Wetterstation auf dem Brocken, im Vordergrund Spaziergänger.

Mittelgebirge

Harz

Seinen Namen verdankt der Harz seiner rauen Landschaft und dem harten Klima: Er stammt vermutlich vom mittelhochdeutschen Begriff "hart", was "raues Bergland" bedeutete.

Von Claudia Heidenfelder

Dichte Wälder und rauschende Wasser

Mitten im Hochharz liegt der höchste und zugleich berühmteste Berg des Harzes – der Brocken. Mit seinen 1141 Metern Höhe ist er schon von Weitem gut zu erkennen – solange er nicht zwischen Wolken und dichtem Nebel verschwindet. Tatsächlich versteckt sich der Brocken rund 300 Tage im Jahr im Nebel – zum Leidwesen vieler Besucher.

Im Hochharz herrscht ein Klima, das sich mit dem von Island oder Skandinavien vergleichen lässt. Raue Witterung und hohe Niederschläge sorgen aber nicht nur für Dunst und Nebel, sondern auch für die wildromantische Landschaft im Harz: Hochmoore, rauschende Wasserfälle, tiefe Schluchten, Tropfsteinhöhlen und bizarre Felsformationen haben ihren Ursprung in den Niederschlägen, die hier über das ganze Jahr verteilt fallen.

Märchen und Mythen

Der Harz war von jeher ein mystisches und auch gefürchtetes Gebirge. Seine Bewohner glaubten, dass hier Dämonen und Geister wohnten – sowohl ganz oben auf den Gipfeln als auch ganz unten in den Stollen. Einhornhöhle, Rosstrappenfelsen und Teufelsmauer: Schon die Ortsnamen stecken hier voller Geschichten. Die Berge und Höhlen waren ein idealer Ort, um die Phantasie anzuregen und Märchen anzusiedeln.

Bekanntestes Beispiel sind sicher die Hexen, die an Walpurgis auf ihren Besen zum Blocksberg reiten. Vom 30. April auf den 1. Mai wird überall im Harz die Walpurgisnacht gefeiert. Der Legende nach ist sie ein Frühlingsfest zu Ehren des Gottes Wotan und der Göttin Freya: Diese beiden sollen zusammen den Frühling gezeugt haben.

Auch das Brockengespenst, das bei Nebel auf dem Brockengipfel geistert, oder der Bergmönch, der armen Bergleuten Silbertaler schenkt, gehören zu den mysteriösen Gestalten im Harz.

Zeitgenössisches Flugblatt mit Holzschnitt: Feuertod von drei Zauberinnen.

"Hexen" hatten oft ein grausames Schicksal

Glück auf! Bergbau im Harz

Fast 3000 Jahre lang war der Harz eine Bergbauregion. Wie beschwerlich und gefährlich diese Arbeit war, kann man heute nur noch in Schaubergwerken sehen. Die letzte Grube wurde 2008 stillgelegt. Mittlerweile gibt es nur noch Steinbrüche über Tage und mehr als 20 Schaubergwerke.

Dazu gehören das Bergbaumuseum Rammelsberg bei Goslar oder das Besucherbergwerk Röhrigschacht im Mansfelder Land. Hier können Neugierige in mehreren Hundert Metern Tiefe erleben, wie die begehrten Rohstoffe in den Gruben abgebaut wurden.

Vor allem Silber, Kupferschiefer und Eisenerz wurden im Harz gefördert – zu jeder Zeit und völlig unabhängig vom politischen System. Viele Tausend Bergleute fanden hier früher Arbeit und Auskommen. Von der langen Bergbautradition im Harz zeugt heute noch der alte Bergmannsruf: "Glück auf!"

Besucher fahren mit der Grubenbahn durch das Schaubergwerk Röhrigschacht in Sachsen-Anhalt

Heute gibt es im Harz nur noch Schaubergwerke

Vom Todesstreifen zum Grünen Band

Einschneidend – wenn auch weniger lang andauernd als die Zeiten des Bergbaus – war für den Harz die deutsch-deutsche Teilung. Mehr als 40 Jahre lang verlief die innerdeutsche Grenze quer durch den Harz.

Der Brocken galt in dieser Zeit als "höchster Berg der Welt". Denn durch Mauer, Stacheldraht und Selbstschussanlagen hermetisch abgeschirmt, war sein Gipfel nur für Grenzer und für Größen des DDR-Regimes zu erreichen.

Als im November 1989 die Mauer fiel, war der Jubel groß: Endlich konnte die Region wieder zusammenwachsen. Durch die jahrzehntelange Teilung und durch eine immer schärfere Grenzsicherung waren die Kontakte zwischen Ost und West brutal gekappt worden.

Die Grenze gönnte gleichzeitig der Natur ein Atempause: Sie blieb auf dem Grenzstreifen fast vollkommen unberührt. Heute gehört der ehemalige Todesstreifen zum "Grünen Band" Europas, einem Grünstreifen, der von Murmansk im Norden mitten durch den Harz bis hinunter zum Schwarzen Meer führt.

Grenzbefestigungsanlagen mit Wachturm an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze auf dem Brocken.

Der "höchste Berg der Welt"

Der Harz heute: eine Tourismusregion

Nach der Wiedervereinigung entstand der länderübergreifende Nationalpark Harz. Auf dem Gebiet von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt wächst in diesem Schutzgebiet eine Art neuer Wildnis, die viele Naturliebhaber anzieht. Auf ausgewiesenen Wegen kann man die Region und ihre landschaftliche Schönheit erkunden.

Neben dem Nationalpark gibt es im Harz noch mehr zu entdecken: Wanderwege wie der Harzer Hexenstieg, die Harzer Schmalspurbahn mit ihren Dampfloks oder die hübschen Fachwerk-Städtchen wie Goslar und Quedlinburg sind Besucher-Attraktionen.

Die Region setzt auf den wachsenden Tourismus. Immerhin liegt der Harz seit der Wende wieder mitten in Deutschland. Und schließlich waren schon berühmte deutsche Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe und Heinrich Heine vom Harz fasziniert.

Quelle: SWR | Stand: 29.04.2020, 12:34 Uhr

Darstellung: