Die Boxer Joe Louis (links) und Max Schmeling (rechts) geben sich freundschaftliche Kinnhaken

Freundschaft

Max Schmeling und Joe Louis – eine besondere Freundschaft

Als sie 1936 zum ersten Mal gegeneinander antraten und Schmeling einen legendären Sieg davontrug, konnte noch niemand ahnen, dass die beiden Boxer bis ans Ende ihres Lebens befreundet bleiben würden.

Von Christiane Tovar

Rivalen im Ring

Max Schmeling und Joe Louis waren nicht nur Rivalen im Ring. Sie wurden auch von zwei gegensätzlichen politischen Systemen eingespannt. Doch das hinderte die beiden Boxlegenden mit unterschiedlicher Hautfarbe nicht daran, Freundschaft zu schließen.

Die gemeinsame Geschichte von Schmeling und Louis beginnt am 19. Juni 1936 im New Yorker Yankee-Stadion. Der schwarze Amerikaner Joe Louis ist zu diesem Zeitpunkt einer der erfolgreichsten Boxer der Welt, der länger als jeder andere vor ihm den Titel im Schwergewicht besitzt.

Für Louis besteht kein Zweifel daran, dass er diesen Kampf gewinnen wird. Ganz Amerika steht hinter dem 22-Jährigen. Er soll nach dem Willen der Politik ein aufgeklärtes, liberales Amerika verkörpern und damit das Gegenbild zum "Nazi-Boxer" Max Schmeling sein.

Und so ist der Kampf zwischen den Boxern Max Schmeling und Joe Louis weit mehr als nur ein sportlicher Wettkampf. Das weiß natürlich auch Joe Louis, er ist siegessicher.

Während sich Schmeling akribisch auf den Kampf vorbereitet, geht Louis lieber auf den Golfplatz und genießt das Leben und seinen neuen Reichtum. Ein Verhalten, das ihm sportlich zum Verhängnis wird.

K. o. in der 12. Runde

In einem aufsehenerregenden Kampf schlägt Max Schmeling seinen Rivalen in der 12. Runde K. o. Dieser Sieg ist mehr als nur ein sportlicher Sieg. Während die Nationalsozialisten jubeln und "ihren" Helden Max Schmeling feiern, trauern besonders die schwarzen Amerikaner.

Vor diesem Hintergrund ist es mehr als verwunderlich, dass die beiden Männer ein paar Jahre später von sich sagen werden, dass sie Freunde sind. Zudem leidet Louis unter dem verlorenen Kampf und verliert sich in Selbstanklagen. Er will eine Revanche und bekommt sie.

Max Schmeling Sieg ueber Joe Louis 1936

Ein sensationeller K.o. in der zwölften Runde

Zwei Jahre später, im Juni 1938, geht es – wieder in New York – um den Weltmeistertitel. Dieses Mal gewinnt Louis. Einen dritten Kampf wird es nicht geben. Und obwohl Louis wieder als Held gefeiert wird, ändert das nichts daran, dass Schwarze in Amerika weiterhin unterdrückt werden.

Was Max Schmelings Niederlage angeht, so wird sie von den Nationalsozialisten weitgehend ignoriert.

Freund fürs Leben

Mit dem Ende des zweiten Kampfes beginnt die Freundschaft der beiden Ausnahmeboxer. Bis die allerdings enger wird, dauert es noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Später schreibt Joe Louis in seinen Memoiren:

"Da umarmten wir uns und blieben in telephonischer Verbindung. Und 1970 machte sich Schmeling doch tatsächlich auf den weiten Weg von Deutschland nach Las Vegas, um mit mir meinen 56. Geburtstag zu feiern."

Und auch Schmeling erinnert sich später respektvoll an seinen Freund.

Max Schmeling besucht Joe Louis mehrmals in Amerika und lobt ihn immer wieder in der Öffentlichkeit. Der amerikanische Journalist David Margolick, der eine Biografie über die Beziehung der beiden Ausnahmeboxer geschrieben hat, vermutet hinter Schmelings Engagement aber auch eine tiefe Verbundenheit zu Amerika, jener Nation, die Louis für Schmeling verkörperte.

Doch ganz gleich, welche psychologischen Motive hinter der Freundschaft gesteckt haben könnten: Fest steht, dass die beiden Männer sich sehr verbunden fühlten.

"Ich habe ihn nicht nur gemocht, ich habe ihn geliebt"

Dabei haben sie auch nach ihren aktiven Karrieren auf den ersten Blick wenig gemeinsam: Während Schmeling ein erfolgreicher Geschäftsmann wird, treiben Spielschulden und Krankheiten den fast zehn Jahre jüngeren Louis ins gesellschaftliche Aus.

Doch Schmeling lässt seinen Freund nicht im Stich. Er ist auch dann noch für Louis da, als der Mitte der 1950er-Jahre zeitweise als Berufsringer arbeitet, um über die Runden zu kommen.

Am Ende landet Joe Louis als Portier in Las Vegas. Da ist er schon ein gebrochener Mann, der im Rollstuhl sitzt. Als Joe Louis 1981 an den Folgen eines Herzanfalls stirbt, soll Schmeling für die Beerdigung seines Freundes aufgekommen sein.

Glaubt man seinem Biografen David Margolick, hat Schmeling nach dem Tod von Joe Louis über seinen Freund gesagt: "Ich habe ihn nicht nur gemocht, ich habe ihn geliebt."

(Erstveröffentlichung: 2011. Letzte Aktualisierung: 17.11.2020)

Quelle: WDR

Darstellung: