Mahatma Gandhi – Indiens berühmtester Freiheitskämpfer Planet Wissen 12.10.2023 01:41 Min. Verfügbar bis 12.10.2028 WDR Von Andrea Ruby

Geschichte der Menschenrechte

Berühmte Menschenrechtler

Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Aung San Suu Kyi: Immer wieder gibt es Menschen, die beweisen, dass ein Einzelner die Geschicke der Welt verändern kann. Menschen, die mit Mut, Gewaltlosigkeit und Liebe erfolgreich für die Rechte der anderen kämpfen.

Von Julia Lohrmann

Mahatma Gandhi (1869-1948)

Mohandas Karamchand Gandhi wurde als einfacher Beamtensohn geboren. Sein absolutes Vertrauen in die Menschen und in die Menschlichkeit trug ihm den Namen "Mahatma" ein, zu Deutsch: "große Seele". Gandhi bewies mit seinem Leben, dass Gewaltlosigkeit möglich ist.

Seine Ablehnung von Gewalt war kompromisslos. Seine Waffen waren Selbstdisziplin, eine tiefe Achtung vor den Menschen und der Mut zum zivilen Ungehorsam.

Als junger Rechtsberater in Südafrika machte er seine erste persönliche Erfahrung mit Diskriminierung: Er wurde wegen seiner Hautfarbe aus einem Zug gewiesen und fand sich nachts allein auf einer einsamen Bahnstation wieder.

Damit begann sein Kampf für die Gleichberechtigung und die Befreiung Indiens von der britischen Kolonialherrschaft. Sein Ziel war das friedliche Zusammenleben aller Menschen in einer Atmosphäre gegenseitiger Achtung.

Mahatma Gandhi, indischer Politiker (Geburtstag, 02.10.1869) WDR ZeitZeichen 02.10.2019 14:54 Min. Verfügbar bis 29.09.2099 WDR 5

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Gandhi verzichtete auf Konsum, der abhängig macht, und kleidete sich in selbstgewebte Umhänge. In seiner spektakulärsten Aktion marschierte er mit knapp 80 Anhängern vom Landesinneren zum Meer, wo er symbolisch ein paar Körnchen Salz aufhob. Mit diesem Salzmarsch wollte Gandhi gegen das Salzmonopol der Briten demonstrieren und ein Zeichen gegen die Abhängigkeit Indiens setzen.

Er erfand immer neue Formen des gewaltlosen Widerstandes, die bis heute beispielhaft sind. Zusammen mit seiner Frau Kasturbai und seinen Kindern lebte er mitten unter den einfachen Menschen Indiens. Er gab ihnen Stolz, Würde und eine Stimme.

Gandhi zeigte der Welt, dass mutiges Handeln ohne jede Gewalt machtvoller sein kann als der Einsatz von Knüppeln, Kugeln oder Raketen. Im Alter von 78 Jahren wurde er von einem radikalen Hindu erschossen.

Mahatma Gandhi | Bildquelle: akg-images / GandhiServe India

Martin Luther King (1929-1968)

Der US-amerikanische Baptistenpastor ist wohl der bekannteste Kämpfer gegen die Unterdrückung der Afroamerikaner und für soziale Gerechtigkeit. Dabei zögerte und betete Martin Luther King lange, bevor er die Leitung der Protestaktionen der Schwarzen übernahm.

Seine Frau hatte gerade ihre Tochter Yolanda geboren und schwarze Führer waren schon häufiger ermordet worden. In den Südstaaten der USA verbreitete der rassistische "Ku Klux Klan" Angst und Schrecken, misshandelte und quälte die schwarze Bevölkerung. Diskriminierende Gesetze verstärkten das Leid.

Martin Luther King, amerikanischer Bürgerrechtler (Todestag 04.04.1968) WDR ZeitZeichen 04.04.2013 14:38 Min. Verfügbar bis 02.04.2053 WDR 5

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Doch nachdem sich die schwarze Näherin Rosa Parks geweigert hatte, ihren Busplatz für einen Weißen zu räumen, war die Zeit reif für Veränderungen. Es entstand eine der erfolgreichsten Menschenrechtsbewegungen der Geschichte mit dem jungen Pfarrer Martin Luther King an der Spitze.

Unterstützung bekam King von vielen Seiten. Im August 1963 demonstrierten mehr als 200.000 Amerikaner aller Hautfarben in Washington für Gleichheit und gegen Rassendiskriminierung. Kings Rede "I have a dream" ging in die Geschichte ein: "Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht nach der Farbe ihrer Haut, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden."

Tatsächlich wurden die diskriminierenden Gesetze nach und nach abgeschafft und zumindest auf dem Papier sind schwarze und weiße Amerikaner rechtlich gleichgestellt. Martin Luther King allerdings kostete der Kampf das Leben: Er wurde am 4. April 1968 in Memphis von einem Rassisten erschossen.

Martin Luther King bei einer Kundgebung 1963 in Washington | Bildquelle: picture alliance/dpa

Nelson Mandela (1918-2013)

28 Jahre seines Lebens saß der Anführer der Bewegung gegen die Apartheid in Südafrika im Gefängnis. Rassentrennung war die offizielle Politik der Regierung der weißen Minderheit in Südafrika. Schwarze Südafrikaner wurden konsequent ausgegrenzt. Es hieß, sie seien von Natur aus weniger wert als Weiße.

