Niere
Dialyse
Wenn die Nieren versagen, kann eine künstliche Niere helfen, Schadstoffe und Abbauprodukte aus dem Blut zu filtern. Bei der Dialyse, auch "Blutwäsche" genannt, übernimmt eine Maschine diese Aufgaben.
Von Christiane Tovar
Leben mit einer künstlichen Niere
Bei der Dialyse unterscheidet man zwischen zwei Verfahren: der Hämodialyse, die außerhalb des Körpers stattfindet, und der Peritonealdialyse. Bei dieser Methode wird das Bauchfell als Dialysemembran genutzt.
Die Hämodialyse ist das gängigste Verfahren für die Blutwäsche. Dabei wird das Blut mit Hilfe einer Membran, also eines halbdurchlässigen Filters, von Schadstoffen befreit. Die Hämodialyse nutzt dabei die Gesetzmäßigkeiten der Osmose. Das bedeutet, dass Teilchen immer bestrebt sind, sich so lange auszutauschen, bis die Konzentration auf beiden Seiten einer Membran gleich ist. Die Membran ist Teil des Dialysegerätes.
Das Blut fließt durch das Gerät, wird dort gefiltert und von einer Flüssigkeit aus Wasser und Salzen umspült. Dann wird das so gereinigte und aufbereitete Blut wieder zurück in den Körper geleitet.
Ein Dialysegerät reinigt das Blut, wenn die Nieren das nicht mehr können
Die Schadstoffe wandern aus dem Blut in die Dialyseflüssigkeit. Umgekehrt gelangen durch die Dialyseflüssigkeit Wasser und Salze in das Blut.
Die Salzkonzentration entspricht genau der des Blutes, und die Temperatur entspricht der normalen Körpertemperatur von 37 Grad. Patienten, deren Nieren nicht mehr richtig oder gar nicht mehr funktionieren, müssen rund dreimal in der Woche zur Dialyse. In der Regel dauert die Behandlung rund drei bis vier Stunden und findet in einem Dialysezentrum statt.
Das Bauchfell als Filter
Bei der Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) übernimmt das Bauchfell die Aufgabe der Membran.
Im Unterschied zur Hämodialyse findet sie innerhalb des Körpers statt. Dabei wird über einen dünnen Schlauch, einen so genannten Katheter, Dialyseflüssigkeit (Dialysat) in die Bauchhöhle geführt. Nach einigen Stunden wird das Dialysat wieder entfernt und frische Spüllösung eingefüllt.
Im Gegensatz zur Hämodialyse kann die Peritonealdialyse ohne Hilfe und zu Hause durchgeführt werden. Dabei wechseln die Patienten entweder selbst tagsüber alle drei bis vier Stunden die Dialyseflüssigkeit oder nutzen eine Maschine, die die Flüssigkeit über Nacht automatisch austauscht.
Die Entgiftung über das Bauchfell ist für den Patienten schonender und mit weniger Einschränkungen verbunden als die Hämodialyse, weil sie eher den organischen Abläufen entspricht.
Aber die Peritonealdialyse birgt auch Risiken. Weil das Bauchfell die Eiweiße nur zum Teil zurückhalten kann, droht ein Eiweißverlust. Es handelt sich um körpereigene Eiweiße, die jeder von uns im Blut hat und die wichtig sind, damit unser Herzkreislauf-System funktioniert. Außerdem ist bei der Dialyse durch das Bauchfell absolute Hygiene wichtig, damit beim Katheterwechsel keine Infektionen entstehen.
Die gibt es bei der Hämodialyse zwar nicht, aber auch die Blutwäsche über das Dialysegerät hat ihre Nachteile.
Bei der Peritonealdialyse übernimmt das Bauchfell die Entgiftung
Weil das Blut nur alle zwei Tage gefiltert und aufbereitet wird, müssen Nierenkranke, die sich für diese Methode entscheiden, sehr genau auf ihre Ernährung achten. Sie dürfen zum Beispiel höchstens einen Liter am Tag trinken.
Weil die Blutwäsche in der Regel nur alle zwei Tage stattfindet, steigt unter anderem der Kaliumspiegel im Organismus stetig an. Dialysepatienten müssen das mit einer speziellen Diät ausgleichen, sonst drohen Herzrhythmusstörungen.
Und die Hämodialyse birgt größere Spätfolgen: zum Beispiel Gefäßverkalkungen, Herzerkrankungen und Knochenschäden.
Dialyse oder Transplantation?
Viele Nierenkranke nutzen die Dialyse, um die Wartezeit auf eine Transplantation zu überbrücken. Mit einer Spenderniere wird der Körper weitaus besser entgiftet als über die Dialyse. Im Vergleich: Während Patienten mit einer neuen Niere etwa die Hälfte des Normalwertes erreichen, schafft die Dialyse nur zehn Prozent.
Doch auch eine Transplantation ist mit Risiken verbunden. So kann das Spenderorgan zum Beispiel abgestoßen werden. Außerdem ist das Sterberisiko von Transplantierten im ersten Vierteljahr nach dem Eingriff höher als das von Patienten, die an der Dialyse hängen. Welche Möglichkeit die jeweils bessere ist, sollten Ärzte und Betroffene deshalb individuell entscheiden.
Nierentransplantationen sind heute schon fast Routineeingriffe
(Erstveröffentlichung: 2012. Letzte Aktualisierung: 29.09.2021)
Quelle: WDR