Arnie Briggs und ihrem Freund Tom Miller an den Start – und das war auch gut so, denn schon bald wurde Jock Semple, einer der Organisationschefs, auf die Läuferin aufmerksam und geriet in Rage. Er fühlte sich derart provoziert, dass er versuchte, Kathrine mit Gewalt von der Strecke zu zerren, was ihm allerdings nicht gelang. Trainer Arnie und Freund Tom wehrten Jocks Angriff ab und machten die Bahn frei für Kathrine.

Nach 4 Stunden und 20 Minuten erreichte sie das Ziel – nicht in Bestzeit, aber als erste Frau mit einer Startnummer. Ein Jahr vorher war schon Roberta Gibb mitgelaufen – ohne Anmeldung und Startnummer. Sie versteckte sich bis zum Start des Rennens im Gebüsch und machte das Rennen in 3 Stunden, 21 Minuten und 25 Sekunden.

Mit Kathrines offiziellem Zieleinlauf bei einem der ältesten und berühmtesten Städtemarathons war ein Meilenstein für die Förderung des professionellen Frauensports gesetzt, denn seit Gründung waren dort 70 Jahre lang nur Männer mitgelaufen. Pressefotografen hielten die skandalösen Szenen zu Beginn des Rennens fest. Die Fotos gingen um die Welt und lösten eine Welle des Protestes aus. Schließlich gaben die Leichtathletik-Verbände den Marathon auch für Frauen frei.

Die deutsche Marathonläuferin Sabrina Mockenhaupt beim Berliner Halbmarathon

Frauen beim Marathon sind heute keine Ausnahme mehr

1972 wurden Frauen endgültig offiziell zum Marathon zugelassen. 1984 gab es für sie endlich auch in der olympischen Arena freie Bahn. Kathrine Switzer ist heute Autorin und hält Vorträge an Universitäten, bei Verbänden und in Unternehmen. Einige ihrer Artikel wurden in renommierten Zeitungen und Zeitschriften wie der "New York Times" und "Runner's World" veröffentlicht. Zudem hat sie diverse Bücher veröffentlicht. 1997 gewann sie den Emmy Award für ihre sportjournalistische Berichterstattung im Fernsehen.

Kathrine ist mehr als 30 Marathons gelaufen. Ihr größter Erfolg: der Sieg beim New York City Marathon 1974 mit einer Zeit von 3 Stunden, 7 Minuten und 29 Sekunden. 2011 lief die mittlerweile über 60-Jährige den Berlin-Marathon in 4 Stunden und 36 Minuten.

Quelle: SWR | Stand: 22.07.2019, 15:40 Uhr

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