Eine Wassermühle am Blautopf, der Quelle der Blau

Mittelgebirge

Schwäbische Alb

Die uralte Kulturlandschaft im Süden Deutschlands ist 200 Kilometer lang. Neben prachtvollen Schlössern trifft man auf weite Ebenen mit einsamen Landschaften voll geheimnisvoller Höhlen, Quellen, Krater und Felsen.

Von Almut Röhrl

Geologie der Schwäbischen Alb

Erdgeschichtlich zählt die Schwäbische Alb zu den interessantesten Regionen Europas. Sie ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse: Ein weit vernetztes Höhlensystem durchzieht in der höhlenreichsten Landschaft Deutschlands das Karstgebirge. Viele Höhlen sind zu besichtigen, ebenso wie die Krater uralter Meteoriteneinschläge: das Nördlinger Ries und das Steinheimer Becken.

Vor Millionen von Jahren schuf ein Meer die typischen Jura-Zeugenberge – auf einem steht Burg Hohenzollern. Saurierfunde sowie die weltweit ältesten bekannten Musikinstrumente und Kunstwerke machen die Schwäbische Alb zu einem einzigen kulturellen und erdgeschichtlichen Erlebnispark.

Deshalb ist sie auch Mitglied im Netzwerk nationaler, internationaler und Unesco-Geoparks. Auf Lehr- und Erlebnispfaden lassen sich die Besonderheiten am besten entdecken.

Geschichte der Schwäbischen Alb

Die Schwäbische Alb ist ein Landstrich voller Gegensätze: Zahlreiche Schlösser und Burgen findet man inmitten karger und weitläufiger Landschaften. Besonders im Mittelalter errichteten viele Rittergeschlechter und Adelsfamilien Burgen als Machtzentren.

Ob Römer, Alemannen, Staufer oder Hohenzollern – sie alle hinterließen Spuren. Die Entwicklung der Alb lässt sich bis in die frühe Besiedlung in der Zeit um 35.000 Jahre vor Christus zurückverfolgen.

Auf der "rauen Alb" machten es Klima, Boden, Wasser und Wind den Menschen immer schon schwer, die Landschaft zu bewirtschaften. Die Erträge waren gering, die Landbewohner blieben zeitlebens Kleinbauern mit einem entbehrungsreichen Leben.

Mit der aufkommenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert boten sich Erwerbschancen für die Bevölkerung. Vor allem Textilfabriken wie Triumph entstanden. Viele weitere Tüftler und Erfindungen stammen von der Schwäbischen Alb. Ihrer frühen Spezialisierung verdanken Firmen wie Steiff, Märklin, Voith und andere ihren weltweiten Erfolg.

Blick in die Produktionshalle in Giengen am Rande der schwäbischen Alb

Blick in die Produktionshalle der Firma Steiff

Biosphärenreservat Schwäbische Alb

Seit 2009 gibt es das Biospärenreservat Schwäbische Alb, ein rund 85.000 Hektar großes Gebiet, in dem 29 Gemeinden liegen. Als Biosphärenreservat weist die Unesco weltweit typische Landschaften aus, um sie zu schützen.

Herzstück ist der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen, mit einer Größe von etwa 6700 Hektar eine der größten zusammenhängenden Flächen Baden-Württembergs. Bis 2005 war sie über 100 Jahre ausschließlich militärisch genutzt worden.

Die Landwirtschaft beschränkte sich auf durchziehende Schafherden. Das Ergebnis dieser Naturbelassenheit schuf eine in Deutschland nahezu einmalige Unberührtheit von Flora und Fauna.

Eine Schafherde auf einer Weide

Traditionelle Landnutzung als Schafweide

Auf dem Albtrauf und der Albhochfläche findet man noch Streuobstwiesen und Buchenwälder, Wacholderheiden und Heckenlandschaften, dazu eine Vielfalt an seltenen Tierarten, die hier ungestört leben dürfen. Heute geht es im "Biosphärengebiet Schwäbische Alb" beispielhaft um eine nachhaltige Entwicklung.

Die gesamte Schwäbische Alb wurde 2015 als Geopark Schwäbische Alb (Jurassic Geopark) in die Liste der Unesco Global Geoparks aufgenommen. Mit ein Grund für die Aufnahme sind die weltweit berühmten Fossilfundstätten aus dem Jura, wie etwa in Holzmaden oder Nusplingen, und natürlich die einzigartigen Höhlenfunde unserer steinzeitlichen Vorfahren.

Erfolgreicher Umweltschutz und traditionelle Landnutzungsformen mit neuen schonenden Wirtschaftsweisen sollen die typischen Landschaften sichern. Dies führt zu einem Biotop- und Artenschutz, der mit der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der im Gebiet lebenden Menschen verknüpft wird. Es gilt die Lebensgrundlage der Menschen mit ressourcenschonender Wirtschaftsweise zu sichern.

Quelle: SWR | Stand: 13.06.2019, 16:15 Uhr

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