Gefängnis

Berühmte Gefängnisse

Alcatraz, Guantanamo Bay, Tower of London – die Namen einiger Gefängnisse sind auf der ganzen Welt bekannt. Sei es wegen ihrer Haftbedingungen, ihrer Lage oder wegen berühmter Häftlinge. Oft sind solche Gefängnisse Schauplatz von Romanen oder Filmen.

Von Andrea Böhnke, Bärbel Heidenreich

Bastille

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – das waren die Schlagworte der Französischen Revolution. Am 14. Juli 1789 stürmte die Bevölkerung von Paris mit diesen Parolen die Bastille. Für die Menschen war das Gefängnis ein Symbol für die Grausamkeit von König Ludwig XVI. Angeblich mussten Gefangene, die in der Bastille untergebracht waren, Schreckliches ertragen.

Als die Revolutionäre in das Gefängnis eindrangen, erlebten sie allerdings eine Enttäuschung. Nur sieben Gefangene befanden sich in den Räumen. Bei einem Großteil handelte es sich um Verbrecher, die kleinere Vergehen begangen hatten.

Einige Jahrzehnte früher hatte die Bastille aber auch einen prominenten Insassen gesehen: 1717 saß Voltaire in dem Gefängnis ein. Der Literat hatte zuvor mehrere Adlige beleidigt.

Die Bastille-Gefängnis in Paris | Bildquelle: picture alliance / SZ Photo / Scherl

Newgate und Tower of London

Im 12. Jahrhundert war ein Gefängnis in England besonders berüchtigt: das Newgate-Gefängnis. Vor den Toren fanden früher Hinrichtungen statt, um das Volk zu belustigen. Newgate war ein beliebter Schauplatz in der Literatur, etwa in Charles Dickens’ Roman "Oliver Twist".

Der Tower of London galt dagegen als Gefängnis für die gehobene Klasse. Hier mussten unter anderem Heinrich VI. (1471), Eduard V. und der Herzog von York (1483) auf ihren Tod warten.

Gefängnisinsel Alcatraz

Alcatraz ist eine Gefängnisinsel, die in der Bucht von San Francisco in Kalifornien liegt. Das Gefängnis steht stellvertretend für ein ganzes Filmgenre: den Gefängnisfilm. Alcatraz hat den Ruf, dass niemand je lebend von der Insel flüchten konnte. Das reizte offenbar die Filmschaffenden.

1962 erschien der erste Film: "Der Gefangene von Alcatraz" mit Burt Lancaster. Darin geht es um einen Gefangenen, der in Isolationshaft lebt. 1979 kam der Film "Die Flucht von Alcatraz" mit Clint Eastwood in die Kinos.

Die reale Geschichte der Gefängnisinsel begann 1847. Ein Militärgouverneur kaufte den Mexikanern die Insel für 5000 Dollar ab. 15 Jahre später kamen die ersten Gefangenen auf die Insel. Doch erst 1934 war der Bau des Hochsicherheitstraktes abgeschlossen.

Viele bekannte Personen haben Alcatraz von innen gesehen, darunter der Gangster Al Capone. Alcatraz war früher das einzige Gefängnis in den USA, das Warmwasserduschen hatte.

Das hatte seinen Grund: Die Gefangenen mussten warm duschen, um sich nicht abhärten zu können. Das Wasser in der Bucht von Alcatraz ist so kalt, dass es in den 29 Jahren bis zur Schließung im Jahr 1963 niemandem gelang, die Küste lebend zu erreichen.

Gefängnisinsel Alcatraz vor San Francisco, USA | Bildquelle: Mauritius

Robben Island

Etwa zehn Kilometer vor Kapstadt liegt die Insel Robben Island. Mehrere Jahrhunderte lang gingen die Menschen hier auf Robbenjagd – daher auch der Name Robben Island.

1961 änderte sich das: Die Insel wurde zum Alcatraz von Südafrika. Vertreter der Apartheidregierung schickten ihre Gegner in das Hochsicherheitsgefängnis im Meer. Auch Nelson Mandela, später Präsident Südafrikas, landete auf Robben Island.

27 Jahre verbrachte er auf der Sträflingsinsel. Jeden Tag davon musste er in einem Steinbruch arbeiten. 1974 begannen Menschen auf der ganzen Welt Robben Island zu kritisieren. Die Haftbedingungen verbesserten sich daraufhin.

Heute ist die Insel ein Symbol für den Widerstand der schwarzen Bevölkerungsmehrheit in Südafrika. Seit 1996 ist das Gefängnis nur noch eine Touristenattraktion.

Gefängnisinsel Robben Island in Südafrika | Bildquelle: Picture Alliance

Stuttgart-Stammheim

Die Justizvollzugsanstalt in Stuttgart-Stammheim ist vor allem für ihre Insassen bekannt: Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und Irmgard Möller – die Mitglieder der Roten Armee Fraktion (RAF) saßen hier ein.

1975 wurde für sie ein Hochsicherheitstrakt neben der Haftanstalt gebaut. Dieser war gepanzert und mit Stahlnetzen überspannt. So sollte verhindert werden, dass auf dem Dach ein Hubschrauber landet. Damit reagierte man auf Befreiungsversuche, die zuvor anonym angekündigt worden waren.

1977 nahmen sich Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in ihren Gefängniszellen das Leben – Irmgard Möller überlebte. Sympathisanten der Terrorgruppe bestreiten bis heute, dass sich die drei Inhaftierten selbst umbrachten, sondern gehen von einem staatlich angeordneten Mord aus.

Hochsicherheitstrakt in Stuttgart-Stammheim (2002) | Bildquelle: dpa

Das Gefangenenlager in der Guantanamo-Bucht

1898, zur Zeit des Spanisch-Amerikanischen Krieges, besetzten die US-Amerikaner die Guantanamo-Bucht im Karibischen Meer im Süden von Kuba. Sie nutzten die Bucht zunächst als Militärstützpunkt.

Seit 2002 diente Guantanamo den US-Amerikanern als Gefangenenlager. Im sogenannten Camp X-Ray, übersetzt Röntgenstrahllager, brachten sie Gefangene unter, etwa Mitglieder der Taliban und Al-Qaida.

Als die Medien berichteten, dass die Haftbedingungen menschenunwürdig seien und die Gefangenen keine Gerichtsverfahren bekämen, schaltete sich unter anderem Amnesty International ein. Viele forderten die Schließung des Lagers.

2005 entschied ein US-Gericht, dass die Inhaftierung von Gefangenen ohne ordentliches Gerichtsverfahren gegen die US-Verfassung und Genfer Menschenrechts-Konventionen verstößt.

Gefangene werden von der US-Militärpolizei bewacht | Bildquelle: picture-alliance/ dpa / DB Shane T. Mccoy

(Erstveröffentlichung: 2005. Letzte Aktualisierung 24.06.2019)