Strand von Tossa de Mar

Südeuropa

Katalonien

Costa Brava, Barcelona, Antoni Gaudí und Salvador Dalí: Diese Schlagworte verbindet jeder Urlauber mit Katalonien. Doch die Region im äußersten Nordosten Spaniens hat weit mehr zu bieten.

Von Tobias Aufmkolk

Steckbrief einer Region

Die autonome spanische Region Katalonien liegt ganz im Nordosten der Iberischen Halbinsel. Die natürliche Grenze im Norden bilden die Pyrenäen, die Katalonien von Frankreich trennen. Im Osten ist das Mittelmeer die natürliche Grenze. Westlich schließt sich an Katalonien die Region Aragón an, südlich die Region Valencia.

Mit einer Fläche von knapp 32.000 Quadratkilometern ist die Region geringfügig größer als Belgien. Gut 7,6 Millionen Menschen leben in Katalonien, davon mehr als 1,6 Millionen in der Hauptstadt Barcelona. Nur die spanische Region Andalusien hat eine größere Bevölkerungszahl – allerdings auf einer Fläche, die fast dreimal so groß ist.

Katalonien ist die landschaftlich abwechslungsreichste Region des spanischen Festlandes. Von den hochalpinen Pyrenäen über ausgedehnte Wälder in den Mittelgebirgen und landwirtschaftlich genutzten Ebenen bis hin zu steilen Felsküsten und breiten Sandstränden findet das Urlauberherz auf kleinstem Raum alles, was es begehrt.

Karte der Region Kataloniens

Die Region samt angrenzender Sprachgebiete

Wirtschaftlich ist Katalonien nicht nur die stärkste Region in ganz Spanien, auch in Europa nimmt sie eine Führungsrolle ein. Zusammen mit den Regionen der Lombardei in Norditalien, Baden-Württemberg in Deutschland und Rhône-Alpes in Frankreich gehört Katalonien zu den vier mächtigsten Wirtschaftsräumen der Europäischen Union.

Der Industriegürtel um Barcelona erwirtschaftet einen Großteil des Bruttoinlandproduktes, dazu kommen ausgedehnte landwirtschaftliche Flächen in den Ebenen und der boomende Tourismussektor. Weit über zehn Millionen Urlauber besuchen jedes Jahr die Region und lassen sich von ihrer Vielfalt verzaubern.

Die Küste – Bettenburgen und einsame Felsbuchten

Auf insgesamt 580 Kilometern Länge haben die katalanischen Küsten für jeden Urlauber etwas zu bieten. Die Costa Brava im Norden der Region ist zum Inbegriff für den spanischen Massentourismus geworden.

Als eine der ersten Küsten Spaniens für den Fremdenverkehr entwickelt, verschandeln hier an den langen Sandstränden Bettenburgen aus der Frühzeit des Tourismus das Bild.

Massenhaft Touristen an einem Strand. Direkt hinter dem Strand reihen sich große Hotelbauten aneinander.

Lloret de Mar zieht die Massen an

Orte wie Lloret de Mar sind nach wie vor für billigen Pauschaltourismus bekannt. Vor allem Jugendliche veranstalten hier unter der Sonne des Südens gerne ausufernde Saufparties.

Doch daher hat die Costa Brava, die "wilde Küste", nicht ihren Namen. Sie heißt so wegen ihrer Landschaft: Abseits der breiten Sandstrände finden sich hier zahlreiche kleine Felsbuchten, die nur schwer zugänglich sind.

Viele der kleinen Fischerorte an der Felsküste haben noch ihren ursprünglichen Charme bewahrt. Auch Taucher kommen an diesem Teil der Küste auf ihre Kosten.

Blick von oben auf eine kleine, von Pinien umstandene Bucht. An dem Ende der Bucht ragt ein großer Felsen ins Meer.

Die andere Küste – einsame Bucht bei Tossa de Mar

Südlich von Barcelona erstreckt sich der zweite große Küstenabschnitt Kataloniens, auch Costa Daurada (spanisch: Costa Dorada) genannt. Den Namen "goldene Küste" verdienen hier eigentlich nur die Sandstrände, die sich oft kilometerweit erstrecken. Dahinter reihen sich zumeist schmucklose, aus dem Boden gestampfte Feriensiedlungen und groß angelegte Campingplätze aneinander.

Erst ganz im Süden trifft man im Ebro-Delta wieder auf ursprüngliche Natur. Der zweitgrößte spanische Fluss Ebro ergießt sich bei der Ortschaft Deltebre in einem großen Delta ins Mittelmeer.

Das größte Feuchtgebiet der spanischen Mittelmeerküste ist seit den 1980er-Jahren als Naturpark ausgewiesen, der ein wichtiges Rückzugsgebiet zahlreicher Vogelarten ist. Außerhalb der Schutzzonen kann man hier ausgedehnte Spaziergänge unternehmen.

