Nach einer bretonischen Sage war die Fee Morgaine die zauberkundige Stiefschwester des König Artus. Sie herrschte in den Tiefen des Meeres vor der Küste Siziliens in einem Kristallpalast. An manchen Tagen verließ sie ihn mit ihren Begleiterinnen, um in hundertfachen Spiegelgestalten über den Wellen ihre Macht und Magie zu entfalten und den Menschen die Sinne zu verwirren.
Da das Phänomen der Fata Morgana häufiger in der Straße von Messina, der Meerenge zwischen Sizilien und dem italienischen Festland, beobachtet wurde, hielt es unter dem italienischen Namen der Fee seinen Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch.
In der Realität treten Fata-Morgana-Erscheinungen über dem Meer wie über dem Land auf. Besonders häufig sind sie in der Wüste, wenn sich der Boden stark erhitzt. Es kommt dann zur Reflexion beziehungsweise Brechung von Lichtstrahlen an einzelnen Luftschichten unterschiedlicher Dichte.
Da unterschiedlich warme Luftmassen auch über unterschiedliche optische Eigenschaften verfügen, werden die Lichtstrahlen an der gemeinsamen Grenzfläche reflektiert.
In der Wüste ist die warme Luftschicht in Bodennähe. Über der warmen Schicht muss eine deutlich kühle Schicht liegen, dazu darf kein Wind wehen. So kann zum Beispiel aus dem blauen Himmel ein See in der Wüste werden, wenn sich an der Grenze der beiden Luftschichten das Licht bricht und reflektiert wird.
An diesen Luftgrenzschichten können sich auch weit entfernte, "hinter dem Horizont" liegende Gegenstände spiegeln, die sonst nicht zu sehen wären. So wird zum Beispiel in der Wüste auch eine weit entfernte Karawane sichtbar, die wegen der Erdkrümmung gar nicht erscheinen dürfte.
(Erstveröffentlichung: 2009. Letzte Aktualisierung: 07.10.2019)
Quelle: SWR