Mini-Triff: Bach
01:53 Min.. Verfügbar bis 21.08.2027.
Musik
Johann Sebastian Bach
Johann Sebastian Bach gehört zu den kreativsten Komponisten der vergangenen Jahrhunderte. Sein Werk umfasst 1126 Kantaten, Präludien, Messen und Choräle – Fragmente und verschollene Musikstücke gar nicht mitgerechnet.
Von Sabine Kaufmann
Die Familie
Von seinem Privatleben ist allerdings kaum etwas bekannt, da nur wenige Briefe und persönliche Notizen von ihm erhalten geblieben sind. Ob zu Weihnachten oder Ostern – das ganze Jahr über erklingen aus Kirchen und Konzertsälen Bachs Kompositionen, die ungezählte Interpretationen gefunden haben.
Johann Sebastian Bach wurde am 21. März 1685 in Eisenach geboren. Sein musikalisches Talent muss er wohl in die Wiege gelegt bekommen haben, denn er war Sprössling einer großen Musikerfamilie, die über einen Zeitraum von 150 Jahren immer wieder Hof- und Kirchenmusiker hervorbrachte.
Einer seiner musikalischen Vorfahren war Veit Bach. Der Ururgroßvater von Johann Sebastian war im Hauptberuf eigentlich Bäcker. Da er ein begabter Lautenspieler war, wurde er zum Stadtpfeifer von Gotha bestellt.
Musikalisches Talent hatte auch Johann Christoph, ein Großcousin Bachs und Großvater seiner ersten Frau Maria Barbara. Er war Stadtorganist, Hofkammermusiker von Eisenach und komponierte darüber hinaus auch.
Im Elternhaus von Johann Sebastian wurde viel musiziert, sein Vater Ambrosius Bach spielte Orgel, Violine und Trompete. Da Bach seine Eltern bereits im Alter von zehn Jahren verlor, wuchs er bei seinem älteren Bruder Johann Christoph in Ohrdruf auf.
Bachs musikalische Fähigkeiten machten sich früh bemerkbar. Schon als Kind soll er Noten aus dem Schrank seines Bruders genommen haben, um sie zu studieren und abzuschreiben. Als Jugendlicher, mit 15 Jahren, erhielt Johann Sebastian Bach ein Stipendium an der Lüneburger Klosterschule Michaelis. Von dort aus unternahm er auch Reisen nach Hamburg.
Bach-Schädel im Bachhaus Eisenach
Die Lebensstationen – erste Anstellungen
Kaum hat Johann Sebastian Bach die Schule beendet, erhält er eine Anstellung als Violinist am Hofe von Johann Ernst von Sachsen-Weimar. In dieser Zeit betätigt er sich bereits als Orgelgutachter. Seine glänzenden Kenntnisse und virtuosen Fähigkeiten bringen ihm 1703 die Stelle als Organist in Arnstadt ein. Neben seinen beruflichen Pflichten findet er Zeit zum Komponieren.
Von Arnstadt aus reist er nach Lübeck, um den großen Organisten Dietrich Buxtehude zu hören und bei ihm zu studieren. Sehr lange bleibt er nicht in Arnstadt. Wie noch weitere Male in seinem Berufsleben überwirft Bach sich mit seinem Arbeitgeber.
Er siedelt in das thüringische Mühlhausen über und wird Organist in der Kirche St. Blasius. Da die Orgel sich in einem schlechten Zustand befindet, beginnt Bach mit dem Schreiben von Kantaten. Hier entsteht die berühmte Kantate "Gott ist mein König", deren Noten noch im Original erhalten sind. Trotz schlechter Arbeitsbedingungen soll Bach hier sein berühmtestes Werk zu Papier gebracht haben, die "Toccata und Fuge d-moll".
In Mühlhausen lernt er auch Maria Barbara kennen, seine Cousine zweiten Grades, und heiratet sie. Religiöse Schwierigkeiten zwischen den Pfarreien und mangelnde berufliche Perspektiven bringen Bach dazu, Mühlhausen nach nur einem Jahr zu verlassen und an den Weimarer Hof zu gehen.
Hier ist er der Diener zweier Herren. Onkel und Neffe, die Fürsten Wilhelm Ernst und Ernst August, haben unterschiedliche musikalische Prioritäten: Der Ältere schätzt Kirchenchoräle, der Jüngere liebt weltliche Musik. Für Bach ist der berufliche Wechsel jedoch ein Gewinn. Für den strengeren Wilhelm Ernst tut er sich als Hoforganist hervor, bei Ernst August brilliert er als Kammermusiker.
In Weimar vergrößert sich die Familie Bach. Im Dezember 1708 wird sein erstes Kind geboren, danach folgen sechs weitere Kinder in sieben Jahren. Als seine Beziehungen zu Fürst Wilhelm Ernst erheblich abkühlen, da dieser Bach die Stelle als Kapellmeister verweigert und ihm kein Notenpapier mehr liefert, beschreitet Bach beruflich wieder neue Wege.
Bach im Kreise seiner Familie
Kreative Station Anhalt-Köthen
Im August 1717 wird Bach Hofkapellmeister am Hof von Anhalt-Köthen. In dieser Funktion leitet er eine Hofkapelle, die aus guten Solisten besteht und bei höfischen Festivitäten auftritt.
In Köthen verbringt er musikalisch eine sehr kreative Zeit. Für verschiedene weltliche Anlässe schreibt er Gebrauchsmusik. Viele seiner weltlichen Werke entstehen in der Zeit von Köthen, vor allem Instrumentalwerke wie die "Brandenburgischen Konzerte", das "Wohltemperierte Klavier", Violinkonzerte und Orchestersuiten.
Überschattet wird seine Arbeit vom Tod seiner Frau Barbara. Doch nur kurze Zeit später heiratet er ein zweites Mal: die Musikertochter Anna Magdalene Wilcke.
Auch in Köthen gibt es Schwierigkeiten mit dem Arbeitgeber. Fürst Leopold, eigentlich ein großer Musikliebhaber, heiratet und vernachlässigt darüber seine Vorliebe für die Musik.
Johann Sebastian Bach an der Orgel
Thomaskantor in Leipzig
1723 wird die Position des Thomaskantors in Leipzig frei und Bach ergreift diese Gelegenheit. Sein letzter Berufswechsel steht bevor. In Leipzig muss er nicht nur die Thomasschüler unterrichten, hier ist Bach auch für die gesamte Kirchenmusik verantwortlich.
Bach absolviert ein außergewöhnliches Arbeitspensum. Für jeden Sonntag und jeden Festtag komponiert er eine Kantate, die er anschließend noch mit dem Chor und den Musikern einstudiert.
In Leipzig entstehen die großen Vokalwerke wie die Johannes- und die Matthäuspassion – Oratorien, die das Leiden und Sterben Jesu Christi thematisieren.
Die Matthäuspassion stellt einen Höhepunkt seines Schaffens dar und ist mit drei Stunden Aufführungspraxis eines der umfangreichsten Werke von Bach. Gesichert ist, dass die Matthäuspassion an einem Karfreitag, am 15. April 1729, in der Leipziger Thomaskirche zum ersten Mal aufgeführt wurde.
Faksimile von Bachs Matthäus-Passion
In Bachs privatem Leben folgt Freude auf Trauer. In Leipzig werden fünf weitere Kinder geboren, von denen drei noch im Kindesalter sterben.
Ab Mitte des Jahres 1748 lässt Bachs Handschrift erkennen, dass der Thomaskantor ein großes Augenleiden hat. Trotzdem arbeitet er an dem Werk "Die Kunst der Fuge" weiter. Die letzte Fuge bleibt unvollendet, der Komponist erblindet. Am 28. Juli 1750 stirbt Johann Sebastian Bach 65-jährig in Leipzig.
Wie der Vater, so die Söhne
Alle seine fünf Söhne, die das Erwachsenenalter erreichen, treten in die musikalischen Fußstapfen ihres Vaters. Vier von ihnen übertreffen teilweise noch zu Bachs Lebzeiten dessen Ruhm und sind bis heute bekannt.
Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784) ist Organist in Dresden und Halle, Carl Philipp Emanuel (1714-1788) wird Hofmusiker am preußischen Königshof Friedrichs II. und später Kantor und Musikdirektor am Johanneum in Hamburg.
Johann Christoph Friedrich Bach (1732-1795) wird Konzertmeister am Bückeburger Hof und Johann Christian Bach (1735-1782) schließlich wirkt als Domorganist in Mailand und als Opernkomponist in London.
Quelle: SWR | Stand: 12.10.2020, 12:20 Uhr