Das Landesinnere – geprägt vom Gebirge

Auch wenn sich heute das Leben meist an den Küsten abspielt, so verband man doch lange Zeit Katalonien mit dem Gebirge. Das liegt zum Großteil an den Pyrenäen, die im Norden die Region von Frankreich abschirmen und im Pic d'Estats eine Höhe von 3145 Metern erreichen.

Doch auch der Rest Kataloniens ist keineswegs flach. Zahlreiche kleinere Gebirgszüge machen die Region zur gebirgigsten in ganz Spanien. Schon früh wurden die Berge besiedelt. Die katalanische Bevölkerung überließ die Küstenstriche zumeist den zahlreichen Invasoren, die im Laufe der Geschichte die Gegend heimsuchten, und zog sich in die Berge zurück.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Berge stets ein Hort des Widerstandes waren und maßgeblich das katalanische Selbstverständnis und Nationalbewusstsein geprägt haben.

Im Montserrat, einem bizarren Gebirgsstock nordwestlich von Barcelona, wurde bereits 880 ein Kloster gegründet, das bis heute das Nationalheiligtum Kataloniens ist. Das Kloster Montserrat war lange kulturelles und intellektuelles Zentrum der Region. Hier hielt sich auch während der Diktatur unter Francisco Franco hartnäckig die damals offiziell verbotene katalanische Sprache.

Der Wallfahrtsort Núria in den Pyrenäen ist ein weiterer Beweis für die Verbundenheit der Katalanen mit den Bergen. Eigentlich besteht der Ort nur aus einem Gebäude, das auf 2000 Metern Höhe liegt und eine seltsame Mischung aus Gotteshaus und Bergstation ist.

Blick auf ein großes, kastenförmiges Gebäude mit zwei Seitenflügeln, das von schneebedeckten Bergen umgeben ist.

Das Heiligtum von Núria liegt auf 2000 Meter Höhe

Seit mehr als 1000 Jahren ist dieser Ort eine bedeutende Pilgerstätte, die bis 1931 nur auf dem Fußweg zu erreichen war. Seitdem bringt eine abenteuerliche Zahnradbahn die Besucher auf die Höhe.

Im Jahr ihrer Eröffnung entwickelten katalanische Abgeordnete in dieser luftigen Höhe das erste Autonomiestatut Kataloniens, auch "Statut von Núria" genannt. Aufgrund der aus dem Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) hervorgegangenen faschistischen Diktatur dauerte es allerdings noch viele Jahrzehnte, bis es Ende der 1970er-Jahre in Kraft treten konnte.

Barcelona – die pulsierende Hauptstadt

Der Dichter Joan Maragall bezeichnete vor knapp 100 Jahren die katalanische Hauptstadt als "la gran encisera", "die große Zauberin". Auch heute noch trägt Barcelona stolz diesen Beinamen und verzaubert nach wie vor ihre Besucher. Barcelona ist nicht nur unverkennbar die Hauptschlagader Kataloniens, sie hat auch in den vergangenen Jahren Madrid als innovativste Metropole des Landes den Rang abgelaufen.

Spätestens seit den Olympischen Spielen 1992 stampfen die Stadtväter in regelmäßigen Abständen moderne Großprojekte aus dem Boden, die die Stadt verschönern und ihr neues Leben einhauchen. Doch Barcelona zieht nicht nur bedeutende Architekten aus aller Welt an, auch Designer, Künstler und Musiker folgen dem Ruf der pulsierenden Hauptstadt Kataloniens.

Streifzug durch Barcelona

Planet Wissen 01.02.2024 05:09 Min. UT Verfügbar bis 17.09.2025 WDR Von Carolin Wagner

Doch auch die Zeugnisse vergangener Tage können den Besucher beeindrucken. Das "Barri Gòtic", das "gotische Viertel", zeigt noch das ursprüngliche Barcelona des Mittelalters. Erbaut auf den Grundrissen eines ehemaligen römischen Heerlagers, schmiegen sich hier in engen Gassen Jahrhunderte alte, stilvoll restaurierte Häuser aneinander.

Direkt oberhalb der Altstadt wurde Mitte des 19. Jahrhunderts das Viertel "Eixample" planmäßig angelegt. Hier konnten sich in den folgenden Jahrzehnten die Architekten des "Modernisme", der spanischen Variante des Jugendstils, austoben. Nicht nur der bekannteste Vertreter dieser Stilrichtung, Antoni Gaudí, hinterließ in diesem Viertel beeindruckende Bauwerke.

Blick von oben auf zwei reich verzierte Gebäude im 'Parc Güell' in Barcelona. Dahinter Panoramablick über das Häusermeer der Stadt, bis am Horizont das Meer zu sehen ist.

Der "Parc Güell" wurde von Gaudí entworfen

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 14.07.2021)

Quelle: WDR

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