Lebensmittel

Nüsse

Sie sind klein und wunderbar knackig – lange  waren Nüsse als Kalorienbomben verschrien, doch die Wissenschaft hat nach und nach ihre ihre guten Eigenschaften entdeckt. Nüsse sind voll gepackt mit Mineralstoffen, pflanzlichem Eiweiß und Vitaminen. 

Von Claudia Füßler

Nicht jede Nuss ist eine Nuss

Als kleiner Snack für die schnelle Energie zwischendurch, geröstet auf dem Salat oder als besonderes Extra auf dem Kuchen: Die Deutschen knabbern gerne Nüsse. Etwas mehr als vier Kilo verzehrt jeder Bundesbürger pro Jahr. Das darf nach Meinung von Experten gerne noch mehr sein, denn die knackigen Kerne sind trotz ihres üppigen Fettgehalts wahre Nährstoffbomben.  

Doch Nuss ist nicht gleich Nuss. Genau genommen ist es sogar ziemlich kompliziert. Denn im botanischen Sinne sind viele Nüsse, die wir so nennen, gar keine. Wissenschaftlich korrekte Nüsse gehören zu den sogenannte Schließfrüchten. Sie fallen in geschlossenem Zustand von der Pflanze ab und öffnen sich auch später nicht, wenn sie reifen.

Die Fruchtschale dieser Nüsse, auch Perikarp genannt, ist komplett verholzt, die Früchte enthalten meist nur einen einzelnen Samen. Aus dieser Definition ergibt sich automatisch, welche Früchte tatsächlich Nüsse sind: die Walnuss, die Haselnuss, die Edelkastanie (Maroni) und die Macadamianuss zum Beispiel.

Seltener essen wir Hanfnüsse, Eicheln oder Bucheckern, alle drei ebenfalls echte Nüsse. Eine Sonderstellung nimmt die Erdnuss ein, die zu den Hülsenfrüchten zählt. Da ihre Frucht jedoch geschlossen bleibt, wird sie auch als Nuss behandelt.

Bucheckern liegen auf einem Tisch ausgebreitet, teils mit Hülle

Ist eine echte Nuss: die Buchecker

Nüsse können Allergien auslösen

Zudem gibt es eine Menge Früchte, die kein Botaniker den Nüssen zuordnen würde, die wir allerdings als Nüsse kennen. Kokosnuss, Mandel, Pistazie und Pekannuss sind allesamt die Steinkerne einer Steinfrucht. Cashewnuss, Muskatnuss und Paranuss sind jeweils Samen einer Frucht. Und die Erdmandel, die von vielen vermutlich aufgrund ihres stark nussigen Aromas als Nuss fehlgedeutet wird, ist eigentlich eine Pflanzenknolle.

Egal ob echt oder nicht: Nüsse können mehr als andere Lebensmittel Allergien auslösen. Bei einigen Menschen erkennt der Körper das in der Nuss enthaltene Eiweiß nicht als reinen Nährstoff, sondern deklariert es als gefährlichen Eindringling und wirft das Notprogramm an. Er schüttet viel Histamin aus, bei den Betroffenen kommt es zu Schwellungen und einem Brennen in Mund und Rachen bei leichten Allergien.

In schweren Fällen können ein schwerer Ausschlag an unterschiedlichen Körperstellen und sogar Atemnot hinzukommen. Diese Allergiker reagieren meist bereits auf kleinste Mengen der fraglichen Nuss, sie müssen beim Essen in Restaurants oder Kneipen also genau nachfragen, ob etwas von dem Allergen verarbeitet worden ist.

Eine Therapie der Nussallergie gibt es bisher nicht, es helfen nur Sorgfalt und Verzicht. Zum Glück sind die Betroffenen meist nicht auf alle echten und unechten Nüsse allergisch.

Geschlossene und geöffnete Pistazien

Ist eigentlich der Steinkern einer Steinfrucht: die Pistazie

Schon im Altertum beliebt

Nüsse sind schon seit mehreren Tausend Jahren ein beliebtes Nahrungsmittel. Der römische Gelehrte Plinius der Ältere erklärt in seinem Buch über Baumzucht unter anderem, wie man den Walnussbaum anpflanzt und richtig pflegt. Seinen Aufzeichnungen zufolge kam die Walnuss im 7. bis 5. Jahrhundert vor Christus mit den Griechen nach Europa.

