Japanischer Schwertkämpfer hält mit nach oben ausgestreckten Armen sein Katana vor sich.

Japan

Waffen der Samurai

Ihren Lebensunterhalt verdienten die japanischen Samurai mit Kämpfen und dem Töten in Kriegszeiten. Auch wenn sie keine Angst vorm Sterben hatten, wie ihnen nachgesagt wird, mussten sie sich dennoch voll und ganz auf ihr Arbeitsgerät verlassen können.

Von Lothar Nickels

Geschick und Gleichgewicht

Die erste Wahl auf dem Schlachtfeld waren Pfeil und Bogen. Aus relativ großer Distanz konnte ein Heer aus Pfeil-und-Bogen-Schützen unzählige Pfeile auf den Feind niederprasseln lassen. Noch aus etwa 100 Metern Entfernung war ein solcher Treffer tödlich.

Die Samurai waren so geschickt im Umgang mit dieser Waffe, dass sie es sogar schafften, den Pfeil von einem galoppierenden Pferd präzise auf den Gegner abzuschießen. Um die zehn Pfeile pro Minute verschoss ein geübter Samurai. Eine Bogenlänge von mehr als zwei Metern stellte dabei höchste Ansprüche an die Geschicklichkeit und den Gleichgewichtssinn des Reiters.

Gefertigt wurde der Bogen unter anderem aus Bambus. Die Sehne bestand aus hanfartigem Material. Hier gab es den größten Verschleiß. Die Pfeile besaßen unterschiedliche Spitzen. Manche waren mit Widerhaken versehen und verursachten schlimme Wunden.

Andere Pfeilspitzen waren sehr schmal. Sie eigneten sich gut dazu, Rüstungen effektiv zu durchschlagen. Um den Flug des Pfeils zu stabilisieren, waren an seinem hinteren Ende Federn befestigt. Wenn der Samurai seinen Köcher gefüllt hatte, konnte er mehr als 20 Pfeile mit sich führen.

Katana und Wakizashi

Waren die Pfeile verschossen, der Feind aber noch nicht besiegt, zückten die Samurai das Schwert. Bekannt sind das Katana und das kürzere Wakizashi. Beide gehörten zusammen. In der Schlacht wurden sie aber kaum benutzt. Als Statussymbol dienten sie dem Träger vielmehr zu Repräsentationszwecken.

In einer Halterung liegen zwei Samurai-Schwerter: das große Katana und das kürzere Wakizashi

Die Schwerter der Samurai waren Waffen und Statussymbole

Nur dem Samurai war es gestattet, zwei Schwerter gleichzeitig mit sich führen: ein für jedermann sichtbares Zeichen seiner Zugehörigkeit zur Oberschicht der Kriegerklasse. Damit versteht es sich fast von selbst, dass Katana und Wakizashi sehr wertvolle Schwerter waren. Und nur die wohlhabenden Samurai konnten sich solch kostbare Stücke leisten.

Der lange und aufwändige Herstellungsprozess der Schwerter war teuer. Zum Schmieden dieser Edelwaffen gehörte mehr als reines Handwerk. Denn jedes Katana oder Wakizashi ist ein einzigartiges Kunstwerk. Der Meister musste genaue Kenntnis über die Beschaffenheit und Zusammensetzung des Stahls haben, den er verarbeitete.

Die außergewöhnliche Härte der Klinge erreichte er durch unzähliges Falten, Erhitzen und Abkühlen. Schicht um Schicht des wertvollen Stahls wurden so aufeinandergelegt. Ein Jahr konnte bis zur endgültigen Fertigstellung vergehen.

Neben den enormen Kosten hätte es also viel zu lange gedauert, ein ganzes Heer damit auszustatten. Die einfachen Krieger gebrauchten daher weitaus minderwertigere Schwerter. Übrigens werden noch heute Samurai-Schwerter in dieser altbewährten Tradition von Hand gefertigt. Für diese Kunstwerke werden zum Teil Summen im sechsstelligen Bereich gezahlt.

Gewehr gegen Schwert

Die Portugiesen brachten im 16. Jahrhundert die ersten Feuerwaffen nach Japan. Es herrschte Bürgerkrieg. In dieser Zeit wurden die ersten Schlachten durch Musketen entschieden.

Die traditionellen Waffen ließen sich durch die neuen dennoch nicht so einfach ablösen. Dafür waren sie noch zu stark verbreitet. Neben dem Schwert blieben Pfeil und Bogen also noch lange die Begleiter der Samurai.

Ein Japaner in traditioneller Samurai-Rüstung.

Ein Japaner in traditioneller Samurai-Rüstung

Im 19. Jahrhundert – gegen Ende der Samurai-Zeit – spielten dann allerdings doch Gewehre die entscheidende Rolle. Beide Seiten, sowohl die Regierungstruppen als auch die aufständischen Samurai, hatten größeres Vertrauen in Kugeln als in Pfeile oder Schwerter.

Quelle: SWR | Stand: 12.08.2020, 15:24 Uhr

Darstellung: