Steinkauz

Eulen

Eulenarten in Deutschland

Insgesamt brüten in Deutschland zehn der 13 in Europa vorkommenden Eulenarten. Die Unterteilung in Eulen und Käuze macht wissenschaftlich keinen Sinn: Der einzige Unterschied sind die ohrartigen Federbüschel.

Von Andreas Kohler

Waldkauz, Waldohreule und Schleiereule

Der bekannteste Eulenlaut in unseren Breiten ist der Ruf des männlichen Waldkauzes. Sein tremolierendes "huuuuuuu-huhuhuhuhuuu" ist Soundtrack zahlreicher Horrorfilme und Krimis, schallt weithin und kann in den recht unterschiedlichen Lebensräumen des Kauzes vernommen werden: vom tiefen Wald bis hinein in die Stadt.

Mit vermutlich mehr als 50.000 Brutpaaren ist der Waldkauz die mit Abstand häufigste Eulenart in Deutschland. Das Weibchen antwortet auf den Gesang des Männchens mit einem zweisilbigen Ruf, der wie "ku-witt" klingt.

Die zweithäufigste Eule in Deutschland ist die Waldohreule. Darum wird auch ihr dumpfes, abgehacktes und weit tragendes "hu-hu-hu-hu" oft vernommen.

Waldohreule

Die Waldohreule ist deutlich an ihren charakteristischen "Ohren" zu erkennen

In der offenen Landschaft, vor allem auf dem Land, kann man die zischenden oder schnarchenden Schreie der Schleiereule hören: "schschscht" oder "schriiiiiii". Diese recht unheimlichen Geräusche, die ganz anders als die der anderen Eulen klingen, haben – zusammen mit ihrem weißen Äußeren – wohl zu mancher Legende über Gespenster auf Türmen und Kirchhöfen beigetragen.

Steinkauz und Raufußkauz

Andere Eulenarten sind bei uns schon deutlich seltener zu finden – mit etwa 10.000 bis hinab zu nur einigen wenigen Brutpaaren. Der Steinkauz, ebenfalls ein Bewohner der offenen Landschaft und ein Charaktervogel der Streuobstwiesen, ruft in Abständen von wenigen Sekunden zweisilbig etwa "guujü".

Der Raufußkauz brütet vor allem in höher gelegenen Wäldern der Alpen und Mittelgebirge. Für ihn ist eine Rufreihe aus sechs bis acht tiefen schnell aufeinanderfolgenden Tönen charakteristisch, etwa "huhuhuhuhuhuhu".

Raufußkauz

Macht sich im Flachland rar: der Raufußkauz

Sperlingskauz

Die kleinste Eule ist der Sperlingskauz. Wie ein plumper Spatz wirkt der sitzende Vogel und hat einen traurigen, anrührenden Gesichtsausdruck. Er ist nicht viel größer als eine Faust.

Der Sperlingskauz ist sehr selten zu sehen und nur aufgrund seines Rufes auffindbar. Man findet ihn in Deutschland vor allem im Schwarzwald, im Bayerischen Wald, im Harz und in anderen Mittelgebirgen. Aber auch im Tiefland, zum Beispiel der Lüneburger Heide, kommt er vor. Sein Bestand war stark zurückgegangen, hat sich in den vergangenen Jahren aber etwas erholt.

Der Kauz bevorzugt aufgelockerte, nicht zu dunkle Wälder mit Lichtungen. Als Nistplatz wählt er am liebsten die Baumhöhlen von Spechten, die auch zu seinen Lieblingsspeisen gehören. Trotz des oft geringen Größenunterschieds erlegt er Singdrosseln und sogar Buntspechte.

Je nach Art benötigen Eulen 15 bis 50 Prozent des Körpergewichts als tägliche Futtermenge. Das sind beim kleinen Sperlingskauz rund 30 Gramm.

