Ein Kampfjet der Bundesluftwaffe in Großaufnahme

Autobahn

Militärische Nutzung von Autobahnen

Die Bundesautobahnen sind wichtige Verkehrsadern. Bis 1995 hatten einige Streckenabschnitte der deutschen Autobahnen noch eine andere Funktion: Sie wurden zu Start- und Landebahnen für Militärmaschinen umfunktioniert.

Von Alfried Schmitz

Schon römische Strategen wussten um die Bedeutung eines gut ausgebauten Wegenetzes. Über ein gutes Straßennetz ließen sich die Legionen schnell zu ihren Kampfeinsätzen führen.

Auch heute noch sind gut ausgebaute Straßen von großer militärischer Bedeutung. Auf ihnen gelangen die motorisierten Landstreitkräfte in kurzer Zeit zu ihren Einsatzorten.

Adolf Hitlers Militärberater erkannten aber auch noch eine andere Nutzungsmöglichkeit für die Autobahnen im Nazi-Deutschland: Als gegen Ende des Zweiten Weltkrieges viele Militärflughäfen durch alliierte Bombenangriffe zerstört worden waren, wurden bestimmte Streckenabschnitte zu Start- und Landebahnen für Militärmaschinen umfunktioniert.

Vor allem die neu entwickelten Düsenjäger, wie die Me-262, benötigten für ihre Einsätze gut präparierte Pisten. Ausschließlich gerade und langgezogene Autobahnabschnitte eigneten sich dafür. Angrenzende Waldstücke boten zudem noch eine hervorragende Tarnung für die Maschinen.

Nach dem Krieg wurde das zerstörte deutsche Autobahnnetz unter alliierter Führung rasch wieder in Stand gesetzt. In den Zeiten der Ost-West-Konfrontation sah auch ein Konzept der NATO die militärische Nutzung bestimmter Autobahnabschnitte als Start- und Landebahnen vor.

Diese sogenannten Autobahnnotlandeplätze wurden oft schon bei der Planung von neuen Trassen berücksichtigt und an strategisch wichtigen Punkten vorgesehen. Sie sollten als Versorgungsbasis für nahe gelegene Kasernen dienen und die schnelle Wartung, Aufladung und Betankung von Flugzeugen bei Einsätzen gewährleisten.

Gerade Streckenabschnitte von mindestens 2500 Meter Länge waren dafür ebenso Voraussetzung wie leicht zu entfernende Mittelleitplanken, asphaltierte Mittelstreifen und Zivil-Parkplätze. Sie sollten als Abstell- und Wendefläche dienen und Platz für mobile Kontrolltürme bieten.

Auch die Bundesluftwaffe war in dieses Konzept eingebunden. Ab Mitte der 1960er wurden auf Autobahnabschnitten entsprechende Übungen abgehalten. Durch die politisch veränderte Lage – die Annäherung von Ost und West – wurde dieses Konzept 1995 außer Kraft gesetzt.

(Erstveröffentlichung: 2005. Letzte Aktualisierung: 08.04.2021)

Quelle: WDR

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