Denkmal für die Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea

Asien

Geschichte Koreas – das geteilte Land

Korea besitzt eine uralte Kultur und steht doch noch immer im Schatten der Nachbarn China und Japan. Früher eines der ärmsten Länder der Welt, ist Südkorea heute eine dynamische Wirtschaftsmacht mit weltweit bekannten Produktmarken.

Von Michael Hänel

Dunkle Vergangenheit

Der Legende nach errichtete der Halbgott Dangun vor mehr als 4000 Jahren das erste Reich der Koreaner: das "Land der Morgenstille". Urvater Dangun steht für das koreanische Gefühl, dass alle zu einer großen, besonderen Familie gehören.

Bis 1392 prägten jedoch die wechselhafte Geschichte in unterschiedlichen Staatsterritorien und die Verbreitung des Buddhismus die Region.

Unter König Sejong dem Großen (1418-1450) wurde das koreanische Alphabet geschaffen. Ab 1592 tobte ein jahrelanger Abwehrkrieg gegen den japanischen Feldherren Hideyoshi, der das Land zerrüttete.

Der Gyeongbokgung-Palast in Seoul bei Nacht

Der Gyeongbokgung-Palast in Seoul bei Nacht

Ab dem 17. Jahrhundert war Korea dann ein rückständiger autoritärer Stände- und Kastenstaat, der kaum Technologien importierte und nur geringen Handel mit West und Ost betrieb.

Die räumliche Nähe zu Mongolen, Chinesen, Japanern, später zu Russland und den USA, machten Korea besonders im 19. und Anfang des 20. Jahrhundert immer wieder zum Objekt beziehungsweise Schauplatz der Rivalitäten und Auseinandersetzungen der jeweiligen benachbarten Großmächte.

Ab 1910 geriet Korea dann als Kolonialprovinz Chosen unter die Vorherrschaft der japanischen Kaiser. Der letzte Kaiser Sunjong wurde zum Machtverzicht gedrängt, und Korea existierte als Staat vorläufig nicht mehr.

Unabhängigkeit und Krieg

Die Rückkehr Koreas als souveräner Staat stand nicht auf der Prioritätenliste der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges. Nach dem Ende des Pazifikkrieges und der Kapitulation Japans wurde am 15. August 1945 (de facto) Korea in den Grenzen der japanischen Provinz Chosen unabhängig.

Gemäß den Vereinbarungen von Jalta blieb Korea bis 1948 im Norden von Truppen der Sowjetunion und im Süden von US-Truppen besetzt. Die beiden Siegermächte Sowjetunion und USA teilten das Land eher willkürlich entlang des 38. Breitengrades unter sich auf. Im August und September 1948 wurden getrennt voneinander die Republik Südkorea und die kommunistische Volksrepublik Nordkorea gegründet.

Dabei verfügte der rohstoffreiche Norden über fast 90 Prozent der Industrie- und Energieproduktion, während die Leichtindustrie und die Lebensmittelproduktion ihren Schwerpunkt im Süden hatten.

Doch Korea geriet schnell in den Strudel des Kalten Krieges: Am 25. Juni 1950 begann der Koreakrieg mit einem Angriff nordkoreanischer Truppen und chinesischer Verbände auf den Süden. Ziel war es, die Vereinigung des Landes gewaltsam zu erzwingen. Auf südlicher Seite beteiligten sich westliche Staaten, allen voran die USA.

Nach der fast völligen Zerstörung des Landes wurde 1953 in Panmunjeom ein Waffenstillstand geschlossen, der bis heute gilt und seither die Teilung des Landes zementiert. Während sich im Norden ein sozialistisches System etablierte, entwickelte sich im Süden nach einer diktatorischen Militärregierung ein demokratischer Staat nach westlichem Vorbild. Aber immer wieder kam es zu blutigen Grenzgefechten entlang der entmilitarisierten Zone.

Luftbild von Zügen auf zwei Bahngleisen, die nach einem Bombenangriff in Flammen aufgehen.

US-Truppen bombardieren Züge in Nordkorea

Wiedervereinigung

Nominell befinden sich Nord- und Südkorea noch immer im Krieg. Der Waffenstillstand von 1953 hat nur die Kampfhandlungen des Koreakrieges beendet. Es gibt keinen Friedensvertrag. Auch gibt es weder Postaustausch noch Verkehrsverbindungen oder Informationsaustausch zwischen dem Norden und dem Süden.

Immer wieder hat es jedoch Versuche gegeben, auf höchster politischer Ebene mit der jeweils anderen Seite ins Gespräch zu kommen. Die vom südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung betriebene sogenannte "Sonnenscheinpolitik" (1998-2006) sollte zu mehr Kontakten mit Nordkorea führen.

Unter anderem wurden zwei Eisenbahnstrecken wiederhergestellt, die während des Krieges unterbrochen worden waren, sowie ein gemeinsames Industriegebiet in der Grenzstadt Kaesŏng initiiert.

Ein Treffen Kim Dae Jungs mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Il 2000 in Pjöngjang erbrachte aber kaum Ergebnisse einer wirklichen Aussöhnung oder Annäherung.

Während der Nachfolger Kim Dae Jungs, Roh Moo Hyun, die Annäherungspolitik zwischen Nord- und Südkorea fortsetze, kühlte sich nach ihm das Verhältnis unter dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak zunehmend ab.

Zwar gab es nach 2017 einige Gipfeltreffen von Kim Jong-un mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in und dem US-Präsidenten Donald Trump. Die Bedrohung seitens des nordkoreanischen militärischen Nuklearprogrammes blieb bestehen.

Auf einem Parkplatz steht ein Denkmal. Rot lackierter Stahl, eine Kugel von drei Metern Durchmesser. Die Kugel ist in zwei Hälften geteilt und daran lehnen jeweils drei Skulpturen – Mann, Frau, Kind. Sie versuchen, die zwei Hälften wieder zu vereinen.

Die Kugel ist geteilt wie das Land

Für Nordkorea ist die Wiedervereinigung Koreas ein erklärtes Ziel – unter ihrer Flagge. Die Kim-Dynastie regiert Nordkorea, weitgehend isoliert von der Welt, seit 1948, beginnend mit dem Staatsgründer Kim Il Sung. Seit 2011 herrscht in Nordkorea dessen Enkel Kim Jong-un.

Mit wiederkehrenden Hungerkatastrophen, zahllosen gefangenen Arbeitssklaven in Lagern und einer riesigen Armee, auf deren Bedürfnisse die gesamte Volkswirtschaft abgestellt ist, gilt Nordkorea als eines der rückständigsten Länder der Welt.

Zahllose Szenarien existieren, wie eine friedliche Wiedervereinigung beider Landesteile realisiert werden könnten. Wirtschaftlich setzen vor allem südkoreanische strategische Planer auf einen konföderierten Anschluss Nordkoreas ans Wirtschaftssystem Südkoreas.

Die Kosten dieser Form der Wiedervereinigung werden auf 5000 Milliarden US Dollar für die ersten 30 Jahre geschätzt.

Quelle: SWR | Stand: 17.07.2020, 14:00 Uhr

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