Mogelpackung Agrarreform

Planet Wissen 24.03.2023 06:17 Min. Verfügbar bis 11.03.2027 SWR

Landwirtschaft

Leben auf dem Bauernhof

Der Beruf des Bauern ist ein Berufsbild im Wandel. Eines aber ist geblieben: Bauer sein bedeutete früher wie heute harte Arbeit und wenig Freizeit.

Von Kerstin Eva Zeter

Kann man von der Landwirtschaft leben?

Deutschland ist ein Agrarland und der Anteil der Landwirtschaft an der wirtschaftlichen Leistung Deutschlands kein unwesentlicher Faktor. Es gibt bei uns etwa 267.000 landwirtschaftliche Betriebe (Stand 2018), die eine Fläche von 16,7 Millionen Hektar bewirtschaften. Ein Hektar ist in etwa die Größe eines Fußballfeldes.

Laut Deutschem Bauernverband bewirtschaften zwölf Prozent sogenannter Großbetriebe (größer als 100 Hektar) gut 57 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche. Doch was bedeuten all diese Zahlen? Dass man nur noch von der Landwirtschaft leben kann, wenn man groß genug ist?

Agrarreform

Planet Wissen 24.03.2023 02:32 Min. Verfügbar bis 11.03.2027 SWR

Ja und nein. Fakt ist: Je größer (oder spezialisierter) ein Betrieb ist, umso wirtschaftlicher lassen sich zum Beispiel Maschinen einsetzen oder ganze Arbeitsabläufe mechanisieren. Ernährte ein Landwirt um 1900 noch vier Menschen, waren es 1950 bereits 19, heute sind es 144.

Bauernhöfe, so wie Städter sie sich ausmalen – als kleinen Gemischtwarenladen mit viel Zeit und jeder Menge Landromantik–, finden sich heute nur noch selten. Und wenn, dann wird der Betrieb vielleicht nur noch im Nebenerwerb bewirtschaftet. Das heißt, das Geld wird woanders verdient und die Landwirtschaft läuft nur noch nebenher.

Der Bauer als Manager

Vollzeit-Landwirte von heute müssen flexibel sein, ihren Betrieb auf dem neuesten Stand halten und eventuell bereit sein, ihn der Wirtschaftlichkeit zuliebe auch umzustellen oder weniger lukrative Zweige abzustoßen.

Im Prinzip müssen sie handeln wie Manager, denn das Berufsbild ist ungeheuer vielfältig und Anbaumethoden oder der Maschinenpark veralten beinahe so schnell wie die Software in der Computerbranche.

Die Folge: Viele Betriebe haben sich spezialisiert, zum Beispiel auf Eier, Schweinezucht oder Getreideanbau. Andere haben umgestellt auf den Betrieb von Biogasanlagen.

1000-Kühe-Stall

Planet Wissen 24.03.2023 05:19 Min. Verfügbar bis 11.03.2027 SWR

Problem: Kennzeichnung der Ware

Hergestellt wird in Deutschland im Prinzip alles, was so auf den Tisch kommt, also Brot, Mehl, Zucker, Eier, Fleisch, Milch, Gemüse, Obst und vieles mehr. Wie viele der Lebensmittel, die wir einkaufen, tatsächlich noch aus Deutschland kommen, ist oft unklar.

Durch die Europäische Union (EU) ist alles miteinander verknüpft und es wird sowohl im- als auch exportiert. Selbst für Leute vom Fach ist die Kennzeichnung der Waren oft schwer zu entschlüsseln.

Und viele Verbraucher erkennen, dass sie zwar die Lebensmittel geschmacklich beurteilen können, aber nur noch wenig über die Herkunft, die Verarbeitung und die Lagerung der Produkte wissen. Verbraucher, die die Landwirte vor Ort unterstützen wollen, sollten möglichst regional einkaufen – und das bedeutet auch saisonal.

Ein Beispiel: Steht auf der Verpackung “Schwarzwälder Schinken“, bedeutet das noch lange nicht, dass das Fleisch von einem Tier aus dem Schwarzwald kommt. Es bedeutet lediglich, dass es in einem Räucherkamin im Schwarzwald hing. Ob das Tier in Italien oder Polen großgezogen oder in England geschlachtet wurde – das sagt diese Bezeichnung nicht aus.

Landwirt als Naturschützer

Planet Wissen 24.03.2023 05:23 Min. Verfügbar bis 11.03.2027 SWR

Landwirtschaft und Tourismus

Doch nicht nur für die Erzeugung von Lebensmitteln ist die Landwirtschaft unerlässlich, mittlerweile werden auch jede Menge Biogas- und andere energieherstellende Anlagen von Landwirten betrieben.

Außerdem hält die Landwirtschaft die Flächen, das heißt Weiden und Wiesen offen und prägt das Gesamtbild einer Landschaft – das ist gerade für die Tourismusindustrie ein wichtiger Aspekt. Wer fährt nicht gerne zum Wandern, Mountainbiken oder Schlittenfahren ins Allgäu?

Nicht zuletzt aus diesem Grund setzt sich gerade im Tourismussektor ein Trend durch, der immer bedeutender wird: Urlaub auf dem Bauernhof. Für Familien wohl die entspannteste Art, die freie Zeit gemeinsam zu genießen. Zurück zur Natur und zu den einfachen Dingen – und ganz nebenbei lernen Stadtkinder dabei auch noch, dass Kühe nicht lila sind und Milch nicht aus der Tüte kommt.

Quelle: SWR | Stand: 09.09.2019, 10:34 Uhr

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