Fledermäuse

Von Claudia Füßler

Die Jäger der Nacht  

Auch wenn man sich das bei einem Blutsauger schwer vorstellen kann: Der Kammzahnvampir (Diphylla ecaudata) ist eine äußerst soziale Fledermaus. War eines der Tiere bei der nächtlichen Blutsuchaktion in Mittel- und Südamerika erfolglos, kümmert es sich plötzlich rührend um das Fell derjenigen, die Blut gesogen haben – es bettelt. Die anderen würgen dann einen Teil des Blutes wieder heraus und teilen ihre Beute. Das ist überlebenswichtig, denn schon in der nächsten Nacht könnten sie die Hungrigen sein.

Die Leibspeise des Großen Hasenmauls (Noctilio leporinus) sind Fische. Eigens für den Fischfang hat die hauptsächlich in Süd- und Mittelamerika lebende Fledermausart große und stark verlängerte Füße. Mit denen kann sie wie mit einem Rechen durchs Wasser pflügen. Ihre Beute kaut sie nur kurz, dann kommt der Fang in die große Backentasche. Gestaltet sich der Fischfang schwierig, verlegt sich die bis zu 13 Zentimeter lange Fledermaus auf Insekten, die sie über der Wasseroberfläche einsammelt.

Der Gemeine Vampir (Desmodus rotundus) ist eine von drei Arten der Vampirfledermäuse und am besten erforscht. Mit einer Flugspannweite von rund 40 Zentimetern und verhältnismäßig großen Augen düst der Gemeine Vampir auf der Suche nach Blut über den amerikanischen Kontinent. Als Beutetiere dienen ihm hauptsächlich Pferde, Rinder, Tapire und Esel, Hühner und Truthähne, selten auch mal Menschen. Die Opfer des Fledermausbisses können sich mit Tollwut und Viehseuchen infizieren, zudem besteht die Gefahr, dass sich die Wunde entzündet.

Schwarze Haare, die an den Spitzen die Farbe ins Silbrig-Weiße wechseln: das ist die Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus). Als einzige aller europäischen Arten hat das Weibchen der Zweifarbfledermaus vier Zitzen. Sie frisst gerne Köcherfliegen und Nachtfalter, scheut aber kaltes Wetter und lebt vor allem in Europa gerne in Städten. Die unter Artenschutz stehende Fledermaus ist weit verbreitet: Sie lebt in Mittel- und Westeuropa, in Asien und den ehemaligen Ländern der UdSSR.

Fast schon langhaarig ist die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii), die zu den mittelgroßen Arten in Europa zählt. Sie fliegt eher langsam, zeichnet sich aber durch eine hohe Wendigkeit aus. Sie beherrscht den Standschwebeflug, bei dem sie ihre Position zum Boden nicht verändert. Das und ihre besonders großen Ohren, mit denen sie kleinste Krabbelgeräusche wahrnehmen kann, ermöglicht ihr, Insekten nicht nur im Flug zu fangen, sondern sie auch vom Boden und von Blättern aufzusammeln.

Auffällige Schnurbarthaare rund um die kleine Schnauze haben der Kleinen Neuseelandfledermaus ihren Namen gegeben: Mystacina tuberculata. Sie kann in einer einzigen Nacht bis zur Hälfte ihres Körpergewichtes fressen. Dabei ist sie nicht wählerisch: Insekten, Früchte, Nektar – was eben gerade so da ist. Um an den Nektar zu kommen, kann sie ihre Zunge bis auf zwölf Millimeter ausfahren. Außergewöhnlich: Die Kleine Neuseelandfledermaus nagt sich mitunter ihre Behausung – einen kleinen Spalt – selbst in den Stamm von Bäumen.

Die Ostküste von Madagaskar ist das Zuhause der Madagassischen Haftfledermaus (Myzopoda aurita). Das meist hell- oder goldbraun gefärbte Tier ist noch wenig erforscht. Charakteristisch sind Polster an Hand- und Fußgelenken, die Saugnäpfen ähneln. Damit kann sich die Fledermaus an glatten Flächen festhalten. Das tut sie zum Beispiel nachts, wenn sie an Palmblättern schläft. Am liebsten vertilgt sie kleine Schmetterlinge.

Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von höchstens 33 Millimetern und einem Gewicht bis zu zwei Gramm gilt die Hummelfledermaus (Craseonycteris thonglongyai) als kleinste Fledermausart. Die nach vorn gestreckte, schweinsartige Schnauze hat ihr einen zweiten Namen gegeben: Schweinsnasenfledermaus. Es sind gerade einmal acht Höhlen in Myanmar und 35 in Thailand bekannt, in denen die geselligen Hummelfledermäuse lieben, sie zählen entsprechend zu den bedrohten Arten.

Stand: 24.08.2020, 08:46 Uhr

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