Otto von Bismarck
01:59 Min.. UT. Verfügbar bis 20.12.2027. Von Anja von Kampen/VisionX.
Persönlichkeiten
Otto von Bismarck
Otto von Bismarck war einer der wichtigsten Politiker Deutschlands und wird auch "der eiserne Kanzler" genannt. Durch seine aggressive Politik stieg Preußen zur führenden Macht auf. Bismarck wurde zum Volkshelden und 1871 zum ersten deutschen Reichskanzler.
Von Alfried Schmitz und Anette Kiefer
Kindheit und Jugend
Der Name Bismarck steht für soziale Reformen, aber auch für Kriegspolitik, für den Kampf gegen die katholische Kirche und gegen die Sozialisten. Die Ära Bismarck endete 1890, doch bis heute ist der Preuße einer der umstrittensten Politiker der deutschen Geschichte.
Otto von Bismarck wird am 1. April 1815 in Schönhausen bei Stendal im heutigen Sachsen-Anhalt geboren. Im selben Jahr wird auf dem Wiener Kongress nach Napoleons endgültiger Niederlage Europa neu geordnet.
Bismarcks Mutter stammt aus einer angesehenen Gelehrtenfamilie, sein Vater aus einem altpreußischen Adelsgeschlecht. Er verfügt über große Ländereien, großen Reichtum und großen politischen Einfluss. Er wird zum Vorbild für seinen Sohn, der nach seiner Schulzeit Jura in Göttingen und Berlin studiert.
Als die Mutter 1838 stirbt, bricht Otto von Bismarck sein Studium kurz vor dem Abschluss ab. Er kehrt zurück zum väterlichen Landgut und bewirtschaftet es gemeinsam mit seinem Bruder Bernhard. Nach dem Tod seines Vaters 1845 übernimmt Otto die Leitung in Schönhausen komplett.
Er lebt als wohlhabender Adeliger ("Landjunker"), heiratet die sehr religiöse Protestantin Johanna von Puttkamer und bekommt mit ihr Kinder: Marie, Herbert und Wilhelm.
Bismarcks Weg in die Politik
Neben seiner Arbeit engagiert sich Otto von Bismarck auch politisch. Als Mitglied des preußischen Vereinigten Landtages, der aus Vertretern der Stände zusammengesetzt ist, gehört er dem konservativen Lager an und ist ein Verfechter der Monarchie. Deshalb steht er im Revolutionsjahr 1848 auf Seiten des Preußen-Königs Friedrich Wilhelm IV.
Während dieser Volksaufstand vom preußischen Militär gewaltsam niedergeschlagen wird, sichert sich Bismarck durch seine Unterstützung das Wohlwollen des Königs. Der belohnt Bismarcks politisches Engagement und entsendet ihn 1851 nach Frankfurt am Main, wo Bismarck beim Deutschen Bund die Interessen Preußens vertreten soll.
Tatsächlich kämpft Bismarck nun vehement für eine Aufwertung der preußischen Position in der vom Hause Habsburg bestimmten deutschen Gesamtpolitik. 1858 übernimmt der liberalere Prinz Wilhelm von Preußen die Regierungsgeschäfte von seinem erkrankten Bruder.
Bismarck erkennt, dass der neue Regent nicht auf Konfrontationskurs mit Österreich gehen möchte, und schickt ihm eine mahnende Denkschrift. Darin spricht er von der nationalen Idee und vom großen Vorteil, den eine Machtexpansion Preußens mit sich bringen könnte.
Erster Kanzler des Deutschen Reiches
Wege zur Macht
Wilhelm I. reagiert besonnen auf Bismarcks mahnende Worte. Er schickt den aggressiven Junker für einige Jahre als preußischen Gesandten ins Ausland: zunächst nach St. Petersburg und später nach Paris.
Doch 1862 ist Bismarck wieder da – mitten in einer inneren Verfassungskrise zwischen König, Regierung, Abgeordnetenhaus und Militär. Es geht dabei um die Kontrolle über die Armee, die der König in seinen Händen halten möchte, und um haushaltspolitische Kompetenzen.
Bismarck erklärt sich dem König gegenüber bereit, notfalls auch gegen das Abgeordnetenhaus regieren zu können – also Entscheidungen gegen den Willen der vom Volk gewählten Vertreter durchzusetzen, eine äußerst undemokratische Idee. Der König ernennt ihn daraufhin zum Ministerpräsidenten.
Seine berühmte "Blut und Eisen"-Rede hält er vor dem wichtigsten politischen Gremium, der Budgetkommission des preußischen Landtages. Darin sagt Bismarck: "Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht... Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden große Fragen der Zeit entschieden,... sondern durch Eisen und Blut."