Die alten Römer waren es dann vermutlich, die die Walnuss – die "nux gallica", also gallische Nuss – nach Deutschland brachten. Die gallische Nuss erhielt hier den Namen Walch- oder Welschbaum. Daraus entstand später die Bezeichnung Walnussbaum.

Bereits im Mittelalter wurden Walnüsse in Obstgärten angepflanzt, die kommerzielle Nutzung nahm ihren Anfang jedoch erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals legte der Gärtner Joseph Sexton bei Santa Barbara im US-amerikanischen Kaliforniern den ersten Walnussgarten an. Heute ist Kalifornien der größte Walnussexporteur der Welt.

Nüsse waren im Altertum nicht nur eine beliebte Speise, sie eigneten sich auch hervorragend zum Spielen. Ob als Murmeln, Punkte oder kleine Wurfobjekte, den Kindern gingen die Ideen nicht aus.

Haselnuss

Perfekt verpackt: eine Haselnuss

Nüsse und ihre Mythen

Lange galten Nüsse als Speise der Götter. Vermutlich, weil sie sehr nahrhaft sind und dabei besonders gut schmecken. Sie wachsen im Sommer und sind derart sicher verpackt, dass sie lange halten und den Menschen auch in der kalten Jahreszeit Nahrung verpflegen können. Kein Wunder, dass der heilige Nikolaus sie gern in die Schuhe der Kinder steckte. Die Schokolade, wie wir sie heute gerne als kleine Gabe am 6. Dezember verschenken, kam erst sehr viel später in Mode.

Walnüsse, Haselnüsse und Mandeln sind Symbole der Fruchtbarkeit. Auch hier spielt vermutlich wieder der hohe Nährstoffgehalt eine Rolle. Der Haselnuss haftet darüber hinaus der Mythos eines Schutzbaumes an.

Sie soll die erste Pflanze gewesen sein, die die letzte Eiszeit in Mitteleuropa unbeschadet überstanden und sich dann derart schnell ausgebreitet hat, dass die Menschen sie als Nahrungsquelle nutzen konnten. Es entspann sich die Legende, die Haselnuss halte das Böse vom Menschen fern. So mancher Bauer pflanzte sich aus diesem Grund einen Strauch auf den Hof.

Wo genau die Mandel ihre Wurzeln hat, ist bis heute nicht ganz klar. Wissenschaftler vermuten, dass diese alte Kulturpflanze ursprünglich aus Asien stammt. Schon vor vielen tausend Jahren könnten reisende Händler sie nach Europa gebracht haben.

Die Mandel gilt als Symbol der Unschuld und unbefleckten Empfängnis, bis heute gibt es in vielen europäischen Ländern den Brauch der Hochzeitsmandeln. Dabei wird dem Hochzeitspaar eine ungerade Zahl – unteilbar, wie die Liebe – an Mandeln geschenkt. Die Mandel mit ihrem bittersüßen Geschmacks steht dabei sinnbildlich für das Leben mit seinem steten Auf und Ab.

Nüsse vor Nikolausstrumpf

Nüsse werden schon lange als Gabe zu Nikolaus gereicht

Nussöle für Ernährung und Körperpflege

Nüsse werden hauptsächlich roh in ihrer ursprünglichen Form gegessen. Der hohe Fettgehalt macht sie jedoch auch zu idealen Öllieferanten. Unter anderem aus Walnüssen, Haselnüssen, Mandeln und Macadamianüssen werden Öle gepresst, die aufgrund ihres einzigartigen und oft sehr intensiven Aromas nicht nur in der Küche ihre Fans haben.

Nussöle sind aufgrund der enthaltenen Fettsäuren und Linolensäure – vor allem Walnussöl – auch gut für die Körperpflege: Man riecht damit nicht nur besonders lecker, sondern pflegt die Haut nachhaltig mit einem natürlichen und umweltfreundlichen Produkt.

Walnüsse und eine Flasche helles Walnussöl stehen auf dem Tisch

Gut für Salat und Haut: Walnussöl

(Erstveröffentlichung 2017. Letzte Aktualisierung 11.12.2019)

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Quelle: WDR

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