Wie wirken Drogen?

Planet Wissen 29.02.2024 02:37 Min. Verfügbar bis 03.11.2025 SWR

Rauschmittel

Drogen

Drogen können aufputschen, die Wahrnehmung erweitern oder verändern und sollen Schmerz und Sorgen lindern. Nicht alles macht sofort süchtig – doch was wirkt, hat auch Nebenwirkungen.

Von Laura Hennemann und Katrin Ewert

Ein Feuerwerk der Faszinationen und Alpträume

Es beginnt mit grünen Ranken auf dem roten Teppichboden der Hotellobby: Plötzlich wachsen sie, wuchern wild die Wand und die Beine eines Gastes hinauf. Johnny Depp alias Raoul Duke reißt sich zusammen.

Doch als sich auch noch der Kopf der Rezeptionistin in eine angreifende Muräne verwandelt, kauert er sich japsend vor dem Empfangstresen nieder. Da hilft auch das Wissen nicht, dass das eingenommene LSD seine Halluzinationen auslöst.

Im Film "Fear and Loathing in Las Vegas" nehmen die beiden Protagonisten Dr. Gonzo und Raoul Duke nacheinander – oder auch kombiniert – so ziemlich jedes bewusstseinsverändernde Mittel ein und der Zuschauer darf die Wirkung miterleben. Selten hat ein Film solch ein Feuerwerk psychedelischer Faszinationen und Albträume aneinandergereiht.

Der Betrachter fühlt sich verführt, selbst einmal eine solche Wirkung zu erleben, und doch gleichzeitig abgestoßen und gemahnt, einen großen Bogen um jede Droge zu machen.

Doch was gehört alles zu Drogen – wenn Alkohol in Deutschland per Gesetz erlaubt und Cannabis verboten ist, während das Magazin "Der Spiegel" in einer Ausgabe vom September 2012 selbst Zucker zur Droge erklärt?

Warum wir Drogen nehmen

Planet Wissen 08.05.2020 02:04 Min. UT Verfügbar bis 17.06.2024 WDR Von Shari Littmann

Was ist eine Droge?

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung teilt Drogen ein in Alkohol, Nikotin und illegale Drogen. Der Volksmund jedoch meint vor allem die unerlaubten Substanzen. Die sowohl in Deutschland als auch weltweit häufigste ist Cannabis mit dem Wirkstoff THC. Die Blüten der Pflanze sind als Marihuana bekannt, das Harz als Haschisch.

Einige Menschen kritisieren, dass Cannabis zu den illegalen Drogen gehört: "Legalize it", zunächst ein Album des Reggae-Musikers Peter Tosh, ist bis heute ist der Satz, mit dem Befürworter der Droge ihre gesetzliche Freigabe fordern. In Deutschland lässt sich die Justiz mittlerweile auf einen Kompromiss ein.

Cannabis zu besitzen oder gar anzubauen und zu verkaufen ist verboten und wird bestraft. Die Droge zu konsumieren ist jedoch erlaubt. Entdeckt die Polizei bei einer Person nur eine geringe Menge Cannabis, wird das Verfahren in vielen Fällen eingestellt. Wie hoch diese sogenannte Toleranzgrenze ist, unterscheidet sich je nach Bundesland. In Nordrhein-Westfalen liegt sie zum Beispiel bei zehn Gramm.

Eine Ausnahme bildet der Cannabis-Konsum aus medizinischen Gründen. In Deutschland können sich Patienten Cannabis von ihrem Arzt verschreiben lassen, wenn sie schwer krank sind und etwa eine Chemotherapie machen oder an Aids leiden. Diesen sogenannten Medizinalhanf können die Betroffenen mit dem Rezept vom Arzt über die Apotheke beziehen.

Bei den härteren Drogen kann zwischen Ecstasy, Speed, Kokain, Opiaten und schließlich den Halluzinogenen unterschieden werden. Letztgenannte sind vor allem Lysergsäurediethylamid (LSD) und psychoaktive Pilze.

Opium ist der getrocknete Milchsaft des Schlafmohns, seine natürlichen Bestandteile sind die Opiate. Daneben gibt es die chemisch ähnlichen, jedoch synthetischen - also künstlich hergestellten - Opioide. Dazu gehört beispielweise Heroin. Doch sogar das körpereigene Endorphin ist ein Opioid – es löst beispielsweise bei Ausdauersportlern das sogenannte "Runner's High" aus. Das ist ein rauschähnlicher Zustand, den Läufer während des Trainings erreichen können. Dabei verlieren sie das Zeitgefühl und fühlen sich euphorisch.

Natürliche Stoffe

Die chemische Wirksubstanz des Opiums heißt Morphium. Dieses setzen Ärzte gegen starke Schmerzen ein. Spätestens hiermit wird die Nähe der Drogen zur Medizin klar. Auch das englische Wort "drugs", das beides bezeichnen kann, zeigt die Verwandtschaft an.

Bereits die alten Ägypter sollen Opium als Arznei benutzt haben. Als der Arzt und Philosoph Paracelsus zu Beginn des 16. Jahrhunderts den Stoff neu erfand, nannte er seine Morphin-Lösung Laudanum und pries sie als ein Allheilmittel an.

Alte Flaschen Laudanum.

Einst ein beliebtes Medikament: Laudanum

Auch Kokain ist natürlichen Ursprungs. Es wurde ursprünglich aus den Blättern des südamerikanischen Coca-Strauches gewonnen. Mittlerweile wird es jedoch hauptsächlich synthetisch erzeugt. Als Droge wird das weiße Pulver als Linie auf den Tisch gebracht und durch ein Röhrchen in die Nase gezogen.

Der Stoff ist ein Aufputschmittel: Stimmung und Puls steigen, der Körper wird auf höhere Leistungsfähigkeit eingestellt. Mit der Zeit wirkt genau dies jedoch kräftezehrend.

Schlimmer noch sind die akuten Risiken eines Herzinfarkts, eines Atem-/Kreislaufversagens oder auch eines sogenannten Kokainschocks: ein Kreislaufkollaps, der tödlich verlaufen kann. Zudem macht Kokain viele Menschen schnell abhängig .

LSD wiederum zählt zu den halbsynthetischen Stoffen. Ein natürlicher, stark halluzinogen wirkender Stoff, der ursprünglich im Mutterkorn vorkommt. Es handelt sich um einen Pilz, der als Verlängerung aus Getreideähren herauswächst. LSD ist eine chemisch hergestellte Variante dieses Wirkstoffmoleküls.

Mutterkorn in einer Ähre.

Der Ursprungsstoff von LSD steckt im Mutterkorn

Synthetische Drogen

Den natürlichen Stoffen stehen die synthetischen, also künstlich hergestellten Drogen gegenüber. Dazu gehört zum Beispiel die Gruppe der Amphetamine. Sie stimulieren und steigern die Leistung. In der Drogenszene sind Amphetamine als "Speed" oder "Pep" im Umlauf. Auch Ecstasy ist eine künstliche hergestellte Droge. Sie ist chemisch mit den Amphetaminen verwandt. In der Drogenszene wird Ecstasy häufig als Pille auf Partys konsumiert.

Zwei Finger halten eine Ecstasy-Tablette.

Ecstasy und Speed halten wach

Amphetamin wurde bereits im Jahr 1887 erstmals synthetisiert. In den 1930er-Jahren kam es als freiverkäufliches Medikament gegen Asthma auf den Markt und wurde – wie schon Paracelsus' Laudanum – bald zum Allheilmittel hochgelobt. Studenten benutzten es zum Wachbleiben, ebenso die Soldaten des Zweiten Weltkriegs. Die Droge wurde erst als solche deklariert, als sich herausstellte, dass sie ein hohes Suchtpotenzial hat.

Heute setzen Mediziner Amphetamine nicht mehr als Asthma-Medikamenten ein. Es gibt jedoch Medikamente mit sogenannten Amphetamin-Derivaten. Das sind chemische Abwandlungen von Amphetamin. Ärzte verschreiben sie einigen Patienten mit der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ADHS und der Schlafkrankheit Narkolepsie.

Die Wirkung der Amphetamine als Droge beruht auf der Freisetzung der körpereigenen Hirnbotenstoffe Dopamin und Noradrenalin: Menschen, die Amphetamine eingenommen haben, fühlen sich entspannt und aufmerksam zugleich. Ein Gefühl von Stärke stellt sich ein, wohingegen Hunger und Müdigkeit unterdrückt werden. Auf der anderen Seite birgt genau dieser Effekt auch die Gefahr, wichtige Körpersignale wie Schlafbedürfnis und Durst nicht zu bemerken.

Ecstasy kann zudem zu Schwindelgefühlen, Übelkeit, Schweißausbrüchen und einer Verkrampfung der Kiefermuskulatur führen. Bei Speed sind die möglichen Nebenwirkungen noch stärker und reichen von Muskelkrämpfen bis zum Schlaganfall oder Herzinfarkt.

Wie gefährdet sind Jugendliche?

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung untersucht in einer fortlaufenden Studie die Drogenaffinität von Jugendlichen in Deutschland. Dazu befragt sie Personen zwischen zwölf und 17 Jahren in regelmäßigen Abständen zu ihrem Drogenkonsum.

Die Ergebnisse aus dem Jahr 2019 ergaben, dass 9,5 Prozent der Jugendlichen mindestens einmal die Woche Alkohol trinken. In derselben Altersklasse rauchen hingegen nur 5,6 Prozent. Der Anteil rauchender Jugendlicher ist seit einigen Jahren rückläufig. Der Anteil der nichtrauchenden Jugendlichen ist mit rund 85,1 Prozent so hoch wie noch nie.

Von den illegalen Drogen ist Cannabis unter den Jugendlichen am weitesten verbreitet. 11,1 Prozent der Jungen und 5,3 Prozent der Mädchen gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten Cannabis konsumiert zu haben.

(Erstveröffentlichung: 2012. Letzte Aktualisierung: 12.05.2021)

Quelle: WDR

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