Der deutsche Kolonialpionier Carl Peters um 1900.

Deutsche Kolonien

Wer war Hänge-Peters?

Der deutsche Kolonialist und Rassist Carl Peters bekam 1896 den Schimpfnamen "Hänge-Peters", als bekannt wurde, wie gewalttätig er die einheimische Bevölkerung in den deutschen Kolonien behandelte.

Von Kerstin Hilt

1884 hatte sich Peters eigenmächtig nach Afrika aufgemacht, um sich dort in fragwürdigen Verhandlungen Ländereien in der Nähe des Kilimandscharo anzueignen.

Wenig später stellte Reichskanzler Otto von Bismarck diese Gebiete, die inzwischen Deutsch-Ostafrika genannt wurden, unter deutschen Schutz. Bismarck berief Peters zu ihrem Reichskommissar – eine Position, die der cholerische Machtmensch gewissenlos ausnutzte.

Zum Politikum geriet schließlich die Affäre um sein schwarzes Dienstmädchen Jagodia, die ihm wohl auch sexuell zu Willen sein musste. Als sie sich Peters' Diener zuwandte, ließ er ihre Heimatdörfer dem Erdboden gleichmachen und beide erhängen – deshalb "Hänge-Peters".

Zeichnung: Standrechtliche Erschießung eines Schwarzen

Die deutschen Kolonialherren gingen in Deutsch-Ostafrika äußerst brutal vor

Die einheimische Bevölkerung reagierte mit einem Aufstand. 1892 wurde Peters aus Deutsch-Ostafrika abberufen. 1896 schließlich griff August Bebel von der SPD die Vorgänge in einer berühmt gewordenen Rede vor dem Reichstag wieder auf.

Bebel wählte dabei eine geschickte Strategie: Er zitierte genüsslich aus Peters eigenen Heldenschilderungen, in denen er einige seiner Entgleisungen minutiös ausgemalt hatte. Deren brisante Mischung aus Gewalt, Erotik und kolonialen Machtphantasien machte "Hänge-Peters" zum Stadtgespräch – und stellte damit letztlich den Kolonialismus insgesamt in Frage.

"Wenn Ihre Kolonialpolitik solche Folgen gebiert", wandte sich Bebel damals im Reichstag an die Regierung, "dann haben Sie alle Ursache, so rasch als möglich dem ganzen Afrika den Rücken zu kehren und Ihre Zivilisations- und Kulturarbeit hier in Deutschland zu vollenden."

Das geschah zwar nicht, aber immerhin wurde Peters ein Jahr später unehrenhaft aus dem Reichsdienst entlassen. Adolf Hitler hob dieses Urteil allerdings 1937 wieder auf. Denn während des Nationalsozialismus wurde Peters als Prototyp des deutschen "Herrenmenschen" gefeiert – unter anderem in einem Kinofilm mit Hans Albers.

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 08.04.2020)

Quelle: WDR

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