Potsdam, 21.03.1933: Die erste Sitzung des Reichstags in der Kroll-Oper

Der Zweite Weltkrieg

Der Weg in den Zweiten Weltkrieg

Als Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, begann Deutschlands Weg in den Zweiten Weltkrieg. Was zunächst aussah wie die Auflehnung gegen den Vertrag von Versailles, war in Wirklichkeit die Vorbereitung eines Krieges um Weltmacht und neue Gebiete.

Von Martina Frietsch

NS-Außenpolitik: Zwischen Friedensbeteuerung und Aggression

Nach Ende des Ersten Weltkriegs und den Verträgen von Versailles war Deutschland außenpolitisch weitgehend isoliert. Dem Deutschen Reich wurde die alleinige Kriegsschuld zugeschrieben, es hatte rund ein Siebtel seiner Gebiete verloren, musste hohe Reparationszahlungen leisten und das Heer verkleinern.

Hauptziel der Außenpolitik der Weimarer Republik war die Revision des Versailler Vertrags und die Wiedergewinnung der deutschen Großmachtstellung. Diese Politik setzte Hitler fort – zumindest sollte es nach außen so wirken.

'Nieder mit dem Gewaltfrieden' wird auf einem Plakat während einer Massendemonstration gegen die Friedensbedingungen des Versailler Vertrages im August 1919 in Berlin gefordert.

Demonstration gegen den Versailler Vertrag

Deutsche demonstrieren gegen den "verhassten" Versailler Vertrag

In seiner ersten großen außenpolitischen Rede im Mai 1933 im Reichstag betonte Hitler den Friedenswillen der Nationalsozialisten, den bisherigen Außenminister Freiherr von Neurath ließ er im Amt.

In den nächsten Jahren schloss Deutschland vor allem bilaterale Verträge, die Vertrauen bilden sollten: Der deutsch-polnische Nichtangriffspakt sorgte im Januar 1934 vorgeblich für einen Kurswechsel gegenüber Polen. Das Flottenabkommen mit Großbritannien vom Juni 1935 erlaubte Deutschland die Aufrüstung seiner Marine. Großbritannien wiederum hoffte auf weitere Abkommen, um ein Wettrüsten wie vor dem Ersten Weltkrieg zu verhindern.

1936 beschloss Hitler die Putschisten unter General Franco im Spanischen Bürgerkrieg zu unterstützen. Es folgte im November 1936 das Bündnis des faschistischen Italien unter Mussolini mit Deutschland: die Achse Berlin-Rom, die ein neues Machtzentrum in Europa werden sollte. Italien wiederum verfolgte selbst eine aggressive Expansionspolitik: 1935 erklärte es Äthiopien den Krieg, 1939 besetzte es Albanien.

Ebenfalls im November 1936 schlossen Deutschland und Japan den sogenannten Antikominternpakt, der sich gegen die Kommunistische Internationale, speziell die Sowjetunion richtete. Ein Jahr später trat auch Italien dem Pakt bei.

Japan versuchte bereits ab 1931 im pazifischen Raum seine Macht zu erweitern: 1931 wurde die Mandschurei besetzt, 1937 griff Japan China an.

Einmarsch in Österreich und die Tschechoslowakei

In Europa folgte 1938 Hitlers nächster entscheidender Schritt – das Deutsche Reich erweiterte sein Gebiet: Am 12. März 1938 marschierte Deutschland in Österreich ein. Fünf Jahre lang hatte Deutschland die österreichischen Nationalsozialisten unterstützt und politischen Druck ausgeübt, um den sogenannten "Anschluss" zu erreichen. International drohte Hitler nun immer häufiger mit militärischer Gewalt, sollte er seine Ziele nicht durchsetzen können.

Schwarz-weiß-Bild: Münchner Abkommen, September 1938: der englische Premierminister Neville Chamberlain und Adolf Hitler.

Münchner Abkommen, September 1938: der englische Premierminister Neville Chamberlain und Adolf Hitler

Noch im gleichen Monat richteten sich die deutschen Expansionspläne gegen die Tschechoslowakei. Mit Verweis auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker forderte Hitler die Abtretung des von drei Millionen Sudetendeutschen bewohnte Sudetengebiet an das Deutsche Reich.

