Eine dunkelhaarige Frau hält ihre Hand an die Stirn

Akupunktur

Akupunktur und Migräne

Bei der Behandlung von Migräne besitzt Akupunktur mittlerweile einen beachtlichen Stellenwert. Viele Patienten berichten über anhaltende Linderungseffekte.

Von Susanne Decker und Jochen Zielke

Migräne: Gewitter im Kopf

Oft werden Ärzte, die alternative Heilmethoden anwenden, von ihren Patienten mit der Frage konfrontiert, ob das nicht doch Hokuspokus sei. Die Akupunktur konnte sich in den vergangenen Jahren etwas von diesem Vorwurf befreien, nicht zuletzt, weil Studien in Auftrag gegeben wurden, die diese Behandlungsform in einen seriöseren Rahmen stellen sollen.

Wirklich nachvollziehen kann die Schmerzen einer Migräne-Attacke vermutlich nur jemand, der sie selbst schon erlebt hat. Die Attacken können Stunden, manchmal auch Tage andauern. Oft schaltet der quälende Halbseiten-Kopfschmerz die Betroffenen völlig aus.

Das Pochen, Hämmern, Ziehen kann verschiedene Ursachen haben. Diskutiert werden eine angeborene Überempfindlichkeit des Nervensystems, eine Stressanfälligkeit oder auch ein ungesunder Lebensrhythmus sowie schlechte Ernährung.

Heilbar ist Migräne bis heute nicht. Viele Patienten nehmen über lange Zeiträume Medikamente mit starken Nebenwirkungen ein – und genau hier liegt die Chance einer begleitenden Akupunktur-Therapie. Schmerzen und Symptome sollen gelindert werden, gleichzeitig könnte auch der Medikamentenbedarf gesenkt werden.

Nahaufnahme: Weiße Tabletten in einer Blisterpackung.

Medikamente haben oft starke Nebenwirkungen

Akupunktur – Hokuspokus oder nicht?

In Studien zum Thema "Akupunktur" werden Methoden und Erkenntnisse der westlichen Medizin denjenigen der Traditionellen Chinesischen Medizin gegenübergestellt. Kann man solche unterschiedlichen Heilkünste überhaupt sinnvoll vergleichen?

Es wurden zwar schon groß angelegte Studien zum Thema "Akupunktur und Migräne" durchgeführt. Aber die Aussagekraft der Ergebnisse wird, da das Themenfeld sehr komplex ist, oft angezweifelt.

Akupunkturbehandlungen wurden im Rahmen einiger Studien zum Beispiel mit "Scheinakupunkturen" verglichen. Also mit Behandlungen, bei denen die Nadeln entweder nicht richtig gestochen werden, gar nicht gestochen werden – dabei wurde nur das Gefühl des Stechens vermittelt – oder an Punkten, die nach der Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin falsch wären.

Das erstaunliche Ergebnis: Sowohl die normalen Akupunkturbehandlungen sowie Behandlungen mit Scheinakupunktur zeigten Erfolge. Die Häufigkeit der Anfälle konnte reduziert werden. Bei der "richtigen Akupunktur" war die Erfolgsrate aber etwas höher im Vergleich zu den Scheinakupunkturen.

Ist eine Akupunkturbehandlung bei Migräne ihr Geld wert?

Nach Einschätzung von Experten scheint es keine Rolle zu spielen, ob die Nadeln während einer Behandlung an genau der richtigen Stelle gesetzt werden. Es wurde auch beobachtet, dass durch Akupunktur die Schmerzen bei einem Migräneanfall ebenso gut gelindert werden, wie durch ein Medikament, dessen Nutzen nachgewiesen ist.

Es wird bei der Bewertung des Effektes nicht ausgeschlossen, dass auch die große Erwartungshaltung der Patienten in Bezug auf die Wirkung der Akupunkturbehandlung Einfluss auf die Ergebnisse solcher Studien hat. Die "Akupunktur zur Migränephrophylaxe" wird als "tendenziell positiv" bewertet.

Untersucht wurde die Wirksamkeit der Akupunkturtherapie bei Migräne durch die Initiative "IGeL-Monitor". Diese  Einrichtung bewertet individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, die in ärztlichen Praxen selbst bezahlt werden müssen. Initiator und Auftraggeber des Igel-Monitors ist der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V.

Quelle: SWR | Stand: 18.03.2021, 22:30 Uhr

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