Damit hat Bismarck seine Karten auf den Tisch gelegt: Krieg ist für ihn das passende Mittel, um politische Interessen durchzusetzen und Preußens Macht auszubauen.
Bismarck setzte auf einen harten Politikstil
Mit "Eisen und Blut" für Preußens Gloria
Das aufkeimende nationale Bewusstsein in der Bevölkerung, der Traum von einem geeinten großen Deutschen Reich, ist der Nährboden für Bismarcks Kriegs- und Expansionspolitik, die Preußen zur stärksten Macht machen soll. Als es mit Dänemark zum Streit um die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein kommt, setzt Bismarck 1864 das Militär ein.
Preußische und österreichische Truppen bekämpfen und besetzen zusammen die Gebiete – der erste von drei sogenannten Einigungskriegen. Preußen übernimmt die Verwaltung Schleswigs, Österreich verwaltet Holstein.
Doch aus den Verbündeten des dänischen Krieges werden bald erbitterte Feinde. 1866 kommt es zum "Bruderkrieg" zwischen Österreich und Preußen, den die preußischen Truppen in blutigen Kämpfen für sich entscheiden können. Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes wird nun der erste wichtige Schritt auf dem Weg zur Einheit Deutschlands getan.
Der nächste Anlass für die Weiterführung seiner "Blut und Eisen"-Politik ergibt sich aus dem französisch-preußischen Eklat über die Besetzung des spanischen Throns, der 1870 zum Deutsch-Französischen Krieg führt.
Durch eine absichtliche Provokation in der so genannten "Emser Depesche" erreicht Bismarck, dass Frankreich Preußen die Kriegserklärung ausspricht. Dadurch ist der Bündnisfall eingetreten, so dass auch die süddeutschen Länder auf Seiten des Norddeutschen Bundes in den Krieg ziehen müssen.
Bismarck mit Kaiser Wilhelm I. während des deutsch-französischen Krieges
Bismarcks Aufstieg und Abgang
Der gemeinsame Sieg von Norddeutschem Bund und den süddeutschen Ländern über Frankreich wird von Bismarck sofort politisch genutzt. Am 18. Januar 1871 wird Wilhelm I. im Spiegelsaal von Schloss Versailles zum deutschen Kaiser ausgerufen (proklamiert) und der einheitliche deutsche Nationalstaat ausgerufen. Otto von Bismarck wird zum ersten Kanzler dieses neu geschaffenen Reiches.
Aufgrund seiner Größe, seiner militärischen Stärke und der rasant wachsenden Industrialisierung wird Deutschland zur stärksten politischen und wirtschaftlichen Macht in Europa. Doch kaum hat Bismarck dieses Ziel erreicht, tauchen innenpolitische Probleme auf.
Bismarck – in der Bildmitte in weißer Jacke – bei der Ernennung des ersten deutschen Kaisers
Mit scharfen Gesetzen versucht Bismarck, die Sozialisten, in denen er eine Gefahr sieht, in die Schranken zu weisen. Auch mit der katholischen Kirche und der ihr nahe stehenden Zentrumspartei liefert er sich eine harte Auseinandersetzung. Im sogenannten Kulturkampf entkräftet er den Einfluss der Kirche auf den Staat und führt die Zivilehe bindend ein.
Darüber hinaus sorgt er mit fortschrittlichen sozialen Reformen für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiterschaft. Als im so genannten Dreikaiserjahr 1888 Wilhelm II. Kaiser wird, sind die Tage Bismarcks gezählt.
Anders als seine Vorgänger möchte der neue Kaiser Bismarcks Macht beschneiden. Es kommt zum Streit und schließlich 1890 zum Rücktritt des Reichskanzlers. Als Bismarck acht Jahre später stirbt, gilt er bei vielen Deutschen längst als Volksheld und Vaterfigur des Deutschen Reiches. Zahllose Straßen werden nach ihm benannt, hunderte Denkmäler und Türme zu seinen Ehren errichtet. Viele davon stehen noch heute.
Doch auch die negativen Seiten seiner Regierungszeit sind bis heute unvergessen: Bismarck provozierte Kriege, war gegen die Demokratie und wie viele seiner Zeitgenossen auch Rassist, sagt der Geschichtsprofessor Christoph Nonn von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. So bleibt der "Eiserne Kanzler" eine widersprüchliche Figur der deutschen Geschichte.
Bismarcks Rücktritt: "Der Lotse geht von Bord"
(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 31.05.2023)
Quelle: WDR