Diese Abtretung wurde im Münchner Abkommen zwischen Deutschland, Italien, Großbritannien und Frankreich festgelegt, der Reststaat Tschechoslowakei sollte bestehen bleiben. Im März 1939 besetzte Deutschland auch den Rest des Landes. Ebenfalls im März 1939 marschierte die Wehrmacht ins litauische Memelgebiet ein. Das Memelland wurde wieder Teil des Deutschen Reiches.

Immer wieder Verstöße gegen Versailles

Immer wieder verstieß Deutschland gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrages. Bereits 1933 war Deutschland aus dem Völkerbund ausgetreten und verhinderte so Kontrollen der Rüstungsbeschränkungen. 1935 führte das Land die Wehrpflicht wieder ein. Wehrmacht und Luftwaffe wurden entgegen den Vertragsbestimmungen ausgebaut. Das Heer wurde von 100.000 Mann (1933) auf 2,75 Millionen (1939) vergrößert; dazu wurden gezielt die Flotte sowie die Luftwaffe aufgerüstet.

1936 besetzten drei Bataillone der Wehrmacht das entmilitarisierte Rheinland – ohne auf Gegenwehr zu stoßen. Damit hatte Hitler das strategisch wichtige Rheinland für die weitere Aufrüstung gesichert. Und er hatte erneut die Erfahrung gemacht, dass er seine Vertragsverstöße ohne Probleme durchsetzen konnte.

Mit der Besetzung der "Rest-Tschechei" im März 1939 verstieß Deutschland gegen das Völkerrecht. Der Einmarsch ins Memelland 1939 erfolgte zwar nach einem Rückgabevertrag mit Litauen, allerdings war auch das Memelland Bestandteil des Versailler Vertrags.

Zu vorsichtig? Die "Appeasement"-Politik

Lange Zeit waren Hitlers wirkliche Ziele nicht erkannt oder nicht ernst genug genommen worden, obwohl er öffentlich beispielsweise über die geplante Vernichtung der Juden und einen neuen Krieg sprach. Die westlichen europäischen Mächte, vor allem Großbritannien, setzten auf die Politik der Beschwichtigung ("Appeasement").

Wichtig war vor allem eines: einen weiteren Krieg zu verhindern, nachdem alle noch unter den Folgen des Ersten Weltkriegs und der Wirtschaftskrise von 1929 litten.

Schwarz-weiß-Bild: Der deutsche Reichsminister des Auswärtigen Joachim von Ribbentrop unterzeichnet den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt.

August 1939: Reichsminister von Ribbentrop unterzeichnet den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt

Hitlers Forderungen nach der Rückgabe von Gebieten, die dem Deutschen Reich mit dem Versailler Vertrag genommen worden waren, hielt niemand für ungewöhnlich. Die sogenannte Revisionspolitik, also die Überwindung des Versailler Vertrags, war auch die Politik der Bürgerlichen der Weimarer Republik gewesen.

Vorabend des Krieges

Nach dem Einmarsch Deutschlands in der Tschechoslowakei hatten Großbritannien und Frankreich beschlossen, Polen im Kriegsfall militärisch zu unterstützen. Die Garantieerklärung vom 31. März 1939 sollte vor allem der Abschreckung dienen. Keinesfalls wollten die beiden Westmächte in einem Krieg Polen beispringen.

Am 23. August 1939 wurde dann der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt geschlossen, der Hitler-Stalin-Pakt. Dieser Vertrag lief im Grunde genommen auf einen Punkt hinaus: Deutschland und die Sowjetunion teilten Polen unter sich auf. Auch der britisch-polnische Beistandspakt vom 25. August hielt Hitler auf seinem Weg, "Lebensraum im Osten" zu erobern, nicht auf. Am 1. September begann mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg.

Der deutsche Angriff auf Polen (am 01.09.1939)

WDR ZeitZeichen 01.09.2019 14:47 Min. Verfügbar bis 29.08.2099 WDR 5


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Quelle: SWR | Stand: 01.06.2020, 21:00 Uhr

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