Der Öltanker Karavas unter der Flagge von Panama

Handelsschifffahrt

Tanker – Giganten der Meere

Tanker versorgen die Welt mit Rohstoffen. An jeden gewünschten Ort bringen sie Flüssigkeiten und tiefgekühlte Gase: ob Rohöl, Chemikalien, Flüssiggas oder Orangensaftkonzentrat. Dabei müssen sie hohe Sicherheitsstandards erfüllen.

Von Jürgen Kleinschnitger

Ohne Tanker geht es nicht

Ohne die Schifffahrt würde die eine Hälfte der Menschheit verhungern und die andere erfrieren, sagte einmal der Logistikexperte David Dingle von der Frachtgesellschaft P&O London.

Neben den Containerschiffen haben vor allem die Öltanker eine Schlüsselfunktion für den globalen Handel: Etwa 95 Millionen Barrel Öl am Tag werden weltweit verbraucht. Das sind etwa 175.000 Liter Rohöl in der Sekunde. Wäre der Neusiedler See, der zwischen Österreich und Ungarn liegt, ein Öltank, wäre dieser in drei Wochen leer.

Die Tanker transportieren mehr als die Hälfte des Öls und sorgen damit für den Nachschub des dringend benötigten Rohstoffs. Solange die Welt vom schwarzen Gold abhängig ist, ist sie auch von den Stahlkolossen abhängig.

Von daher ist es nicht verwunderlich, dass das längste jemals gebaute Schiff der Welt ein Öltanker ist. Mit 458 Metern Länge und mehr als 500.000 Tonnen Rohöl an Bord blieb nur ein Name für das Gefährt: "Seawise Giant".

Bis 2010 befuhr der Gigant die Weltmeere. Doch die Zeiten der Riesen sind vorbei. Die Supertanker von heute sind etwas kleiner, dafür aber mobiler. Sie können anders als "Seawise Giant" ohne Schwierigkeiten den Suezkanal, den Panamakanal und andere enge Routen befahren. Die Reeder müssen flexibel sein, um auf dem internationalen Markt bestehen zu können.

Panamakanal

Heutige Tanker müssen flexibler sein

Tanker verschiffen alles, was flüssig ist

In den Tanks können die Schiffe alles transportieren, was flüssig ist, etwa Rohöl, Chemikalien, aber auch Orangensaftkonzentrat und verflüssigte Gase.

Doch so unterschiedliche Produkte wie Saft und Öl können nicht in den gleichen Tanks verschifft werden. Jedes Transportgut stellt besondere Anforderungen an die Behälter. Zudem gibt es Vorschriften, in welche Tanks welcher Stoff hineindarf.

Die meisten Tanker sind darauf ausgelegt, nur bestimmte Flüssigkeiten zu transportieren. Wer als Reeder dennoch flexibel sein will, baut daher unterschiedliche Tanks ein, um mit einer Fuhre verschiedene Produkte befördern zu können.

Die technischen Anforderungen an die Behälter sind extrem: So wird verflüssigtes Erdgas etwa bei einer Temperatur von rund minus 160 Grad Celsius transportiert, Rohöl bei etwa 50 Grad plus. Um diese Bedingungen zu ermöglichen, sind besondere Kühl- und Heizsysteme nötig. Eine kniffelige Aufgabe für die Ingenieure.

Jeder Seegigant ist ein Unikat

Einen Tanker zu bauen, ist vergleichbar mit der Neuentwicklung eines Autos: Aufwändige Computer-Simulationen sind notwendig, um einen Tanker zu konstruieren. Die Schiffsbauer machen auch die ersten Sicherheitschecks am Rechner. Sie testen etwa in virtuellen Crashtests, ob und wie gut die Neukonstruktion einen Aufprall überstehen würde.

Später überprüfen die Ingenieure die Sicherheit und die Fahreigenschaften des Schiffs anhand von Modellen, zum Beispiel in den Strömungsbecken der Hamburgischen Schiffsbauversuchsanstalt (HSVA).

Das alles ist nötig, weil die Sicherheitsstandards nach den vergangenen Havarien weltweit erhöht wurden. Die Reeder stellen daher hohe Anforderungen an einen neuen Tanker: Dieser soll sicher, schnell, zuverlässig und vielseitig einsetzbar sein – und dabei wenig verbrauchen.

Mehrere hundert Menschen sind mehr als ein Jahr mit dem Bau eines Tankers beschäftigt. Konstrukteure, Werftarbeiter, technisches Prüfpersonal, Zulieferer und viele mehr. Ein moderner Tanker kostet schnell mehr als 40 Millionen Euro. Damit sich die Investition für den Reeder lohnt, muss der Schiffskoloss mehrere Jahrzehnte Geld einfahren.

Tanker sind meist Einzelanfertigungen. Einen solchen Riesen zu bauen, dauert etwa zehn Monate und beschäftigt mehrere hundert Menschen.

Neubau eines Tankers in der Lindenau Werft Kiel

(Erstveröffentlichung 2012. Letzte Aktualisierung 30.09.2019)

Quelle: WDR

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