Der Sperlingskauz ist dämmerungsaktiv: Am Morgen und am Abend geht er auf die Jagd, jedoch für maximal 30 Minuten. Dann zieht er sich wieder zurück, auch um den Klauen größerer Eulen zu entwischen. Er ruht schließlich in seinem kugelig geplusterten Gefieder auf einem Ast, bis er wieder seinen rasanten, geradlinigen Flug vollführt, der für Eulen eher untypisch ist. Er wirkt wie ein kleiner Draufgänger, wenn er Sturzflüge und Verfolgungsjagden auf Vögel vollzieht.

Sperlingskauz

Klein, schnell und draufgängerisch: der Sperlingskauz

Der Uhu – die größte Eule

Die größte Eule ist der Uhu. Sein Name ist von seinem Ruf herzuleiten. Mit seinem markanten Gesicht und dem dicken runden Kopf mit den großen orangegelben Augen sieht er etwas grimmig aus.

Seine Größe von bis zu 70 Zentimetern und einer Flügelspannweite von 160 Zentimetern ist enorm. Damit kann er bis zu 50 Kilometer pro Stunde fliegen. Sehr auffällig sind auch die langen "Federohren", die normalerweise schräg zur Seite oder nach hinten stehen.

Ein Uhu mit etwas grimmigem Aussehen blickt mit seinen orangegelben Augen in die Kamera

Der Uhu hat ein etwas grimmiges Aussehen

In Deutschland war er fast ausgestorben, ist nun aber wieder heimisch. Zum Brüten bevorzugt er nischenreiches, felsiges Gelände oder Steinbrüche. Überlebenswichtig ist für ihn dabei, dass er dort ungestört ist – vor allem während der langen Brutzeit. Immer häufiger werden junge Uhus von Klettersportlern gestört und stürzen aufgeschreckt in den Tod.

Der Uhu hat den abwechslungsreichsten Speiseplan aller Eulenarten. Von kleinen Insekten bis zu Füchsen frisst er alles: Fische, andere Eulen und Greifvögel, Kaninchen, Amphibien, Graureiher. Seine Flexibilität kommt ihm zugute: Der Uhu findet heute auch Ratten auf Müllhalden und Reiher auf Stauseen.

Außerdem ist der Uhu ein Sonnenanbeter und eine Wasserratte. Beim Sonnenbaden breitet er sich flach auf dem Boden aus. Er badet auch, gerne bis zur völligen Durchnässung.

Tagsüber sitzt der Uhu reglos in Baumkronen oder Felsnischen. Das Männchen ruft seinen Namen uhu oder uho, das Weibchen antwortet eine Oktave höher. In der Balz kann sich dieser Gesang zu einer erregten Rufreihe steigern, die wie ein Hohngelächter klingt: "uhu uhu uhohohohohohoho".

Die Raritäten: Sumpfohreule, Habichtskauz und Zwergohreule

Sumpfohreule, Habichtskauz und Zwergohreule kommen bei uns in nur ganz geringer Zahl vor: An den Küsten kann man mit etwas Glück die Rufreihen der Sumpfohreule hören, die aus vielen fast gleichklingenden Elementen besteht, etwa "u-u-u-u-u-u-u".

Sumpfohreule

Nur noch sehr selten in Küstennähe zu sehen: die Sumpfohreule

Der Habichtskauz brütet in Deutschland nur im Bayerischen Wald. Sein Gesang ist sehr variationsreich und besteht meistens aus unterschiedlichen kurzen dumpfen "hu"-Elementen.

Der Gesang der kleinen Zwergohreule klingt zweisilbig "djuu-djuu" oder "djuu-djüü". Sie ist vor allem im Mittelmeerraum beheimatet und kommt in Deutschland nur im Südwesten vor.

Schneeeule, Sperbereule und Bartkauz, die auch zu den 13 europäischen Eulenarten gehören, kommen in unseren Breiten nicht vor.

Quelle: SWR | Stand: 24.03.2020, 17:20 Uhr

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