Der Pfälzerwald im Abendlicht

Pfalz

Geschichte des Pfälzerwalds

Das Leben in der Pfalz und im Pfälzerwald war über Jahrhunderte geprägt von Krieg und Armut. Hungersnöte und Missernten zwangen viele Bewohner ur Auswanderung. Doch es kamen auch immer Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben.

Von Katharina Bueß

Bevölkerungsschwund nach Kriegen, Seuchen und Hunger

Die Pfalz war wegen ihrer geografischen Lage schon immer ein Durchgangsgebiet. Heere zogen hindurch, Dörfer wurden zerstört, Häuser verbrannt. Soldaten vertrieben die Bewohner oder töteten sie. Viele Einwohner starben an Seuchen oder Hunger.

Auch die Mehrzahl der Burgen am Waldrand wurde im Dreißigjährigen Krieg oder im darauf folgenden pfälzischen Erbfolgekrieg zwischen 1688 und 1697 zerstört.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg war in einigen Gebieten die Bevölkerungszahl dramatisch zurückgegangen.  Nur etwa zehn Prozent überlebten diesen Krieg, schätzt Ludger Tekampe vom Historischen Museum der Pfalz in Speyer. Kehrte wieder Frieden ein, bemühten sich Fürsten und Herrscher um die Ansiedlung von Menschen aus anderen Regionen. Oft geschah dies mithilfe von Anreizen wie versprochener Religionsfreiheit.

Neue Siedler aus der Schweiz

Es folgte es eine regelrechte Einwanderungswelle. So kamen im 18. Jahrhundert Mitglieder einer protestantischen Freikirche in die Pfalz, die Mennoniten aus der Schweiz. Vermutlich waren sie die Ersten, die hier Kartoffeln anbauten, das spätere Grundnahrungsmittel. Dazu brachten sie eine besonders effektive Form der Landwirtschaft mit.

Kartoffelernte auf dem Feld.

Kartoffelernte in der Pfalz

Noch heute leben Mennoniten in einigen kleinen Gemeinden in der Region, zum Beispiel im Ortsteil Weierhof der Gemeinde Bolanden.

Der Wald als Existenzgrundlage

Das Leben im Pfälzerwald war lange Zeit von Armut geprägt. Neben kriegerischen Auseinandersetzungen führten Missernten oder die Kartoffelfäule im 19. Jahrhundert zu schweren Hungersnöten.

Wanderweg im Pfälzerwald.

Für die Bauern war der Wald eine wichtige Existenzgrundlage

Anders als in der Rheinebene waren die Böden im Pfälzerwald karg. Für die Bauern war daher der Wald eine wichtige Existenzgrundlage: Im Herbst sammelten sie Kastanien und Pilze, als Einstreu für das Vieh ersetzten gefallenes Laub und Reisig das wertvollere Stroh. Auch zum Heizen verwendeten die Bauern Reisig aus dem Wald.

Forstfrevel an der Tagesordnung

Die Waldnutzung wurde von den Behörden streng reglementiert. Das Schlagen von Holz und das Lesen von Totholz waren in den meisten Gebieten verboten und standen unter Strafe.

Abgestorbene Bäume im Pfälzerwald

Die Waldnutzung wurde von den Behörden streng reglementiert

In ihrer Not hielten sich die Bauern selten an solche Verbote. Sie trieben Schweine in den Wald, damit die Tiere dort Laub und Eicheln fressen konnten. Viele alte Akten zeigen noch heute, dass der sogenannte Forstfrevel an der Tagesordnung war.

Gerber und Bürstenbinder

Der Wald und sein Holz waren die Grundlage für verschiedene Tätigkeiten und Handwerksberufe. Aus Kiefern oder Fichten konnte Baumharz gewonnen werden, das zum Beispiel für die Herstellung von Klebstoff diente. "Harzen" nannte sich dieser Vorgang.

Der Pfälzerwald im Nebel.

Der Pfälzerwald lieferte die Rohstoffe für viele nützliche Alltagsgegenstände

In Annweiler siedelten sich Gerber an, die mit dem Wirkstoff aus Eichenrinde Leder gerbten. Und die Bürstenbinder aus Ramberg fertigten aus Holz und Ziegen- oder Pferdehaar Bürsten und Besen in Heimarbeit. Trotz allen Erfindungsreichtums blieben die meisten Menschen arm.

Auswanderung als Ausweg aus der Armut

Die große Armut führte dazu, dass viele Menschen auswanderten. Eine erste Auswanderungswelle zog es um 1709 in Richtung England und Nordamerika. Missernten trieben ab 1817 weitere Pfälzer nach Brasilien, Osteuropa und in den Nordosten der USA, wo sie sich ein besseres Auskommen erhofften.

Die nächste Auswanderungswelle folgte zwischen 1846 und 1855, als Missernten den wirtschaftlichen Druck auf Bauern und kleine Handwerker erhöhten. In einigen Pfälzer Gemeinden war es zu dieser Zeit Praxis, arme Familien regelrecht nach Amerika abzuschieben. Die Reisekosten wurden für diese übernommen.

Ein neues Leben in Nordamerika

Allein im Jahr 1855 kehrten rund 22.000 Bewohner der Pfalz den Rücken. Diese vergleichsweise hohe Zahl hatte weitreichende Folgen für die Daheimgebliebenen. Denn es gingen vor allem junge, arbeitsfähige Menschen. Wer alt oder krank war, blieb zurück.  

"Damals gab es kein soziales System, nur eine rudimentäre Armenversorgung", erklärt der Historiker Ludger Tekampe. Ob es die Mehrheit der Auswanderer in der neuen Welt besser hatte, dazu gebe es wenig verlässliche Forschung. Tatsache ist, dass auch einige in die Pfalz zurückkehrten.

Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts sanken die Zahlen der Auswanderer wieder stark, weil sich durch die Industrialisierung die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung gebessert hatte.

Quelle: SWR | Stand: 25.05.2020, 14:00 Uhr

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