Die "Hindenburg" schwebt über den Wolkenkratzern New Yorks

Luftfahrt

Zeppeline

Zeppeline waren majestätische Pioniere der Luftfahrt und sind heute ein Mythos. Ihre Ära begann 1900 mit dem "LZ 1" und endete 1937 mit dem Absturz der "Hindenburg". Seit den 1990er-Jahren basteln Ingenieure an neuen Zeppelinen.

Von Kai Althoetmar und Wiebke Ziegler

Die Anfänge der Luftschifffahrt

Als der Vater der Luftschifffahrt gilt Ferdinand Graf von Zeppelin (1838-1917). Er baute in der Bodenseebucht von Manzell in einer auf Pontons schwimmenden Halle das erste Zeppelin-Luftschiff. Am 2. Juli 1900 stieg der "LZ 1" mit fünf Mann Besatzung auf und machte einige Kehren über dem See.

Nach 18 Minuten war die erste Zeppelin-Fahrt beendet: Der Hebel des Laufgewichts war gebrochen, das 128 Meter lange Starrluftschiff musste notwassern.

Historisches Foto von Ferdinand Adolf Heinrich August Graf von Zeppelin in der Kabine eines Luftschiffes.

Ferdinand Adolf August Heinrich von Zeppelin

Zeppelin prägte mit seinen Modellen eine ganze Ära. Doch schon vor ihm gab es Versuche mit Luftschiffen. 1783 war erstmals ein bemannter Heißluftballon aufgestiegen: die Montgolfière. Doch die Ballons waren schlecht zu steuern, sie waren nur höhen- und tiefenlenkbar.

Erst dem Franzosen Henri Giffard gelang es 1852, seinen zigarrenförmigen Ballon mit einer Dampfmaschine anzutreiben und die horizontale Fahrtrichtung zu bestimmen.

1872 erfand sein Landsmann Dupuy de Lome den muskelkraftgetriebenen Propeller für Luftschiffe. Im gleichen Jahr erprobte der deutsche Ingenieur Paul Haenlein in Brünn das erste Luftschiff mit Gasmotor.

Das Schiff erreichte eine Geschwindigkeit von 19 Kilometern pro Stunde – doch das Projekt scheiterte an Geldmangel. Es dauerte bis 1884, ehe die Franzosen Charles Renard und Arthur Krebs mit einem lenkbaren, elektrisch getriebenen Fesselballon einen Kreis "gefahren" hatten.

Schon 1879 war es dem sächsischen Oberförster Ernst Georg Baumgarten in Chemnitz-Grüna gelungen, ein lenkbares bemanntes Luftschiff abheben zu lassen – 21 Jahre vor Graf Zeppelin. 

Luftschifftypen

Zeppelins Luftschiffe waren Starrluftschiffe. Ihr Auftriebskörper ähnelt einer Zigarre. Gebildet wird der Körper durch ein fachwerkartiges Metallgerüst, das mit Tuch bespannt wird. In dem Körper befindet sich in getrennten Traggaszellen das Gas.

Am Ende des Körpers befindet sich ein Leitwerk mit Höhen- und Seitenrudern. In getrennten Triebwerksgondeln sind die Triebwerke mit den Luftschrauben angebracht. Ohne die Luftschrauben und auch die Erfindung des Verbrennungsmotors wären die Zeppelin-Konstruktionen nicht denkbar gewesen.

Ein anderer Luftschifftyp sind Prallluftschiffe, auch Blimps genannt. Ihr Auftriebskörper kommt ohne tragendes Metallgerüst aus. Sie haben nur einige textile Abspannungen (Liekgurte).

Nur wenn der Körper prall mit Gas gefüllt ist, erhält der Blimp seine Stromlinienform. Ein dritter Typ sind halbstarre Luftschiffe. Der heute in Friedrichshafen gebaute Zeppelin NT und die Cargolifter-Modelle aus Brandenburg gehören dazu.

Zwei Piloten sitzen im Cockpit eines Blimps

Das Cockpit eines Blimps

Leichter als Luft

Anders als die später entwickelten Flugzeuge sind Luftschiffe "leichter als Luft" und funktionieren nach dem Auftriebsprinzip: Der Auftriebskörper besteht jeweils aus einer gasdichten Hülle, die mit einem Traggas gefüllt ist.

Ist die Dichte der abgeschlossenen Hülle kleiner als die der umgebenden Luft, steigt das Luftschiff auf – und kann dazu noch eine Last tragen, zum Beispiel eine Gondel mit Passagieren. Als Füllung für den Auftriebskörper kommen nur wenige Gase in Frage: Wasserstoff, Helium und Heißluft.

