Wollmammut in eisiger Umgebung

Eiszeit

Beringia – Versunkenes Land der Eiszeit

Beringia war einst ein großer Subkontinent, der während der Eiszeit zwischen Nordamerika und Asien lag, am Rande der Arktis.

Von Axel Wagner

Sinkender Meeresspiegel

Heute ist das Land fast ganz verschwunden, auf dem zahlreiche Tier- und Pflanzenarten ihr Zuhause hatten, doch vor rund zwei Millionen Jahren war es wirklich da.

Seine Existenz verdankte es den gigantischen Gletschern der Eiszeit. In ihnen war ein Großteil der weltweiten Wassermassen auf dem Land gebunden. Dadurch sank der Meeresspiegel zeitweise und legte so Teile der Beringsee trocken.

Im Laufe vieler Jahrtausende entstand so eine flache Steppenlandschaft: Beringia. Da dieses Land von hohen Gletschern umgeben war, an denen sich die Wolken abregneten, lag es im Regenschatten der Eisgiganten und war vermutlich kalt und trocken.

Das Land war voller Tiere, die uns heute exotisch vorkommen. Riesige Wollhaarmammuts etwa, mit an die zweieinhalb Meter langen Stoßzähnen, stapften über die weiten Ebenen. Kurznasige Bären, anderthalb Meter hoch, witterten nach Beute.

Einwanderer zwischen Gletscherlandschaften

Über den Landmassen des ehemaligen Beringia liegt heute ein 90 Meter tiefer Meeresabschnitt, die Bering-Straße. Sie ist benannt nach dem dänischen Seefahrer Vitus Bering, der sie vermutlich als erster Europäer entdeckte. Abgeleitet vom Namen der Bering-Straße erhielt auch der Subkontinent Beringia nachträglich seinen Namen.

Als es noch existierte, war Beringia eine Landbrücke, über die viele Tiere zu Fuß von Kontinent zu Kontinent wechseln konnten. Es erstreckte sich vom Fluss Lena in Sibirien bis zum Mackenzie River im Nordwesten Amerikas. Auch der Mensch nutzte die Region Beringia: Die ersten Einwanderer, die sogenannten Paleo-Indianer, erreichten den nordamerikanischen Kontinent vor rund 20.000 Jahren aus Asien über diese Landbrücke.

Steinzeitmenschen nach der Jagd

Vor etwa 20.000 Jahren besiedelte der Mensch über die Landbrücke Amerika

Beweise im Meeresboden

Doch woher weiß man von der Verbindung zwischen den Kontinenten? In den 1930er-Jahren fiel Wissenschaftlern auf, dass zu beiden Seiten der Bering-Straße sehr ähnliche Pflanzen wuchsen. Sie mussten einst zu einer zusammenhängenden Landmasse gehört haben.

Inzwischen haben die Wissenschaftler Beweise gesammelt: Entnimmt man dem Meeresboden in der Beringsee Proben, so enthalten diese Reste von Landpflanzen, die auf dem einst trockengelegten Meeresboden wuchsen. Aber auch Tierknochen, etwa die des riesigen Mammuts, deuten auf die einstige Landschaft hin.

Die Gletscher gingen, das Wasser kam

Als sich vor etwa 15.000 Jahren das Klima erwärmte, schmolzen die Gletscher, die Beringia geschaffen hatten, langsam ab. Das Meer stieg an und die einstige Landbrücke wurde überflutet.

Da sich die Wolken nun nicht mehr an den aufgetürmten Eislandschaften abregneten, sondern ins Landesinnere ziehen konnten, fielen Niederschläge auf das einst karge Land. Es entstanden ausgedehnte Waldflächen und die Tiere und Pflanzen der Beringia-Steppe verschwanden.

(Erstveröffentlichung 2013. Letzte Aktualisierung 01.04.2020)

Quelle: SWR

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