Löwenmensch-Statue (um 30000 v. Chr.) aus drei Perspektiven

Eiszeit

Kunst in der Eiszeit

Sie gelten als die ältesten Kunstwerke der Menschheit: In Höhlen auf der Schwäbischen Alb wurden im vergangenen Jahrhundert spektakuläre Schnitzereien aus Mammutelfenbein gefunden.

Von Harald Brenner

Löwenmensch und Pferdekopf

Die Schnitzereien sind zum Teil mehr als 30.000 Jahre alt. Sie wurden gefunden in einer Höhle bei Ulm – dem so genannten Hohlen Fels – und anderen Höhlen der Schwäbischen Alb.

Die Skulpturen wurden kunstvoll aus den Stoßzähnen von Eiszeit-Mammuts gefertigt und zeigen unter anderem einen Pferdekopf, einen Wasservogel und den berühmten Löwenmenschen. Wissenschaftler vermuten, dass es sich dabei um die Darstellung eines Schamanen handelt, also eine Art Priester oder Medizinmann der Eiszeit-Jäger.

Skulptur aus der Eiszeit: ein Wasservogel

Die Wasservogel-Skulptur ist mindestens 30.000 Jahre alt

Der Löwenmensch wurde während einer Ausgrabung im Jahr 1939 entdeckt – am letzten Tag, bevor die Grabung wegen des Zweiten Weltkriegs abgebrochen wurde. Sein Fundort war während der Eiszeit möglicherweise ein Versteck oder ein Kultplatz gewesen, während der Hohle Fels hauptsächlich zu Wohnzwecken genutzt wurde.

Die Interpretation der bisherigen Funde ergab, dass die Höhle vor allem in den Wintermonaten und im Frühjahr von den Eiszeit-Jägern bewohnt wurde. Deren wichtigste Jagdbeute waren Pferde. Der Hohle Fels, zwischen Blaubeuren und Schelklingen gelegen, wird seit dem späten 19. Jahrhundert wissenschaftlich erforscht.

Das älteste Musikinstrument der Welt

Im Geißenklösterle, einer benachbarten Höhle, entdeckte ein Grabungsteam 1979 ein nur 3,8 Millimeter großes Relief aus Elfenbein mit der Darstellung eines Menschen. Hier kamen auch Überreste des ältesten bekannten Musikinstruments der Welt zum Vorschein: eine Flöte aus einem Schwanenknochen.

Die Funde sind Zeugen der überraschend reichen Kultur der Eiszeit-Jäger. Die Untersuchungsergebnisse der Funde sprechen dafür, dass moderne Menschen (Homo sapiens sapiens) die Künstler waren, auch wenn diese möglicherweise zeitgleich mit den Neandertalern (Homo sapiens neanderthalensis) die Schwäbische Alb besiedelten.

Eine 35.000 Jahre alte Schwanenflügelknochen-Flöte aus der Eiszeit

Das älteste Musikinstrument der Welt: eine Flöte

Höhlenmalereien

Zu den großartigsten Zeugnissen prähistorischer Kunst in Europa gehören die beiden Höhlen Lascaux in Südwestfrankreich und Altamira in Nordspanien. Altamira war eine der ersten ausgemalten Höhlen, die wieder entdeckt wurde, und ist heute Teil des UNESCO-Welterbes. Mit diesem Titel werden Kultur- und Naturdenkmäler ausgezeichnet, die einen großen Wert für die Menschheit haben und besonders erhaltenswert sind.

Die ungefähr 15.000 Jahre alten Höhlenmalereien zeigen hauptsächlich Tiere. Außerdem gibt es einige abstrakte Motive, wie Gruppen von Punkten und Gittermuster. Das am häufigsten dargestellte Tier ist das Wildpferd, gefolgt von Wisent und Wildrind, die zusammen fast 60 Prozent aller Tierbilder ausmachen.

Der Rest besteht vor allem aus Rotwild, Mammut und Steinbock, dazu noch Rentier, Antilope, Ziege, Wildschwein, Nashorn und Raubtieren wie Löwe, Hyäne, Fuchs und Wolf. Nur selten dargestellt werden Vögel und Fische.

Seltsam ist auch, dass es nur ganz wenige Darstellungen von Menschen gibt. Dabei handelt es sich aber fast ausnahmslos um skizzenhafte, fast abstrakte Umrisse und nicht um naturgetreue Porträts, obwohl die Eiszeitkünstler dazu durchaus fähig gewesen wären.

Höhlenmalereien von Lascaux

Motiv aus der Höhle von Lascaux

(Erstveröffentlichung 2013. Letzte Aktualisierung 01.04.2020)

Quelle: SWR

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