Einfach und billig herzustellen ist Wasserstoff, der rund 14 mal leichter als Luft ist. Doch Wasserstoff reagiert mit Sauerstoff zu hochexplosivem Knallgas. Das ebenso teure wie seltene Helium hingegen ist nicht feuergefährlich, denn Edelgase sind reaktionsträge – sie verbinden sich kaum mit anderen Elementen.

Aber die Heliumatome entweichen relativ schnell aus den Latexhüllen des Tragkörpers. Dennoch kann ein Helium-Luftschiff heute fast eine ganze Rundflug-Saison mit einer Gasfüllung auskommen. Heißluft wiederum wird für Heißluftballons genutzt.

Anfangs wurden die Zeppeline mit Wasserstoff gefüllt. Wie riskant dies war, zeigte sich 1937, als die "Hindenburg" beim Landeanflug über Lakehurst bei New York nach einer Explosion in Flammen aufging. 36 Menschen kamen dabei um.

Helium war knapp, und die USA waren auch nach dem Unglück nicht bereit, dem aufrüstenden Hitler-Deutschland das Edelgas zu liefern. Denn Deutschland hatte im Ersten Weltkrieg Zeppeline zur Bombardierung feindlicher Ziele eingesetzt. Eine zwischenzeitliche Lieferzusage zogen die Amerikaner zurück, nachdem das Deutsche Reich 1938 Österreich annektiert hatte.

Das Luftschiff Hindenburg geht in Flammen auf

Das Luftschiff Hindenburg fängt Feuer

Zeppelin NT und Cargolifter

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die zigarrenförmigen Ungetüme den Flugzeugen hoffnungslos unterlegen. Nur Blimps konnten sich eine Nische bewahren. Etwa 300 dieser kleinen Prallluftschiffe setzte die US-Marine bis Anfang der 1960er-Jahre ein, um Schiffskonvois zu begleiten und zu überwachen.

Andere Blimps fuhren zu Werbezwecken durch die Lüfte. Seit einigen Jahren erfreuen sich Zeppeline auch wieder touristischer Beliebtheit. Die Zeppeline NT, die heute in Friedrichshafen von der Zeppelin-Luftschifftechnik GmbH gebaut werden, unternehmen regelmäßig Rundflüge über den Bodensee und Ostfildern.

Eine Zeit lang waren auch so genannte Lasten-Zeppeline für Transportzwecke im Gespräch. Das 2002 in Konkurs gegangene brandenburgische Unternehmen Cargolifter AG trieb die Entwicklung verschiedener Transport-Luftschiffe voran.

Diese Cargolifter sollen Schwerlasten wie zum Beispiel Kraftwerkturbinen oder Ölplattformen punktgenau von einem Ort zum anderen transportieren.

Für das Lastaustauschverfahren sollte sich der Cargolifter in etwa 100 Meter Höhe über dem Ort des Lastenaustauschs positionieren, bevor die Verriegelung der Ladeplattform gelöst wurde.

Doch es gab Probleme: Die Hülle muss extrem reißfest sein. Und das geplante Lastenaustauschverfahren bedeutet, dass der Cargolifter nicht landen konnte, sondern seine Fracht aus der Luft hätte absetzen müssen.

Dabei durfte das Luftschiff auch bei Windböen kaum schwanken. Die Transport-Zeppeline befanden sich noch in der Entwicklungsphase, als dem börsennotierten Unternehmen das Geld ausging, so dass es 2002 Insolvenz anmelden musste.

Ein Cargo-Lifter auf einem Flugplatz

Zeppeline als Lastenträger

Die neue Generation der Transport-Zeppeline

Das britische Unternehmen Hybrid Air Vehicles Ltd. griff die Idee der Transport-Zeppeline um 2010 wieder auf. Der "Airlander" soll in Zukunft bis zu zehn Tonnen Ladung transportieren. Mit 92 Metern ist er das längste Luftfahrzeug der Welt.

Allerdings gab es Ende 2017 nach einer erfolgreichen Testphase mehrere schwere Pannen, die den "Airlander" stark beschädigten.

Doch der Vorteil dieser Luftschiffe liegt auf der Hand: Sie benötigen kaum Infrastruktur und können auf nahezu jedem geraden Untergrund landen. Besonders Orte, die nur schwer zu erreichen sind oder unter extremen Wetterbedingungen leiden, können davon profitieren.

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 12.01.2023)

Quelle: WDR

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