Verschwörungstheorie mit Nachwirkung: Die Dolchstoßlegende WDR Zeitzeichen 17.12.2023 15:05 Min. Verfügbar bis 17.12.2099 WDR 5


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Weimarer Republik

Die Dolchstoßlegende

Die so genannte "Dolchstoßlegende" war die größte Propagandalüge der Weimarer Republik. Worum ging es dabei?

Von Andrea Böhnke und Knut Weinrich

1918 ging der Erste Weltkrieg zu Ende. Das Deutsche Reich hatte den Krieg verloren, genau wie sein Bündnispartner Österreich-Ungarn.

Doch das deutsche Volk konnte dieses Ende nicht fassen: Erstens hatte ihnen die Kriegspropaganda bis zum Schluss vorgelogen, dass der Sieg bevorstehe. Zweitens standen die deutschen Truppen bei Unterzeichnung des Waffenstillstands noch weit im "Feindesland". Es war also für die Menschen in Deutschland nicht ersichtlich, dass ihre Soldaten tatsächlich besiegt waren.

So suchten die Deutschen nach einer Erklärung und nach einem Schuldigen und waren daher empfänglich für Verschwörungstheorien. Eine davon war die so genannte "Dolchstoßlegende" – die größte Propagandalüge der Weimarer Republik.

Verbreitet wurde sie unter anderem von Paul von Hindenburg, der im Krieg Leiter der Obersten Heeresleitung war, also der Anführer der deutschen Landstreitkräfte und damit neben Kaiser Wilhelm II. einer der mächtigsten Männer des Deutschen Reichs. 1925 wurde er Reichspräsident der Weimarer Republik.

Hindenburg behauptete, die "Novemberrevolutionäre" hätten einen Waffenstillstand vereinbart, obwohl der Krieg für Deutschland eigentlich noch gar nicht verloren gewesen sei. Die deutschen Soldaten sei also nicht von den Feinden besiegt worden, sondern von den eigenen Leuten verraten – sozusagen hinterrücks erdolcht von den Zivilisten und Sozialdemokraten, daher der Name.

Diese Dolchstoßlegende fand bei der Bevölkerung großen Anklang und wurde in der Weimarer Republik häufig zitiert, vor allem von rechten Organisationen und Parteien wie Adolf Hitlers NSDAP.

Tatsächlich handelte es sich aber um eine Lüge: Hindenburg und die Oberste Heeresleitung hatten sehr wohl erkannt, dass das deutsche Heer am Ende seiner Kräfte war und nicht mehr kämpfen konnte. Mit der Dolchstoßlegende wollten sie von ihrer eigenen Schuld ablenken und schoben die Verantwortung für die militärische Niederlage stattdessen den Politikern in die Schuhe.

Zeichnung der so genannten Dolchstoßlegende: Ein Mann mit Augenmaske stößt einem Soldaten von hinten ein Messer in den Rücken

Die "Dolchstoßlegende" zählt zu den Verschwörungstheorien

(Erstveröffentlichung: 2013. Letzte Aktualisierung: 08.02.2024)

Quelle: WDR/SWR

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