Mehrere Lagen Wellpappe in einer Nahaufnahme

Papier

Wellpappe

Deutschland steht in Sachen Wellpappeproduktion europaweit an der Spitze. Würde man die gesamte Wellpappe aneinanderlegen, die in Deutschland in einem Jahr produziert wird, so ergäbe dies eine Fläche von mehr als einer Million Fußballfeldern.

Von Götz Bolten

Im Prinzip einfach

In der einfachen Ausführung besteht Wellpappe aus drei Lagen: Ein dünner gewellter Karton wird zwischen zwei Kartonschichten geklebt. Die Fixierung durch den Leim hält die Welle in Form.

Die Hersteller der Wellpappe haben sich hierbei das physikalische Prinzip des Rundbogens zunutze gemacht: der Druck, der auf die fertige Verpackung, etwa beim Transport von Waren, ausgeübt wird, wird von Wellen aufgefangen und gleichmäßig auf die äußeren Kartonschichten verteilt. Der Karton wird dadurch um ein Vielfaches stabiler als es die drei Kartonschichten ohne Welle wären.

Die Natur macht's vor

Das Prinzip des Rundbogens war schon lange bekannt, bevor es die ersten Verpackungen aus Wellpappe gab. Stabilität durch Druckverteilung – der Mensch hat sich dies aus der Natur abgeschaut. Ein Querschnitt, beispielsweise durch Schnittlauch, macht dies deutlich: Wären die Pflanzenblätter nicht rund und innen hohl, wären sie genauso biegsam wie flache Grashalme.

Auch die hauchdünne Eierschale würde ohne die runde Form unter dem Gewicht der brütenden Henne sofort zerbrechen. Praktische Anwendung findet der Bogenbau bei fast jeder Brücke oder auch bei größeren Gebäuden wie Kirchen.

Seitliche Nahaufnahme auf weiße Eier, die in einem Eierkarton liegen.

Das Prinzip des Rundbogens in der Natur

Praktische Welle

Beim Transport von Waren wird heute überwiegend Wellpappe als Verpackung eingesetzt. Durch deren Stabilität können viele Kartons übereinandergestapelt werden, ohne zu zerquetschen. Waren können dadurch platzsparend gelagert werden. Es gibt Wellpappe-Paletten mit einer Tragkraft von bis zu zwei Tonnen, das entspricht dem Gewicht eines Mittelklassewagens.

Diese hohe Tragkraft wird unter anderem dadurch erreicht, dass mehrere Lagen Wellpappe mit Wellen in verschiedenen Größen übereinander geklebt werden. Die Welle in der Pappe sorgt nicht nur für Stabilität, sondern bildet auch ein Polster, welches das verpackte Gut schützt.

Durch verschiedene zugefügte Substanzen kann Wellpappe sogar resistent gegen Feuer, Wasser, Säuren oder Insekten gemacht werden.

Von Rüschen zur welligen Pappe

Erfunden wurde die Wellpappe im Jahre 1871. Ein US-Amerikaner namens Albert L. Jones arbeitete an einer sogenannten Plissiermaschine, mit der er Wellen in Stoffe einarbeitete, etwa für Halskrausen oder Rüschen. Er zweckentfremdete seine Maschine und schickte Pappe anstelle von Textilien durch die Walzen.

Das Ergebnis war ein gewelltes Stück Pappe, das sich vorzüglich als Dämmschutz für empfindliche Waren eignete. Es war jedoch noch keine Wellpappe, wie wir sie heute kennen. Jones kam noch nicht auf die Idee, den gewellten Karton von einer oder von beiden Seiten mit einem weiteren Pappstück zu bekleben. Erst elf Jahre später meldete der Amerikaner Robert H. Thompson das Patent auf die doppelseitige Wellpappe an.

Durch die stark wachsende Industrieproduktion und den steigenden Warenverkehr vergrößerte sich auch die Nachfrage und es wurden immer bessere Maschinen zur Herstellung von Wellpappe entwickelt. Heutige Maschinen können in einer Minute eine 400 Meter lange Bahn Wellpappe mit einer Breite von 2,5 Metern produzieren – also 1000 Quadratmeter pro Minute.

Mehrere Lagen Wellpappe übereinandergestapelt.

Wellpappe im Querschnitt

Ein umweltfreundliches Produkt

Wellpappe besteht zu 76 Prozent aus Altpapier. Die Zahl, die sich dahinter verbirgt, ist gigantisch: Jedes Jahr werden rund 5,4 Millionen Tonnen Altpapier in neuer Wellpappe verarbeitet. Das sind 25 Prozent der Gesamtproduktion der deutschen Papierindustrie.

Fast die gesamte Wellpappe wird wiederverwertet, nachdem zuvor die enthaltenen Klebstoffe und Chemikalien entfernt worden sind.

Außerdem benötigt man für die Produktion von Wellpappe noch frische Holzfasern. Sie werden aus Holz gewonnen, das bei der Durchforstung von Wäldern anfällt. Dies kommt der Umwelt sogar zugute, denn beim verwendeten Holz handelt es sich um Klein- und Resthölzer, die für die Pflege des Waldes sowieso entsorgt werden müssen.

Altpapier und Holz werden geschreddert, anschließend in Wasser vermischt und aufgeweicht. Je nach Verwendungszweck werden noch Leim-, Füll- und Farbstoffe hinzugegeben.

Die Umweltbilanz bei Verpackungen aus Wellpappe kann sich sehen lassen: Bis auf die Leimspuren und die Stoffe, die für die Imprägnierung benutzt werden, ist die Wellpappe fast vollständig recyclebar.

Der Energieverbrauch, im Vergleich zu der Wiederverwertung von Glas, ist eher gering. Auch chemische Abfälle, wie sie beim Recycling von Kunststoffen auftreten, fallen deutlich geringer aus.

(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 03.06.2020)

Quelle: WDR

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