Im Gefängnis änderte Nelson Mandela seine Einstellung zu den Vorfällen in seinem Land und baute statt auf Hass auf die Liebe zu allen Menschen – egal ob schwarz oder weiß. Seine Inhaftierung empörte die Welt, seine unerschütterliche Haltung, sein Glaube an die Menschlichkeit brachte die Apartheid schließlich ins Wanken.

1990 wurde Mandela nach anhaltenden Protesten aus aller Welt aus dem Gefängnis auf Robben Island entlassen. Zusammen mit dem damaligen Präsidenten Willem de Clerk erhielt Nelson Mandela 1993 den Friedensnobelpreis. Bei den ersten freien Wahlen 1994 wurde er zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt.

Darauf folgte eine beispiellose Aufarbeitung der Rassentrennung. Die so genannte Wahrheitskommission hatte zum Ziel, die Verbrechen der Apartheid von beiden Seiten aufzudecken – und die Menschen miteinander zu versöhnen. In Südafrika siegte die Freiheit. Auch nach seinem Rückzug aus der aktiven Politik 1999 blieb Nelson Mandela ein lebendes Symbol für die Hoffnung. Im Dezember 2013 starb Mandela im Alter von 95 Jahren in Johannesburg.

Nelson Mandela | Bildquelle: wdr

Aung San Suu Kyi (*1945)

Ihre Heiterkeit ging ihr nicht verloren in den langen Jahren des Hausarrestes in Myanmar. Aung San Suu Kyi war überzeugt davon, dass sie ihren gewaltlosen Kampf für ein freies und demokratisches Myanmar gewinnen würde. In ihrem Heimatland herrschte von 1988 bis 2010 eine Militärdiktatur.

Trotz reicher Produktion an Nahrungsmitteln waren viele Menschen unterernährt. Arbeiter und Bauern verdienten nur Hungerlöhne, das Bildungssystem war zerstört, Kinderarbeit weit verbreitet.

Als Tochter eines hohen Militärführers und einer Botschafterin war Aung San Suu Kyi gebildet und von Gandhi und Martin Luther King inspiriert, als sie 1988 nach längeren Auslandsaufenthalten in ihre Heimat zurückkehrte. Sie gründete eine demokratische Partei und wurde zur Leitfigur einer Protestbewegung. Sie reiste durchs Land und erhob laut ihre Stimme.

Aung San Suu Kyi | Bildquelle: reuters/dpa

Die Militärs versuchten sie zu isolieren und stellten sie unter Hausarrest. Selbst als ihr Mann im Ausland im Sterben lag, durfte sie nicht mehr zu ihm reisen. Aber ihre Appelle für die Freiheit wurden in der ganzen Welt gehört. 1991 erhielt sie den Friedensnobelpreis.

Ihr Mut und ihre hohen Ideale gaben den Menschen in ihrer Heimat Hoffnung und den Glauben an die Zukunft. Nach dem Ende der Diktatur begann auch dank Aung San Suu Kyis jahrzehntelangem Kampf der Demokratisierungsprozess in ihrer Heimat.

2010 entließ die Militärregierung Myanmars Aung San Suu Kyi aus ihrem insgesamt 15 Jahre währenden Hausarrest. 2016 wurde sie Regierungschefin und Außenministerin von Myanmar.

2019 allerdings gerieten sie und ihre Regierung in die Schlagzeilen, weil in Teilen von Myanmar seit 2017 ein Völkermord an der muslimischen Minderheit der Rohingya stattfinde. Seit dem Militärputsch 2020 steht sie erneut unter Hausarrest.

Shirin Ebadi (*1947)

Sie hat gelernt, mit der Furcht zu leben, und lässt ihre Arbeit nicht von der Angst vor Repressalien beeinflussen. Shirin Ebadi war die erste weibliche Richterin im Iran. Nach der islamischen Revolution 1979 wurde sie gezwungen, ihr Amt aufzugeben.

Als Anwältin arbeitet sie nun für politisch Verfolgte und deren Familien, setzt sich für Kinder- und Frauenrechte ein. Für ihre mutige und offene Kritik an der religiösen Unterdrückung saß sie mehrfach im Gefängnis oder stand unter Hausarrest.

Ihren Optimismus hat sie dennoch nicht verloren. Sie glaubt, dass das iranische Volk seinen Weg finden wird, dass friedliche Reformen den Weg zu einer demokratischen Gesellschaft öffnen werden, die die Menschenrechte achtet und in der Frauen nicht länger diskriminiert werden. Sie glaubt an die Kraft der Menschen.

Besonders stolz ist sie auf ihre Arbeit für die Kinder. Sie gründete die erste iranische Kinderschutzorganisation, ein von ihr formuliertes Gesetz gegen Kindesmisshandlung wurde vom Parlament verabschiedet.

2003 erhielt Shirin Ebadi als erste muslimische Frau den Friedensnobelpreis. Diese Auszeichnung und ihr fortschreitendes Engagement sind eine Ermutigung für alle, die für die Menschenrechte kämpfen und zum Teil starkem Druck ausgesetzt sind. Vor allem für die islamische Frauenbewegung ist dies ein Signal der Hoffnung.

Wegen anhaltender Reperassilien in ihrem Heimatland setzt Shirin Ebadi seit 2009 ihren Kampf für die Menschenrechte aus dem Exil in London fort.

Shirin Ebadi | Bildquelle: dpa

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 22.04.2020)