Ein schwarz-weißer Fußball auf einer grünen Wiese

Mathematik

Fußball und Geometrie

Mathematisch betrachtet ist der Fußball ein "abgestumpftes Ikosaeder", denn er besteht aus 12 Fünfecken und 20 Sechsecken. Damit gehört er zu den sogenannten "Archimedischen Körpern". Rund wird der Fußball erst, wenn man Luft hineinpumpt.

Von Susanne Decker

Fußbälle sahen bis Mitte der 1960er-Jahre allerdings noch anders aus. Auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 und dem Finale (dem "Wunder von Bern") kickten die Spieler mit Ball-Konstruktionen, die aus parallel angeordneten Lederstreifen zusammengenäht waren.

Warum also kamen die Fußballtüftler dann ausgerechnet auf das abgestumpfte Ikosaeder? Wenn es schon ein Archimedischer Körper sein musste, hätte man auch gut mit einem "Rhombenikosidodekaeder" kickern können. Der besteht aus 20 regelmäßigen Dreiecken, 30 Quadraten und 12 regelmäßigen Fünfecken und wäre sogar noch kugeliger.

Spielball aus dem Finale der Fußball-WM 1954

Heute ein Ausstellungsstück: Der Spielball aus dem Finale der WM 1954

Das abgestumpfte Ikosaeder allerdings hat dem gegenüber einen entscheidenden Vorteil: Zusätzlich zu seiner günstigen, fast-kugeligen Form zeichnet es sich noch durch möglichst wenig Flächen aus. Das ist wichtig für positive Kick-Eigenschaften und ökonomischer in der Produktion.

1970 tauchte das abgestumpfte Ikosaeder zum ersten Mal bei der Fußball-WM in Mexiko auf. Das als erstes, offiziell für eine WM entwickelte Fußballmodell "Telstar" von Adidas war, wie der Name schon sagt, auch noch besonders telegen: Die Sechsecke weiß, die Fünfecke schwarz gefärbt.

Fotografie des "Telstar", der zuerst bei der WM 1970 eingesetzt wurde

Der "Telstar" war für die Fernsehzuschauer besonders gut zu erkennen

So kontrastreich gescheckt war der Ball auch für die Zuschauer zu Hause vor dem Fernseher noch sehr gut zu erkennen. Schließlich war die Fußball-Weltmeisterschaft von 1970 die erste, die im Fernsehen live übertragen wurde.

Zur Weltmeisterschaft 2006 änderte sich einiges für den Fußball. Moderne Fußbälle werden seitdem nicht mehr genäht, sondern aus Spezial-Kunststoff mit einer modernen Thermo-Klebetechnik zusammengefügt. Sie bestehen aus mehreren Kunststoffschichten.

Damit sind auch neue Konstruktionen mit weniger Ecken und größeren Flächen möglich. Das zehnte Fußballmodell "Teamgeist" von Adidas war der erste WM-Fußball seit 1970, der kein abgestumpftes Ikosaeder mehr war.

Bis dahin leistete dieser wohl populärste archimedische Körper, der "rundeste Ball" seiner Zeit, in 35 Jahren WM-Fußballgeschichte treue Dienste.

Fotografie des "+Teamgeist" auf der blauen Tartanbahn des Berliner Olympiastadions

Seit 2006 werden die Bälle anders konstruiert

Quelle: SWR | Stand: 13.01.2020, 10:12 Uhr

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