Orangefarbene gekrümmte Stäbchen auf blauem Hintergrund - der Choleraerreger Vibrio cholerae unter einem Elektronenmikroskop.

Tropenkrankheiten

Die Entdeckung des Cholera-Erregers

1883 erreichte Europa eine Schreckensnachricht: Die Cholera war wieder aufgetaucht. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts war die Krankheit in Europa schon mehrmals ausgebrochen.

Von Sine Maier-Bode

Fest entschlossen

1883 sind die Mediziner entschlossen, den Kampf gegen die Seuche aufzunehmen. Forscher aus England, Frankreich und Großbritannien machen sich nach Ägypten auf, um dem Cholera-Erreger auf die Spur zu kommen. Unter ihnen befindet sich Robert Koch, Regierungsrat beim Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin.

Das 19. Jahrhundert ist das Zeitalter der medizinischen Entdeckungen. Dank verbesserter Mikroskope können sich Wissenschaftler ein ganz neues Bild von den Krankheiten des Menschen machen. Kleine Bakterien werden zum ersten Mal als Ursache von Krankheiten sichtbar.

Robert Koch selbst hat so 1879 den Milzbrand-Erreger und 1882 den Tuberkulose-Erreger entdeckt. Nun wollen er und seine Konkurrenten aus England und Frankreich den Cholera-Erreger ausfindig machen.

Auf der Suche nach dem Erreger

Kaum in Ägypten angekommen, beginnen sie, die erste Choleraleiche zu sezieren und den Kot von Erkrankten unter das Mikroskop zu legen. Im Darm der an Cholera Verstorbenen finden sie die erste Spur: eine besondere Art von Bakterien. Doch in Ägypten scheint die Epidemie abzuebben. Die Franzosen kehren zurück nach Europa.

Robert Koch hingegen macht sich mit seiner Mannschaft auf den Weg nach Indien. Im Dezember 1883 kann er dort mit seiner Arbeit beginnen.

In Kalkutta gibt es zahlreiche Choleraleichen. Sie alle haben eins gemein: In ihrem Darm befinden sich leicht gekrümmte Stäbchen. Koch gibt ihnen den Namen "Kommabazillen". Zudem findet Koch etwas extrem Wichtiges heraus: Die Bazillen werden vor allem durch Wasser übertragen.

Robert Koch, ein Mann mit Brille und weißem Spitzbart, sitzt vor einem Mikroskop an einem Tisch voller Gläser und Ampullen.

Robert Koch in Afrika, 1905

Epidemie in Hamburg

Nach einigen kurzen Abstechern nach Darjeeling, Delhi und Bombay kehrt Koch schließlich im Mai 1884 nach Berlin zurück. Ein Jahr später wird er mit der Leitung des neu geschaffenen Hygienischen Institutes in Berlin betraut.

Viele Städte richten sich nach den Empfehlungen, die aus den Erkenntnissen Robert Kochs stammen: Sie führen Abwassersysteme ein, die Trink- und Schmutzwasser streng voneinander trennen.

In Hamburg allerdings zögert man diese teuren Umbaumaßnahmen hinaus. Als 1892 erneut eine Cholera-Epidemie ausbricht, rächt sich das für die Hamburger fürchterlich: Täglich erkranken mehr als tausend Menschen, mehr als ein Drittel von ihnen stirbt. Der Grund ist das ungereinigte Trinkwasser.

Vor allem in den Armenvierteln wie dem Gängeviertel breitet sich die Cholera rasant aus. Als Robert Koch Hamburg besichtigt, spricht er entsetzt aus: "Meine Herren, ich vergesse, dass ich in Europa bin."

Insgesamt müssen die Hamburger 17.000 Kranke und 8600 Todesfälle beklagen. Endlich erkennt man auch in Hamburg die Gefahren, die das verseuchte Elb- und Leitungswasser mit sich bringen.

Kochs Erkenntnis, dass die Erreger sich über verseuchtes Wasser verbreiten, hat sich durchgesetzt. Die Stadtväter verbessern ihr Trinkwassersystem und richten ein neues Gesundheitssystem ein.

Mikroskopaufnahme des Cholera-Erregers

Cholera war zu Max von Pettenkofers Zeiten weit verbreitet

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 31.03.2020)

Quelle: WDR

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