Europäischer Maulwurf schaut aus seinem Maulwurfshügel

Wildtiere

Insektenfresser

Sie sind klein, sie sind fast blind und doch sind sie ein Erfolgsmodell der Evolution: Maulwürfe, Igel, Spitzmäuse und Schlitzrüssler – die so genannten Insektenfresser. Ihre direkten Vorfahren lebten bereits auf der Erde, als es noch Dinosaurier gab.

Von Jürgen Kleinschnitger

Weltenbummler mit Exoten-Status

Zwar sehen die Insektenfresser von heute ganz anders aus als ihre Ur-Verwandten, doch sie haben ihren Millionen Jahre alten Lebensrhythmus als Streuner im Dunkeln bis heute erhalten können – dank eines Überlebenstricks: Sie sind Anpassungskünstler an unterschiedliche Lebensräume und haben dadurch ganz besondere Eigenschaften entwickelt.

Insektenfresser legen eigentlich keine großen Entfernungen zurück. Doch ihre Fähigkeit, sich anzupassen, hat sie in der Erfolgsgeschichte der Säugetiere fast über den ganzen Globus verteilt. Sie kommen überall vor – außer in Südamerika, Australien und den Polarregionen. So leben etwa 430 Arten der Insektenfresser in Wüsten, im Wasser und auch in Städten.

Eine Form der Insektenfresser ist besonders erfolgreich: die Spitzmaus. Fast jeder Lebensraum hat seine eigene Art hervorgebracht, weltweit gibt es insgesamt 350 unterschiedliche Spitzmausarten. Damit zählen sie zu den artenreichsten Familien der Zoologie.

Kein Wunder, dass es darunter auch Exoten gibt wie das kleinste Säugetier der Welt, die Etruskerspitzmaus. Kaum 2,5 Zentimeter groß und etwa fünf Gramm schwer ist sie etwa so groß wie ein Maikäfer. Nur noch die Schweinsnasen-Fledermaus ist ähnlich winzig.

Etrusker-Spitzmaus auf einem Feld

Winzig, aber mit großem Appetit: eine Etrusker-Spitzmaus

Was ist ein Insektenfresser?

Typische Merkmale aller Insektenfresser sind die spitze, sehr bewegliche Schnauze und die winzigen Knopfaugen, mit denen sie allerdings nur schlecht sehen können. Wichtiger für ihre Orientierung sind ihr gutes Gehör und ihr guter Tastsinn.

Bis auf wenige Gemeinsamkeiten sind Insektenfresser sehr unterschiedlich, was vor allem daran liegt, dass sie sich über die Jahrmillionen an ihre jeweilige Umgebung angepasst haben und jede Art ganz unterschiedliche Fähigkeiten entwickelt hat.

Ihre Hauptnahrungsquellen sind – wie der Name schon verrät – Insekten, aber auch kleinere Wirbeltiere wie zum Beispiel Frösche. Zu den Insektenfressern werden nur Säugetierarten gezählt. Echsen und Vögel gehören nicht dazu, auch wenn sie sich ebenfalls von Insekten ernähren.

Urahn aller Säugetiere?

Die Insektenfresser spielten in der Evolution der Säuger eine Schlüsselrolle, denn alle anderen heutigen Säugetiere stammen wohl von den ersten Insektenfressern ab. Zwar gibt es wenige fossile Funde von den direkten Vorfahren der heutigen Insektenfresser, daher ist die Entstehungsgeschichte noch nicht vollständig erforscht. Doch vermutlich suchten sich die kleinen Säuger schon zur Zeit der Dinosaurier eine Nische, in der sie trotz der Übermacht der Echsen überleben konnten.

Als die Eiszeit kam, spielten die Insektenfresser ihren Vorteil aus. Denn als Säugetiere waren sie den Dinosauriern um ein wichtiges Merkmal überlegen: Sie konnten als Warmblüter ihre Körpertemperatur selbst aufrecht erhalten und überlebten so die Eiszeit.

Meister der Anpassung

Es gibt fossile Funde eines Igel-Verwandten, der bereits vor mehr als 60 Millionen Jahren auf der Erde lebte. Die heutigen 25 Igel-Arten haben die Kunst der Anpassung von ihren Vorfahren übernommen. Doch während die Ur-Igel noch ein Fell hatten, kennen wir sie heute meist mit ihren bis zu 8000 Stacheln wie etwa den europäischen Igel.

Diese Form der passiven Verteidigung hat sie zu Überlebenskünstlern gemacht. Um sich vor Feinden zu schützen, rollt sich der Igel zu einer Kugel zusammen. Je stärker der Angreifer versucht, den zusammengerollten Igel zu knacken, desto stärker verletzt er sich an den robusten Stacheln. Nur Greifvögel, Störche, Dachse und Füchse können Igeln gefährlich werden.

Ihr zweiter Überlebenstrick ist der Winterschlaf: So können sie die nahrungs-, sprich insektenarme Zeit des Winters überstehen.

Schlafende Igel in einem Nest aus Blättern.

Tiefschlaf als Überlebensstrategie

Die Anpassungsstrategien von anderen Insektenfressern ermöglichen ihnen das Leben in für andere Arten eher feindlichen Umgebungen: Der Maulwurf zum Beispiel hat die Fähigkeit, sein ganzes Leben unter Tage zu verbringen. Nicht nur seine Sinnesorgane sind auf Dunkelheit ausgelegt, auch sein Körper hat sich der sauerstoffarmen Luft in der Erde angepasst: Maulwürfe besitzen, so schätzen Forscher, ein besonderes Molekül im Blut, das es ihnen erlaubt, Kohlendioxid-reiche Luft einzuatmen, ohne daran zu ersticken.

Mit diesen und anderen artspezifischen Anpassungen haben es die Insektenfresser geschafft, sich perfekt an ganz unterschiedliche Lebensräume anzupassen und sich so ihre Nische zu erobern.

(Erstveröffentlichung 2011. Letzte Aktualisierung 04.03.2020)

Quelle: WDR

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