Ein Mann, der seine Hände zu einem Trichter formt. Im Hintergrund ein Bergmassiv.

Kanaren

El Silbo – Pfeif' drauf

Auf den Kanaren gibt es viele Schluchten und unwegsames Gelände. Doch auch bevor es Telefone gab, mussten sich die Menschen über lange Distanzen verständigen.

Von Christiane Tovar

Um das zu ermöglichen, entwickelten die Inselbewohner eine Pfeifsprache: El Silbo. Noch heute tauschen sich die Hirten auf diese Weise aus und überbrücken damit Strecken bis zu sechs Kilometern.

Die Ursprünge dieser Pfeifsprache sind noch unklar. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Guanchen, die ersten Bewohner der Kanaren, El Silbo einst aus Nordafrika mitbrachten.

Historiker gehen davon aus, dass die Sprache bereits seit dem 15. Jahrhundert gebräuchlich ist. El Silbo besteht aus Lauten, die entstehen, wenn Zeige- und Mittelfinger der einen Hand in den Mund gelegt und die Lippen in die Breite gezogen oder gespitzt werden. Gleichzeitig wird die Zunge nach hinten gebogen und die Luft ausgestoßen.

Die andere Hand fungiert als eine Art Schalltrichter. So entstehen Pfiffe, die je nach Tonhöhe und Länge eine besondere Bedeutung haben. Obwohl die Pfeifsprache ausschließlich aus zwei Vokalen und vier Konsonanten besteht, kann man sich regelrecht unterhalten.

Heute kommunizieren hauptsächlich Hirten und Feldarbeiter mit Hilfe der Pfeifsprache. Um El Silbo vor dem Aussterben zu retten, wird die Sprache wieder in einigen Schulen unterrichtet. Die Jahrhunderte alte Sprache ist von der Unesco auf die Liste des zu schützenden immateriellen Weltkulturerbes gesetzt worden.

Kanare mit Fingern im Mund

El Silbo wird noch immer "gesprochen"

(Erstveröffentlichung: 2007. Letzte Aktualisierung: 28.09.2020)

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Quelle: WDR

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