Düstere Stimmug über einem See in Skandinavien

Krimis

Skandinavische Krimis – Morden im Norden

Im Norden Europas, wo Familien ihren Urlaub in rotbraunen Holzhäusern verbringen, die Fjorde zum Angeln oder Baden einladen und in den Metropolen junge Leute die hellen Sommernächte genießen – in dieser Idylle geschehen in vielen Krimis Mord und Totschlag.

Von Sabine Kaufmann

Die ersten Krimis im Norden

Maurits Christopher Hansen gilt als der erste norwegische Autor, der eine Detektivgeschichte veröffentlichte: Seine Geschichte "Mordet paa Maskinbygger Roolfsen" ("Der Mord an Maschinenhersteller Roolfsen") kam 1839 auf den Markt. Nach ihm betrat 1893 der Schwede Prins Pierre mit seinem "Stockholmsdetektiv" die Bühne der Kriminalliteratur.

Das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts gilt bereits als ein Meilenstein der Skandinavienkrimis. Vertreter dieser ersten kriminalliterarischen Blütezeit waren wiederum ein Norweger und ein Schwede: Sven Elevstad, der unter dem Pseudonym Stein Riverton viele Krimis veröffentlichte, und Frank Heller alias Gunnar Sterner, der durch die Romane um den Gentleman-Gangster Filip Colin und durch die Detektivgeschichten um den Psychoanalytiker Dr. Zimmertür bekannt wurde.

Die "Elterngeneration" des sozialkritischen Krimis

Das Autorenpaar Maj Sjöwall und Per Wahlöö brachte in den 1960er- und 1970er-Jahren mit Mord, Action und Gesellschaftskritik das skandinavische Publikum um den Schlaf. Die beiden gelten als die "Elterngeneration" des sozialkritischen Kriminalromans.

Bereits 1965 erschien der erste Krimi um die Figur des Kriminalassistenten Martin Beck. Insgesamt zwölf Jahre widmeten sich die beiden Autoren dieser Figur und wurden mit ihr weltberühmt.

Bemerkenswert ist, dass das Schriftstellerpaar in einem Kriminalroman die Ermordung des schwedischen Ministerpräsidenten vorwegnahm. Mit dem Tod von Olof Palme, schwedischer Ministerpräsident von 1982 bis 1986, bekam der viel beschworene Wohlfahrtsstaat seine ersten Risse. Die schwedische Gesellschaft und mit ihr die Krimiautoren wurde aus ihrer vermeintlich friedlich-sozialen Idylle wachgerüttelt.

Die Krimireihe von Maj Sjöwall und Per Wahlöö aus den 1960er-Jahren hatte bereits die Merkmale, die auch heute noch die schwedischen Krimis auszeichnen: Kommissare mit Fehlern und Schwächen klären in einer düsteren Welt brutale Morde auf – garniert mit einer gehörigen Portion Kritik an den bestehenden Verhältnissen.

Porträtfoto von Per Wahlöö

Per Wahlöö schrieb zusammen mit seiner Frau die Krimis um Kommissar Beck

Erfolgsautor Henning Mankell

Anfang der 1990er-Jahre begann die Erfolgsgeschichte von Kommissar Kurt Wallander aus der Krimiserie des schwedischen Autors Henning Mankell. Seine Figur Wallander gilt als Prototyp des schwedischen Kommissars und löst seine Fälle im südschwedischen Ystad. Wallander ist pessimistisch veranlagt und leidet gelegentlich an Depressionen.

Die Konstruktion der Mankell-Romane funktioniert in der Regel nach dem gleichen Muster: Erst geschieht der Mord aus Sicht des Opfers, dann kommt die Ermittlerseite ins Spiel, schließlich wird die Perspektive des Mörders gezeigt.

Insgesamt zwölf Bände gehören zur Wallander-Serie. Auch Mankells Figur "Kommissar Stefan Lindman" zeigt eine große Ähnlichkeit und Seelenverwandtschaft mit Kurt Wallander. Wieder schuf Mankell einen traurig-düsteren Helden, umgeben von einer deprimierenden Welt.

Auch die Sozialkritik kommt in Mankells Büchern nicht zu kurz. Er scheute sich nicht, Themen wie Rassismus, soziale Not und Neofaschismus in seinen Werken zu verarbeiten.

Neben seinen Krimis veröffentlichte Mankell zahlreiche Kinder- und Jugendbücher sowie Romane, in denen er seine Erfahrungen in seiner afrikanischen Wahlheimat verarbeitete. Im Oktober 2015 starb Henning Mankell im Alter von 67 Jahren.

Porträtfoto des Autors Henning Mankell

Henning Mankell erfand den schwedischen Kommissar Kurt Wallander

Quelle: SWR | Stand: 03.12.2019, 14:16 Uhr

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