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Autobahn

Autobahnpolizei

Einsätze bei schlimmen Unfällen, Verfolgungsjagden bei hohen Geschwindigkeiten – der Berufsalltag der Autobahnpolizei ist alles andere als harmlos. Viele Einsätze auf deutschen Autobahnen stellen höchste Ansprüche an Körper und Seele der Polizistinnen und Polizisten.

Von Alfried Schmitz

Gendarmerie auf schnellen Rädern

Schon Ende der 1930er-Jahre gab es in Deutschland eine spezielle Straßenpolizei, zu der anfangs rund 100 Beamte gehörten. Diese Truppe, die sich "motorisierte Gendarmerie" nannte, war notwendig geworden, weil sich die Verkehrssituation auf den Straßen dramatisch zugespitzt hatte.

Nicht nur die Verkehrsdichte war rasch enorm gewachsen, auch die Fahrgeschwindigkeiten der Verkehrsteilnehmer waren höher als früher. Zudem brachten die ab 1932 neu gebauten Autobahnen auch neue Gefahren und Verkehrsdelikte mit sich, auf die sich die Polizei einstellen musste.

Um schnelle Verkehrssünder oder motorisierte Kriminelle verfolgen zu können, wurden die Vorläufer der heutigen Autobahnpolizei mit kleinen wendigen grauen Sportflitzern und Motorrädern mit Beiwagen ausgerüstet. Im Dienstjargon nannte man diese Einsatzfahrzeuge auch "Bahnschutz-Dienstwagen".

Mit erhobenem Arm, mit einer roten Fahne oder mit dem Schild "Halt Polizei" wurden die auffällig gewordenen Verkehrsteilnehmer gestoppt. Zur besonderen Kennzeichnung trugen die Beamten Armbinden, die sie als "motorisierte Gendarmerie" auswiesen.

Straßenpolizei-Lehrgang im Dritten Reich: der Fahrlehrer für Krafträder mit Seitenwagen richtet die Kolonnen aus

Die "motorisierte Gendarmerie" war auch auf Krafträdern mit Seitenwagen unterwegs

Mit Beginn der Aufrüstung und Mobilmachung für den Zweiten Weltkrieg 1939 wurde die Mannschaftsstärke der motorisierten Gendarmerie stark verkleinert. Viele Beamte wurden zur Wehrmacht eingezogen.

"Weiße Mäuse" auf der Autobahn

Nach dem Zweiten Weltkrieg trieben vor allem die Westalliierten in den von ihnen besetzten Gebieten den Wiederaufbau des Autobahnnetzes voran. Daher wurde auch wieder eine eigene Autobahnpolizei notwendig.

Im Zuge einer Neuorganisation der westdeutschen Polizeibehörden ab 1953 entstanden die sogenannten Verkehrskommandos, die in Verkehrsüberwachungs- und Verkehrsunfalldienste aufgeteilt wurden und für den besonderen Einsatz auf den Autobahnen spezialisiert waren. Unterstellt wurden sie den einzelnen Bezirksregierungen der Länder.

Ein geschmückter Polizei-Porsche 912 Targa mit zwei Polizisten

In den 1960ern fuhr die Polizei Porsche

Die Ausrüstung der Autobahnpolizei wurde laufend den Aufgaben und Anforderungen angepasst. Ab Anfang der 1960er-Jahre gehörten besonders schnelle Einsatzfahrzeuge zum Fuhrpark: Porsche 356 und Porsche Targa-Flitzer machten den Beamten eine "überholende Verkehrsüberwachung" möglich.

Verkehrsdelikte konnten so während der Streifenfahrt entdeckt und sofort geahndet werden. Kein Verkehrsteilnehmer war schneller als die Autobahnpolizei. Wegen der weißen Sonderlackierung der Fahrzeuge und der weißen Uniformteile wurde der Begriff "weiße Mäuse" zum Synonym für die Autobahnpolizei.

Harter Einsatz

Das Hauptaufgabengebiet der Autobahnpolizei, damals wie heute, ist die Aufnahme von Unfällen und die Absicherung der Unfallstellen. Bei fließendem Verkehr eine gefährliche Arbeit.

Hinzu kommt noch die psychische Belastung, wenn es Verletzte oder Tote gegeben hat. Für besonders schlimme Fälle steht den Beamten zur Bewältigung solcher Einsätze eine psychologische Betreuung zur Seite.

Nach einem schweren Verkehrsunfall liegen Trümmerteile und ein zerstörtes Fahrzeug auf der Autobahn

Schwere Unfälle sind auch für Polizisten oft eine seelische Belastung

Die Vorbeugung von Unfällen ist zu einem wichtigen Ziel der Autobahnpolizei geworden. Durch Verkehrsüberwachungsmaßnahmen soll an Schwerpunkten die Unfallgefahr gemindert werden. Das geschieht durch Radarkontrollen gegen Geschwindigkeitsübertritte oder durch Abstandskontrollen gegen zu dichtes Auffahren.

Aggressive Drängler und Raser können durch stehende und durch mobile Kontrollen überführt werden. Dafür setzt die Autobahnpolizei zivile Fahrzeuge ein, die mit Videotechnik ausgestattet sind. Diese Videos dienen der Beweissicherung, werden aber auch als belehrendes Anschauungsmaterial für die gestellten Verkehrssünder benutzt.

Auch LKW-Kontrollen gehören zum Polizeialltag auf der Autobahn. Dabei geht es einmal um die Überprüfung der Ladung. Ein Überschreiten des zulässigen Gesamtgewichtes wirkt sich negativ auf das Bremsverhalten der Lastkraftwagen aus.

Auch der technische Zustand von LKW wird kontrolliert. Immer wieder werden LKW aus dem Verkehr gezogen, deren Bremsen kaum noch funktionieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Überprüfung der Fahrtzeiten, die ein Brummifahrer hinter dem Steuer sitzt. Vorgeschrieben sind Höchstzeiten und Pausen, die eingehalten werden müssen.

Eine Polizistin winkt einen Lastwagen von der Autobahn

Lkw-Kontrollen sind eine wichtige Aufgabe

Mit Vollgas gegen Kriminelle

Die Autobahnpolizei kommt aber auch bei der Kriminalitätsbekämpfung zum Einsatz. Besonders in der Drogenfahndung werden die Beamten oft aktiv. Drogendealer und -kuriere nutzen die Anonymität und das Streckennetz der Autobahn für ihre Transporte.

Hinzu kommen international agierende Autoschieberbanden, Raubüberfälle auf Fahrzeuginsassen an Parkplätzen und Raubüberfälle auf Tank- und Rastanlagen.

Ein Fahrzeug der Autobahnpolizei mit Anzeige "Folgen"

Das sieht kein Fahrer auf der Autobahn gern

Spektakuläre Verfolgungsfahrten über die Autobahn sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Hierbei ist jedoch die Sicherheit oberstes Gebot: Gefährdet eine Verfolgungsjagd andere Verkehrsteilnehmer, wird die Aktion abgebrochen oder mit anderen Mitteln wie Polizeihubschraubern fortgeführt. Besonders gefährlich wird es für die Beamten, wenn es darum geht, so genannte "Geisterfahrer" zu stoppen.

Für ihre schwierigen Einsätze sind die Beamten der Autobahnpolizei besonders ausgebildet. Sie müssen eine Fachprüfung bestehen und ein spezielles Fahrtraining für hohe Geschwindigkeiten absolvieren.

Auch Ausrüstung und Wagenpark sind auf das besondere Aufgabengebiet der Autobahnpolizei zugeschnitten.

Der Porsche hat heute als Einsatzfahrzeug ausgedient. Sein Fassungsvermögen reichte nicht mehr für die vielen Warn- und Blinkleuchten aus, die mittlerweile zur Standardausstattung gehören und die notwendig sind, um Unfall- oder Gefahrenstellen zu markieren.

Wichtig für den speziellen Einsatz auf der Autobahn sind jedoch immer noch schnelle Fahrzeuge mit leistungsfähigen Motoren und Spezialfahrzeuge wie Kleinbusse, die mit großen Warnleuchttafeln ausgerüstet sind.

(Erstveröffentlichung: 2005. Letzte Aktualisierung: 08.04.2021)

Quelle: WDR

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